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Trainerkrise beim 1. FC NürnbergDer Nächste, bitte!

Nürnberg entlässt Trainer Valérien Ismaël nach nur 133 Tagen Amtszeit. Für die Misere beim 1. FC machen aber viele Sportdirektor Martin Bader verantwortlich.

Wurde beim 1. FC Nürnberg vor die Tür gesetzt: Valérien Ismaël Bild: dpa

Als die Aufsichtsräte des 1. FC Nürnberg am Montagabend um kurz nach 23 Uhr vor die Medienvertreter traten, verkündeten sie eine Entscheidung, die niemanden mehr überraschte: Nach 133 Tagen im Amt ist Valérien Ismaël nunmehr Extrainer des 1. FC Nürnberg.

„Ismaël ist mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Grethlein nach der Sitzung. „Es war keine leichte Entscheidungen, deshalb hat es so lange gedauert.“

Dem Vernehmen nach hatte das Gremium allerdings auch so lange getagt, weil Aufsichtsrat Günter Koch zum wiederholten Male die Abwahl der beiden Vorstände Ralf Woy (Finanzen) und Martin Bader gefordert hatte – und damit zum wiederholten Mal scheiterte. Doch Koch ist nicht der Einzige, der Bader längst für den Hauptverantwortlichen der Nürnberger Talfahrt hält.

Die Trennung von Ismaël hatte sich allerdings abgezeichnet. In 13 Spielen holte der Verein, der in der Vorsaison noch Bundesligist war, nur 14 Punkte und kassierte 24 Gegentore. Nach der 1:2-Niederlage beim SV Sandhausen, einem Verein, der zuvor in dieser Spielzeit noch nie mehr als einen Treffer pro Spiel erzielt hatte, hatte Ismaël keine Argumente mehr.

Eine Spielidee ist nicht vorhanden

Zu eklatant waren mal wieder die defensiven Defizite gewesen, zu offensichtlich, dass weder die Routiniers wie Javier Pinola (verschuldete den zweiten Sandhäuser Treffer) noch Spieler, die er selbst beförderte (wie Keeper Patrick Rakovsky, der den ersten zu verantworten hatte), gehobenen Zweitligaansprüchen genügen. Vom weitgehenden Fehlen einer Spielidee ganz zu schweigen.

Bei der Anhängerschaft des 1. FC Nürnberg, zu dessen Spielen nach wie vor über 30.000 Menschen im Schnitt kommen, stößt die Freistellung von Ismaël derweil auf ein geteiltes Echo. Der Franzose, der zuvor erfolgreich die U23 des Wolfsburg gecoacht hatte, war zu kurz im Amt, um nachhaltig für sich werben zu können.

Zudem ist die sportliche Bilanz ja auch tatsächlich alles andere als zufriedenstellend. Dass sich der Aufsichtsrat zum Handeln gezwungen sah, verwundert also kaum jemanden. Allerdings finden viele Fans, dass die Maßnahme zu kurz greift: Seit dem Weggang von Dieter Hecking in der vorletzten Winterpause hat der Club nicht weniger als vier Trainer verschlissen, die Abwärtsentwicklung dauert allerdings an.

Inhaltlich eine schwere Fehlleistung

Dementsprechend massiv rückt der Sportdirektor ins Zentrum der Kritik. Martin Bader, der heute sein elfjähriges Dienstjubiläum in Nürnberg begeht, wird als Verdienst zugeschrieben, dem einstigen Chaosverein seriöses Wirtschaften verordnet zu haben. Allerdings bestreitet auch die stets sinkende Zahl seiner Befürworter – neben vielen Aufsichtsratsmitgliedern ist das vor allem die Ultra-Szene des FCN – nicht, dass seine sportliche Kompetenz überschaubar ist.

Vor der Saison erklärte er den Verein zum natürlichen Anwärter auf den sofortigen Wiederaufstieg. Das war sowohl taktisch als auch inhaltlich eine schwere Fehlleistung. Zum einen setzte er damit seinen Trainer unnötig unter Druck, wohlwissend, dass in dessen Startformation derzeit genau zwei Spieler stehen, die bereits in der Vorsaison hier spielten. Und zum anderen hatten sowohl innerhalb als auch außerhalb des Vereins viele schon im Sommer erkannt, dass dem Club eine schwierige Saison bevorstehen würde, weil die Qualität des Kaders, den Bader zusammengestellt hatte, doch arg überschaubar blieb.

Unterstützung im Aufsichtsrat wankt

In die Internetforen der Nürnberger Medien dürfte Bader derweil weniger gern schauen. Die meisten Beiträge fordern dort unverhohlen seine Ablösung, einige befürworten sogar eine Rückkehr von Extrainer Gertjan Verbeek, dessen Ablösung Bader im vergangenen April veranlasste. Und offenbar schwindet auch die Unterstützung im Aufsichtsrat, der bisher als feste Bastion des Vorstands galt.

„Das Klima hat sich geändert“, sagte der Vorsitzende Grethlein. „Der Aufsichtsrat wird sich kritisch mit den Strukturen des Vereins auseinandersetzen, weil die sportliche Entwicklung in den letzten eineinhalb Jahren alles andere als zufriedenstellend war.“ Darin, immerhin, besteht Einigkeit in Nürnberg.

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