Trainerwechsel bei Hannover 96: Nobody mit Mut

Überraschung zum Jahresende bei Hannover 96: Sportdirektor Dufner verpflichtet Tayfun Korkut als ersten türkischstämmigen Bundesliga-Coach.

Tayfun Korkut, hier noch als Jugendtrainer Bild: dpa

HANNOVER dpa | Der Fußball-Bundesligist Hannover 96 hat den bislang nur Insidern bekannten Tayfun Korkut überraschend als neuen Trainer präsentiert. „Korkut ist ein wahnsinnig talentierter Trainer, von dem wir vollkommen überzeugt sind“, sagte Sportdirektor Dirk Dufner der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag über den ersten türkischstämmigen Trainer in der Fußball-Bundesliga.

„Ich danke Hannover 96 ausdrücklich für das Vertrauen, mir diese Chance zu geben“, sagte der gebürtige Stuttgarter Korkut, der seine Spielerkarriere einst bei den Stuttgarter Kickers in der Regionalliga begonnen hatte. Für ihn ist der Job in Hannover der erste hauptverantwortliche Chefposten im Männerbereich.

Er erhält einen Vertrag bis 2016 und wird am Freitag vorgestellt. Am Sonntag steht er erstmals zum Trainingsauftakt mit seinem neuen Team auf dem Platz. „Vor uns liegt eine anspruchsvolle, aber auch faszinierende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, sagte Korkut, der 2011 in Köln die deutsche Fußballlehrer-Lizenz erwarb.

„Wir wollten einen jungen Trainer mit klaren Vorstellungen, der konzeptionell arbeiten kann“, sagte Dufner. Damit passe Korkut genau ins Konzept von 96. Der 42-fache türkische Nationalspieler war nach seiner Profizeit in Spanien und der Türkei bislang nur im Jugendbereich hauptverantwortlich tätig, unter anderem beim VfB Stuttgart und bei 1899 Hoffenheim. Bis Sommer 2013 war der gebürtige Stuttgarter Co-Trainer des türkischen Nationalteams.

Keine B- oder C-Lösung

Bislang galt der frühere Interimscoach des Hamburger SV, Ricardo Moniz, als Favorit auf die Nachfolge des gefeuerten Mirko Slomka. „Das ist keine Entscheidung gegen einen anderen Trainer, sondern für Korkut, von dem wir absolut überzeugt sind“, sagte Dufner: „Wir haben von Anfang an mit mehreren Trainern gesprochen.“

Der 96-Sportdirektor widersprach vehement dem Eindruck, Korkut sei nur eine B- oder C-Lösung, nachdem Wunschkandidat Thomas Schaaf abgesagt hatte und andere vermeintliche Kandidaten wir André Breitenreiter (Paderborn) oder Frank Kramer (Fürth) nicht realisierbar gewesen seien. „Ich habe dazu lang geschwiegen, aber es ist unglaublich, dass jemand wie Breitenreiter, der bei uns nie ein Thema war, sich selbst in Spiel bringt“, echauffierte sich Dufner: „Und dann plötzlich öffentlich über Facebook absagt, als er gemerkt hat, dass ihn keiner haben will. Das ist einfach unfassbar.“

Dufner ist sich durchaus bewusst, dass er mit dieser Personalie erstmals voll in der Verantwortung bei 96 steht. Der im Frühsommer aus Freiburg nach Hannover gewechselte Manager führte die Verhandlungen mit Korkut und überzeugte Clubchef Martin Kind. „Martin Kind ist jemand, der sich sehr schnell mit mutigen Entscheidungen anfreundet“, berichtet Dufner darüber.

Die Entscheidung kommt nicht nur überraschend, sie birgt auch ein gewisses Risiko. Das 96-Team, das unter Slomka in der Hinserie auswärts nur Niederlagen kassierte, muss zum Rückrundenstart in vier Spielen dreimal in der Fremde ran. Daheim empfangen die Niedersachsen zudem die Top vier der Liga: Bayern München, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund. „Das ist uns durchaus bewusst“, sagte Dufner dazu: „Wir sind aber davon überzeugt, erfolgreich zu sein. Wenn nicht, stehen wir das gemeinsam durch.“

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