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Touristischer Entzug -betr.: Interview mit den Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken am 26.7.88

betr. Interview mit dem Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken am 26.7.88

Welche Anmaßung und Ignoranz spricht doch aus den Worten, die der Bundestagsabgeordnete Hinsken äußerte.

Es sind Überheblichkeit und diese Art von kleinkariertem Denken, die uns im Ausland unbeliebt machen und das Bild vom „häßlichen Deutschen“ prägen. (...) Schon drohen wir den Italienern mit touristischem Entzug. Glauben wir inzwischen, wirklich alles und alle kaufen zu können? Merken wir denn gar nicht, daß die wesentlichen Dinge des Lebens mehr und mehr abhanden kommen, weil uns die Scheuklappen des Wohlstandes die Sicht dazu versperren?

Was gehen uns eigentlich Entscheidungen an, die die Italiener treffen, weil sie - die Italiener - diese als richtig ansehen und für dringend erforderlich halten. Es handelt sich hier doch wohl in erster Lnie um Entscheidungen, die aus verantwortungsbewußten Überlegungen heraus getroffen wurden. Überlegungen, die einer so hohen Ebene von Verantwortung entspringen sind bei unseren Politikern leider Mangelware. So peitschen sie denn die heiligen Kühe, die einen Auspuff haben, auf vollen Touren weiter - die kleingeistigen Nicki Laudas unserer Gesellschaft - zu Lasten von Umwelt und als Gefahr für die gemäßigteren Verkehrsteilnehmer, von hohen PS -zahlenverseuchter und benzindunstvernebelter Hirnsubstanz getrieben, um ihren kümmerlichen Rest von Wertgefühl zu mehren. Insgeheim zittern sie wohl schon alle bei dem Gedanken, daß das italienische Verkehrsexperiment positiv ausfallen könnte. (...)

Heinz Hergenhahn, Flörsheim

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