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Totschlagprozess in LeipzigNeonazi, aber nicht fremdenfeindlich?

In Leipzig beginnt der Prozess gegen einen Neonazi, der den Iraker Kamal Kilade getötet haben soll. Trotz Hakenkreuz-Tattoos sehen die Ermittler kein ausländerfeindliches Motiv.

Könnte eine Neonazi sein. Bild: imago/Thomas Frey

LEIPZIG taz | "II. Abt. Grup. 1-4" steht auf dem Schild am Leipziger Nordfriedhof. Etwas abseits unter einer großen Kastanie liegt Kamal Kilade begraben, ein im Irak geborener Leipziger, der nur 19 Jahre alt werden durfte. Jemand hat ihm ein kleines, weißes Keramikherz aufs Grab gelegt: "Meine große Liebe" steht darauf.

Kamal Kilade hatte noch viel vor mit seinem jungen Leben: Wenige Tage nach der verhängnisvollen Samstagnacht zum 24. Oktober habe er seine Ausbildung abschließen und sich dann einbürgern lassen wollen, berichtet ein enger Freund der Familie. Doch dann traf er zu später Stunde in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofs auf zwei Neonazis - und starb am darauf folgenden Tag in der Universitätsklinik an einem Verblutungsschock.

Am Freitag beginnt am Leipziger Landgericht nun der Prozess gegen den Mann, der Kilade mutmaßlich erstochen hat: Marcus E., 33, aus Erfurt. Gerade mal zehn Tage vor der Tat war er nach zwölf Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er unter anderem wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung einsaß.

Dass der Mann ein Neonazi ist, daran kann es kaum einen Zweifel geben. Marcus E. ist nach taz-Informationen an der rechten Schulter mit einem Hakenkreuz tätowiert.

Kistenweise Nazi-Propaganda

Als die Ermittler nach der Tat seine Wohnung durchsuchten, fanden sie drei Kisten voller Nazi-Propaganda, darunter ein Buch über die Waffen-SS, Exemplare der NPD-Zeitung Deutsche Stimme und Hefte der rechtsextremen Gefangenenhilfsorganisation HNG. Auf dem Cover eines bei Marcus E. sichergestellten Buchs steht: "Skinheads of the Racial Holy War" - Skinheads des heiligen Rassekriegs.

Auch der Mitangeklagte Daniel K., 29, aus Leipzig ist mit Nazisymbolen volltätowiert. SS-Runen prangen an seinem Schlüsselbein, auf der Brust daneben das SS-Motto "Meine Ehre heißt Treue". Im Jahr 2001 war Daniel K. nach Nordrhein-Westfalen gezogen und dort Mitglied der berüchtigten rechtsextremen "Kameradschaft Aachener Land" geworden. Wegen Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung wurde er 2007 zu 3 Jahren und 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

In Haft soll Daniel K. den Neonazi Marcus E. kennengelernt haben, wie es in Sicherheitskreisen heißt. Als der entlassen wird, treffen sich die beiden Knastkumpels am 23. Oktober in Leipzig wieder, um auf Sauftour zu gehen. Am Tag darauf waren die beiden wieder in Haft - und Kamal Kilade war tot.

Aus Mordvorwurf wird Totschlag-Anklage

Zunächst schien für die Ermittler alles klar: Zwei Männer mit rechtem Hintergrund haben einen jungen Iraker angegriffen, weil er Ausländer war, vermuteten sie. Der Haftbefehl, den das Leipziger Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ, lautete auf gemeinschaftlichen Mord.

Doch als die Leipziger Staatsanwaltschaft im Februar dann Anklage erhob, warf sie dem mutmaßlichen Messerstecher Marcus E. nur noch Totschlag vor. Von einem ausländerfeindlichen Motiv der Tat geht die Behörde plötzlich nicht mehr aus. Dem zweiten Angeklagten Daniel K. wird inzwischen gar nur noch gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Schon im Dezember wurde er aus der Untersuchungshaft entlassen - obwohl er zur Tatzeit noch unter Bewährung stand.

Aus Sicht der Ermittler hat sich die Tat so abgespielt: Gegen 1.30 Uhr pöbelten die beiden schwer betrunkenen Angeklagten in einem kleinen Park direkt am Leipziger Hauptbahnhof einen Freund von Kamal Kilade an. Als Kilade sich einmischt, soll Daniel K. ihm ins Gesicht geschlagen und ihn mit Reizgas besprüht haben. Kilade wehrt sich, beißt einem der Angreifer in die Augenbraue. Die prügeln weiter auf ihn ein, bis der Teenager in einem Gebüsch landet.

