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Tour de France vor EntscheidungStunde der Verzweifelten naht

Die Tour de France nähert sich den Alpen. Am Wochenende könnte der Kampf ums grüne und gelbe Trikot vorentschieden werden.

Lance Armstong und Mark Cavendish steht ein nervenaufreibendes Wochenende bevor. Bild: ap

VITTEL taz | Ein zweigeteiltes Wochenende bietet die Tour de France. Am Samstag dürfen noch einmal die Jäger des grünen Trikots um Sprint-Punkte kämpfen. Der wellige Kurs durch die Vogesen mit leicht ansteigendem Finale könnte Thor Hushovd entgegenkommen. Aber das Columbia-Team um den Briten Mark Cavendish hat demonstriert, dass es auch bergauf ein Höllentempo vorlegen kann, das niemandem erlaubt, einfach so davonzuschnellen.

"Es ist das Team", stößt Cavendishs Rivale Oscar Freire hervor. "50 Prozent des Erfolgs von Cavendish macht die Vorarbeit von Team Columbia aus", meint der Spanier, der aber trotzdem nicht tauschen will vom mit Wiener Humanplasma-Geruch umwehten Rabobank-Rennstall zum ach so erfolgreichen und sich auch ach so sauber präsentierenden Columbia-Haufen.

Freire, letztjähriger Gewinner des grünen Leibchens, ist aber bereits ausgestiegen. Bleibt noch Thor Hushovd als Konkurrent für Cavendish: Für vor Staunen offene Münder sorgte er mit einem Ritt durch die Pyrenäen. Dabei räumte der Norweger bei Zwischenwertungen jene Punkte ab, die ihm zwischenzeitlich Grün bescherten. Doch seit Cavendish auch um Punkte bei den Zwischensprints kämpft, ist beim Norweger die Hoffnung aufs grüne Textil arg geschrumpft.

Am Sonntag hingegen schlägt die Stunde der Gelb-Verzweifelten. Von Cadel Evans, Denis Mentschow oder Fränk Schleck wird eine Attacke auf der Abfahrt vom Col des Mosses hinunter ins Städtchen Aigle erwartet. Sie sind schon weit hinter den Astana-Cracks Alberto Contador und Lance Armstrong zurück.

Ein Angriff auf dem Schlussanstieg nach Verbier aber brächte selbst bei erfolgreicher Durchführung nur geringe Zeitunterschiede. Die Auffahrt zum Col des Mosses ist eine Bagatelle. Also bleibt nur die Abfahrt. Vielleicht aber legt Astana einen Zwischenstopp mit Kaffeetrinken bei der UCI ein. Die hat ihren Sitz in Aigle.

Wenn die Astana-Männer Sinn für Ironie haben, bleiben sie genau die 55 Minuten dort, die ihnen der Antidopingkommissar am Samstag in Andorra gewährt hat. Wenn nur Contador zum Scherzen zumute ist, dann wird er auf dem Schlussanstieg die Muskeln spielen lassen. Armstrong könnte dann so alt aussehen, wie er ist.

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1 Kommentar

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  • G
    Gachmuret

    Mhm,

     

    also Grün halte ich für entschieden. Seit Cavendish von Lehrmeister Zabel gelernt hat, wie man leicht ansteigende Zielsprints fährt, sehe ich momentan niemanden, der ihn ernsthaft an Grün in Paris hindern wird.

    In Sachen Gesamtwertung wäre ich allerdings vorsichtig, vor der 20. Etappe irgend etwas für vorentschieden zu halten. Der Ventoux hat schon manchen armselig aussehen lassen...

     

    P.S.: Und die Dopingdebatte halte ich für überflüssig. Ich glaube an nicht einen sauberen Fahrer bei der Tour. Was übrigens den Vorteil hat, daß man sich die Sache wieder ganz entspannt ansehen kann. Wenn eh alle dopen, macht tatsächlich wieder die persönliche Klasse den Unterschied. ;)