■ Schöner Leben: Tour de Toulouse
Dem Meister schwante freilich, wo es einmal enden würde mit seiner Kunst. Da gab er doch lieber gleich nach und malte jede Menge Poster für die WG-Flure unserer zwielichtigen Jahre, weiß Gott. Und so war es wohl auch am besten.
Denn jetzt ist die Bremer Toulouse-Lautrec- Ausstellung ein rechter Knaller, das Merchandising klappt optimal (Sammeltassen! Aristide-Krawatten!), und selbst die werbe-treibende Wirtschaft brummt endlich wieder einmal zufrieden vor sich hin: Schon hängen Toulouse-Lautrec-Bilder in der kongenialen Lloyd-Passage, schon verkauft Karstadt einen ehedem harmlosen Roten als „Toulouse- Lautrec-Wein“, und auf dem Plakat steht so etwas wie: „Diesen Wein hätte Ihnen Toulouse-Lautrec auch empfohlen!
Der alte Suffschädel hätte wahrscheinlich die ganzen Flaschen selber weggegurgelt, aber gut, ansonsten ist dies alles wahr und schön, wenn auch leider wieder nur mit typisch bremischer Halbherzigkeit vollführt. Wo bleibt denn die „Toulouse-Lautrec-Tombola“ zugunsten des Bürgerparkvereins? Wo der volkstümliche „Moulin-Rouge-Ball“ mit Gerd Mindermann in der Stadthalle? Wo vollends die „Pariser Sofa-Nächte“ (Keine Beratung! Kein Verkauf!) bei Möbel Meyerhoff? Wo? Da kann man lange warten; ja selbst zum Allernächstliegenden muß man unserer Marktwirktschaft anscheinend noch Mut machen. Sonst gäbe es längst die sensationelle „Toulouse-Lautrec-Nightlife-Tour“ durch die schönsten Puffs unserer kleinen Stadt. Parole: „Hier hätte der Meister auch gemauselt!“ Manfred Dworschak
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