Klinge verletzt Nierenarterie

Dann soll Marcus E. ein Klappmesser gezückt und es Kilade unter die Rippe gerammt haben. Die 8,5 Zentimeter lange Klinge dringt tief in seinen Bauch ein, trifft die linke Niere samt Arterie und den Darm. Kamal Kilade kann sich noch in die nächste Straße schleppen, wo er schließlich zusammenbricht. Die beiden mutmaßlichen Täter nimmt die Polizei noch im Park fest.

Auch weil die Zeugen keine rechten Sprüche hörten, geht die Staatsanwaltschaft inzwischen von einem rein zufälligen Zusammentreffen aus, bei dem die Gewalt eskaliert sei - auch wegen des hohen Alkoholpegels der Angeklagten. "Hinreichende Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche Motivation der beiden Angeschuldigten bei der Tat haben die Ermittlungen nicht ergeben", sagt die Staatsanwaltschaft.

War es wirklich so: rechte Täter - aber keine rechte Tat?

Linke Gruppen in Leipzig wollen nicht glauben, dass Kamal Kilade aus anderen als rassistischen Gründen getötet wurde. Am Pfingstmontag zogen hunderte Demonstranten zu dem Park, in dem der junge Iraker erstochen wurde. "Es gibt Taten, bei denen es keinen ersichtlichen Grund gibt", sagt Diana Eichhorn von der Leipziger Opferberatungsstelle, die Kilades Familie betreut. "Aber in diesem Fall kann ich mir nicht vorstellen, dass die rechte Gesinnung keine Rolle gespielt haben soll."

Auch die Familie von Kamal Kilade glaubt, dass er getötet wurde, weil er Ausländer war. Er sei gestorben, "weil seine Hautfarbe einigen Menschen nicht gefiel", hieß es in der Traueranzeige der Angehörigen. "Es war kein Zufall", glaubt ein enger Freund der Familie.

Sie alle warten nun auf den am Freitag beginnenden Prozess - und hoffen, dass er die Wahrheit ans Licht bringt. Wie auch immer die aussieht.

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28 Kommentare

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  • B
    BILD-ung_macht_dumm

    Danke spin, du sprichst genau an was hier falsch läuft.

     

    @alle hier die sich diese, von spin angeprangerte Haltung schon verinnerlicht haben...Wir armen Deutschen, kriegen immer auf die Fresse von Nazi-Türken (was soll das eigentlich sein also ganz genau)...legt mal den braunen schleier ab den ihr vor die Augen gelegt bekommen habt! Wessen Häuser werden abgefackelt, die euren oder die von vermeindlich "Fremden" (Asylantenheime?). Latente Ausländerfeindlichkeit wie sie hier auch in den Kommentaren vorkommt und dann auch das ganze zu realtivieren versucht wird (offene rot/grüne Einstellung), zeugt doch von fataler Verblendung und totaler Bildzeitungsverinnerlichung!

     

    Und zur eigentlichen Sache:

    Einer der Täter war 12 Jahre lang im Gefängnis Mitglied der rechtsextremen Gefängnisgruppe!!! Es wurde haufenweise Nazionalsozialistisches Propagandamaterial in der Wohnung des Angeklakten vorgefunden. Das ist nicht nur latente Ausländerfeindlichkeit, das ist eine Lebenseinstellung, die Ideologie ist verinnerlicht, auch weil diese Menschen wohl keinen anderen Rückhalt in ihrem Leben gefunden haben.

    Nun gib solchen Existenzen Alkohol und lass sie im Park Menschen begegnen die, wie ihre Ideologie die sie verinnerlicht haben, als Feindbild stilisiert.

     

    Das hat ja wohl auch die Staatsanwaltschaft so angesehen, bis, ja bis wohl irgendetwas seinen Einfluss hat spielen lassen um eine Kehrtwende zu vollführen....

  • U
    universal-antiracist

    Der Verdacht dass die Nazis auch aus Fremdenfeindlichen Motiven gewalttätig geworden sind, liegt nahe. Trotzdem ist es richtig und wichtig keine Vorurteile zu fällen, denn wer weiß schon wie es wirklich gewesen ist, wer wen provoziert hat und wer diesen Konflikt tatsächlich heraufbeschworen hat?

