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■ Der populäre KonzertführerTränen, Zulus, Schmetterlinge

DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER

Tränen, Zulus, Schmetterlinge

Balladen verkaufen sich immer gut, und mit den Schlüsselwörtern „Musik für die Seele“ oder „Musik zum Träumen“ hat man die chronischen Feuerzeugschwenker schon fest am Haken. Die Berliner Band Poems for Laila drückt wohl zur Zeit in Deutschland am geschicktesten auf die Tränendrüsen, aber ob Sänger und Leader Nickolai Tomas nach einer radikalen Umbesetzung auch noch mit den neuen Musikern das rechte „leidenschaftliche Pathos“ findet, wird sich heute abend um 20.00 Uhr im Modernes erweisen.

Einer der stilbildenden Meister der Jazzgitarre ist Attila Zoller, dessen Mischung von swingenden Bebop—Phrasierungen mit volkstümlichen Klängen seiner Heimat in den 60er Jahren in den Bands von Stan Getz, Lee Konitz oder Herbie Mann zu hören war. In seiner eigenen Band spielte eine Zeitlang immerhin der junge Herbie Hancock, aber eine der besonderen Vorlieben Zollers galt dem Jazzduo. Mit Albert Mangelsdorff hatte er viele Jahre lang eine sehr fruchtbare musikalische Zweierbeziehung, sein neuer kongenialer Partner ist seit einiger Zeit nun der Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid. Das Duo spielt am Samstag (18.9.) um 20 Uhr im Vegesacker KITO. Ein schreibender Kollege fühlte sich bei einem Konzert des Duos an das „Hin— und Herflattern eines Schmetterlings“ erinnert.

In Hemelingen dröhnt das Aladin nicht mehr allein auf weiter Flur. Direkt nebenan eröffnet am Freitag das „Tanz und Veranstaltungslokal“ Tivoli, und schon am Montag kann man beim Konzert von Johnny Clegg & Savuka testen, ob der Architekt schon mal was von Akustik gehört hat. Der südafrikanische Sänger war einer der Vorreiter der World—Music: Er hat Zulutänze, keltische Weisen, Rockmusik und die süßen, hohen Gitarren Afrikas schon zusammengemischt, als die United Colors of Peter Gabriel oder Paul Simon noch nicht chic waren.

Wenn zwei Sängerinnen Jenny und Malin Bergren heißen, ihnen zwei nette Jungs mit den Namen Jonas und Ulf Ekberg zur Seite stehen und die Band zu allem Überfluß auch noch aus Göteborg kommt, dann läßt sich ein beängsigendes Gefühl von Deja—vu kaum vermeiden. Die Musiker von Ace of Base müssen das Erfolgsrezept von Abba genau studiert haben, denn auch ihre Singles sind auf größtmögliche Popularität hin durchkalkulierte Gassenhauer. Ob die Band ihre Dancefloor—Grooves, konventionellen Rockelemente und Schlagermelodien auch auf der Bühne so geschickt zusammenbasteln kann, läßt sich am Dienstag (21.9.) um 20 Uhr im Modernes überprüfen. Willy Taub

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