TransFair oder unfair?

Jetzt auch Tee aus fairem Handel auf dem Markt / Kritik am TransFair-Konzept für Tee  ■ Von Thomas Mösch

Hamburg (taz) – Nach Kaffee gibt es nun in Deutschland auch Tee mit dem „TransFair“-Siegel zu kaufen. Gestern teilte der von 33 Organisationen getragene Verein TransFair mit, daß sich bereits 25 Unternehmen des Teehandels verpflichtet hätten, Tee zu einem „fairen Preis“ anzubieten. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Jürgen Hammelehle von Brot für die Welt, erklärte, der Tee mit dem Gütesiegel stamme weitgehend aus privat oder staatliche gemanagten Plantagen, wo TransFair die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Pflückerinnen und Arbeiter verbessern will.

Doch anders als beim Kaffee ist die TransFair-Idee beim Tee nicht unumstritten. Martin Moritz von der Vermarktungsorganisation „El Puente“ in Hildesheim hält nicht viel vom Transfair-Konzept für Tee. „El Puente“ beliefert seit 20 Jahren „Dritte-Welt“-Läden mit Produkten aus armen Ländern. Unterstützt werden sollen demokratische Strukturen, das heißt vor allem Genossenschaften.

Genau die aber stehen beim TransFair-Tee nicht mehr im Vordergrund. Beim Kaffee ist das anders. Da setzt auch TransFair vor allem auf Kleinbauern und Kooperativen. „Beim Tee jedoch“, gibt Harald Gruber von TransFair zu, „kommt man nicht weit, wenn man sich auf Kleinproduzenten und Genossenschaften beschränkt.“ Tee werde eben hauptsächlich auf Plantagen angebaut, die sich in privater Hand befinden.

Der Tee-Weltmarkt ist nicht so ungerecht

Genau diese Produktionsstruktur veranlaßt Ulli Anders vom alternativen Kaffee-Vermarkter „El Rojito“, die TransFair-Idee für Tee abzulehnen. Beim Kaffee gebe es eine klar auszumachende benachteiligte Produzentengruppe: die Kleinbauern. Die Tee- Produzenten seien jedoch – zumindest im Hauptanbauland Indien – keineswegs benachteiligt oder gar vom internationalen Markt ausgeschlossen. „Beim Tee gibt es keinen offensichtlich ungerechten Weltmarkt“, so Anders. Für Kaffee lägen die Preise meist unter den Produktionskosten, beim Tee sei dies nicht so. Er meint, TransFair täte besser daran, sich auf Produkte wie Kakao oder Zucker zu konzentrieren, an denen die Ungerechtigkeit des Weltmarkts viel besser zu zeigen sei.

TransFair selbst verweist darauf, daß die meisten Partnerplantagen durchaus keinen einfachen Zugang zum Markt hätten. So besäßen viele keine eigene Exportlizenz. „Wir bemühen uns um Anbaugebiete, die es international nicht einfach haben, zum Beispiel Tansania, Sri Lanka und Nepal“, betont Harald Gruber. Und schließlich gehe es ja nicht darum, die Eigentümer der Pflanzungen zu fördern. Das Geld, das TransFair zusätzlich zum Weltmarktpreis zahle – 2,50 Mark pro Kilogramm – komme ja den ArbeiterInnen zugute. Und die seien noch mehr benachteiligt, als beispielsweise Kleinbauern, die immerhin eigenes Land hätten.

Kritiker monieren aber auch, daß ökologischer Anbau von TransFair nur nebenher gefördert würde – für Bio-Tee zahlen die Siegel-Träger noch mal 50 Pfennige pro Kilo drauf. Harald Gruber aber steht dazu, daß TransFair kein Öko-Siegel ist. Es stünden eben ganz klar die sozialen Standards im Vordergrund, etwa die Einhaltung von Tariflöhnen und Ächtung von Kinderarbeit.