     

    Man stelle sich vor, die mutmaßlichen (mutmaßlich weil Selbstverteidigung und Täterschaft sich ausschließen würden) Täter haben den Konflikt weder gewollt noch verursacht, wäre es dann obgleich des äußeren Erscheinungsbildes und der fremdenfeindlichen Gesinnung, gerechtfertigt sie wegen Mordes zu verurteilen? Könnte man auf diesem Wege derartig verirrte Persönlichkeiten jemals zu der Erkenntnis führen, dass sich Intelligenz und rassistische Einstellungen gegenseitig ausschließen und das Identität nicht in ethnischer Herkunft und Nationalität zu finden ist?

     

    Die Lösung/Losung vieler vermeintlicher AntrassistInnen lautet doch immer nur „Nazis Raus“ und „weg mit der braunen Soße.“ Die Gründe warum jugendliche, die sich im Laufe der Zeit zu überzeugten Rechtsradikalen wandeln, in Rechtsextremen Kreisen Halt suchen und finden, haben also keine Relevanz, sollten nicht näher betrachtet werden? Andererseits werden hasserfüllte, und bei unvoreingenommener Betrachtung, nicht minder nationalistisch und rassistisch eingestellte, migrantische Seriengewalttäter immer nur als Opfer ihrer vermeintlich chancenlosen und ach so schwierigen Kindheit verhätschelt. Mehrere, unschuldige Menschen ins Koma oder zum Krüppel geprügelt oder gar abgestochen und trotzdem auf freiem Fuß? Das ist die Regel und schon längst keine Seltenheit mehr!

     

    Woher kommt diese in (vermeintlich) Antirassistischen Kreisen verbreitete Haltung die Motivation eines Gewalttäters für sein Handeln, nach Herkunft und Hautfarbe zu beurteilen? Warum sollten Menschen mit Migrationshintergrund keine (viele sind es zweifelsohne) RassistInnen und NationalistInnen sein können, und aus Fremdenhass Gewalttaten begehen?

     

    Diese Haltung der (vermeintlichen) Antirassisten ist paradox und erstaunlicherweise nicht minder rassistisch als die der Nazis. Die Nazis hassen alle nichtweißen Menschen/MigrantInnen, und die geeinte Linke hasst alles und jeden der nichtmigrantisch/hellhäutig ist, und sich deswegen nicht grundsätzlich schuldig fühlt.

     

    Hass ist immer schlecht und vergiftet jegliches Zusammensein. Die Grundlagen für den Hass beider Gruppen sind Ohnmacht, Selbstzweifel und Selbsthass. Bei den meisten (möchtegern) AntirassistInnen überwiegt eindeutig der Selbsthass, welcher jedoch vehement auf äußere Objekte projeziert werden muss, um einen Druckausgleich zu schaffen und nicht vollends in die Schizophrenie abzugleiten.

     

    Zwar sind viele Überzeugungen der Linken edel und humanistisch, aber die Umsetztung derselben, die Naivität und Einseitigkeit in der Wahrnehmung der Realität erzeugen bei mir und vielen anderen

    beständiges Fremdschämen und Fassungslosigkeit obgleich der Tatsache, wie blind Menschen werden können, wenn ihre Ideologisierung die Realität zum Dogma verklärt.

     

    Meine persönliche Erfahrung und die Erfahrung meines fast gesamten linksintellektuellen Umfeldes/Freundeskreises ist, dass männliche Migranten, mehrheitlich aus einem bestimmten Kulturkreis stammend, unheimlich provokativ, respektlos, herrisch, grenzüberschreitend, hasserfüllt, verletzend und grundlos gewalttätig gegenüber friedliebenden und antirassistischen Mitmenschen auftreten. Undifferenzierter, aber nicht weniger zutreffend ausgedrückt, verhalten sich nicht wenige, sondern sehr viele dieser männlichen Migranten einfach völlig ekelhaft, primitiv und asozial.

     

    Mittlerweile fällt auch immer mehr auf das große Teile eben dieser auffällige, gewaltaffinen Migrantengruppen aus einem Umfeld entstammt, welches zutiefst Nationalistische, Rassistische und Fremdenfeindliche Tendenzen aufweist. Dass das solchen die sich fast nur innerhalb ihrer subkulturellen IndySzene bewegen noch immer nicht auffallen will, verwundert keineswegs.

     

    Derlei völlig Realitätsverdrehende aussagen wie die von „spin“: “dass einmal "Scheißdeutscher" versus 1000 mal "Scheißkanake" ein irgendwie doch scheifes Verhältnis ist...“ sind ein super Beispiel dafür, wie eine Mischung aus Selbsthass und Ideologisierung die Wahrnehmung der Realtät

    völlig unmöglich machen kann.

     

    Ich selbst wurde über 20 mal in völlig überflüssige und Grundlose Auseinandersetzungen hineingezogen, wobei ich stets versucht habe einfach nur heile da raus zu kommen. Die mutigen (selbstverständlich antirassistischen, nicht-nationalistischen und nicht-fremdenfeindlichen/christophoben weil migrantischen) „Mitmenschen“ waren stets so nett immer in Gruppen auf das auserwählte Opfer einzuschlagen/zu treten und bei Gegenwehr sogar auf das Opfer einzustechen. Natürlich war „Der Hurensohn“, „Das deutsche Scheißopfer“(ich) immer selber schuld, war er doch zur falschen Zeit am falschen Ort und einfach nicht migrantisch genug und hatte dann auch noch die Frechheit sich nicht einfach totprügeln lassen zu wollen...

     

    Ähnliche Erfahrungen gibt es im gesamten Freundes, Familien und Bekanntenkreis wobei wir alle eher offene, interessierte und grundsätzlich durchweg politisch links/grün eingestellte Menschen sind.

     

    Wer sich mal unvoreingenommen die Mühe macht nachzurecherchieren wie oft schwere und schwerste Gewalttaten von migrantischen an nichtmigrantischen Mitmenschen und umgekehrt verübt werden, wird feststellen dass regelmäßig und teilweise mehrmals täglich schwerste Gewalttaten von Migranten an nicht-Migranten verübt werden. Dem gegenüber stehen immer wieder einzelne gegen Menschen gerichtete Gewalttaten welche von Rechtsradikalen verübt, und dann im ganzen Land, vor allem natürlich in der Taz und auf Indymedia medial gepusht werden.

     

    Wenn teilweise mehrmals wöchentlich, rassistische Migranten mal wieder einen „deutschen Hurensohn“ auf die Intensivstation oder ins Grab gebracht haben ist das, wenn überhaupt, nur eine Meldung im Lokalteil einer regionalen Zeitung wert. Es ist ebenfalls unglaublich dass tatsächlich in der Regel in ca. 4 von 5 Zeitungsberichten die Täter namentlich „eingedeutscht“ werden, also aus einem Mustafa wird ein Stefan gemacht. Warum ist diese Zensur nötig? Soll hier verschleiert werden dass die Mehrzahl aller Gewalttaten von einer bestimmten Minderheit verübt wird, welche deutlich an den Namen erkannt werden kann? Wer das nicht glaubt möge bitte selber mal bei derartigen Meldungen nachrecherieren und bei verschiedenen Zeitungen die Berichte zu einer bestimmten Tat vergleichen.

     

    Würde übrigens für jeden, von einem Migranten ermordeten Nichtmigranten ein Gedenkstein

    errichtet, wäre das Ganze Land mit Gedenksteinen zugepflastert und es gäbe keinen einzigen Tag ohne Gedenkkundgebungen und Lichterketten.

     

    Abgesehen davon wünsche ich den angeklagten Nazis, sollten diese aus Fremdenfeindlichkeit und nicht aus Notwehr heraus gehandelt haben, einen langen und unangenehmen Aufenthalt im Knast.

  • DP
    Daniel Preissler

    Spin, sehr schöner Kommentar!

     

    @Wieso auch?

    Gab es den Fall in FFM mit dem Rabbi?

    Falls ja: Natürlich ist das dann eine antisemitisch motivierte Gewalttat! Und du bist jetzt der Meinung, dass - da dort ein Jude Opfer war - es "fair" sei, wenn jetzt hier ein (vermuteter) Moslem stirbt?

    Krasses Stadium von völkischem Denken!

    Bist du Antideutscher?

  • S
    @spin

    @spin

     

    Wenn Sie noch nie rassistisch beleidigt wurden ("Scheiß Kartoffel", "Schweinefresser", "Scheißdeutscher" etc), dann ist das vermutlich entweder Zufall oder durch ihre Selektive Wahrnehmung bedingt.

    In Hamburg Altona habe ich das vor allem als Jugendlicher erlebt, in den 80er Jahren und Anfang der 90er. Seit dem nicht mehr an mich gerichtet, nur noch peripher. Andererseits habe ich hier noch nie einen deutschstämmigen das Wort Kanacke benutzen hören. Aber: Sie scheinen ja auch erst seit kurzem in Neukölln zu leben und vor allem nicht dort aufgewachsen zu werden. Minderwertigkeitskomplexe und generell asoziales Verhalten verwächst sich ja oft jenseits der 20. Wer also vom Dorf kommt und mit 25 nach Berlin zieht, der wird alle, die über Problemschulen sprechen, für verrückt halten, mangels eigener Erfahrung.

  • S
    Schmu

    Juhuuuu wir sind bald Amerika.

    Dort gibt es besonders harte Strafen auf "hate crime".

    Wenn also ein Schwarzer einen Weißen tötet oder umgekehrt bezieht man sich auf diesen "Speziellen" Paragraphen.

    Das gibt nur jede Menge Ermessensspielraum für die Richter, um unliebsamen oder sonstwie in Ungnade geratene Delinquenten noch extra eins reinzudrücken.

     

    Höchstwahrscheinlich liegt in diesem Fall ein rassistisches Motiv vor aber davon prinzipiell auszugehen ist fatal.

    Ich meine kommt sich die TAZ da nicht selber blöd vor zu kombinieren: Opfer Ausländer--> Täter aus der rechten Szene mit TATOOS--> Tat aus niederen Beweggründen--> Mord.

    Solange der Fall nicht entschieden ist würde ich mich da mit Vorverurteilungen zurückhalten.

    Mensch Mensch Mensch seit ihr ein Hetzverein (geworden).

  • SL
    Sebastian Lammermann

    Bei den Täter handelt es sich vermutlich um einen professionellen Nazionalsozialisten, der selbstverständlich in der Lage ist, Privates von "Beruflichem" zu trennen. Der Mord an dem irakischen Flüchtling geschah damit natürlich aus vollkommen anderen Motiven und haben nichts mit Rassismus zu tun.

  • S
    spin

    @SinnentleerterHalbwissender (und irgendwie auch @Raver):

    zum "gern tabuisierten Thema der "deutschfeindlichen Attitüde" von Migranten" und den angeblichen "No-Go-Areas" für blonde Deutsche:

     

    - Erstens ist das Thema nicht tabuisiert, sondern von der hessischen CDU zum Wahlkampfthema und zu einem Zentralthema der Bundesfamilienministerin gemacht worden.

    - zweitens ist es medial in den letzten drei Jahren dermaßen aufgeblasen worden, dass überraschend viele daran glauben.

    - Drittens hat die Frage auch etwas mit kultureller Hegemonie, politischen Machtmitteln und ökonomischen Ressourcen zu tun. Mit oben und unten. Wenn von Migranten die Rede ist, sind damit nicht Schwaben oder Briten, sondern immer die "Dunkleren" gemeint, die in diesem Lande weitaus tiefer stehen als in Großbritanien, den USA oder Kanada. Dass das so ist, resultiert u.a. aus Deutschlands "Blutrechtsdefinition", also einem völkischem Sttatsbürgerschaftsrecht.

    - Wer viertens grundlegend nicht kapiert, dass einmal "Scheißdeutscher" versus 1000 mal "Scheißkanake" ein irgendwie doch scheifes Verhältnis ist, rechnet falsch und interessegeleitet. Ich (blond, grüne Augen, Kartoffel-Teint) bin zwar schon zweimal homophob, aber noch nie "rassistisch" angemacht worden - in sieben Jahren Neukölln. Niemandem meiner zahlreichen Freunde hier wie in Kreuzberg geht es anders, aber meine afrikanischen Freunde werden von Deutschen wöchentlich dreimal abgewertet.

    - Wer fünftens "Hysteriestürme bei Rechtspopulisten" akzeptabel findet, relativiert den rassistischen Normalzustand in weiten Teilen des Landes, der von Srrazin und seinen medialen Helfershelfern anderen diskursiv befeuert wird.

     

    "Deutschfeindlichkeit" ist die Waffe von Rassismusrelativierern, die 999 Fälle mit einem gleichsetzen und damit die Struktur von Dominanz und Rassimus entschuldigen.

  • S
    Seim

    Bestes Beispiel dafür sind doch Nazi-Türken oder Religions-Nazis (Islamisten)

     

    Dies interessiert nicht. Es wird lediglich von nationalistisch oder ultranational gesprochen... Nazis sind keine Glatzen, Nazis haben Anzüge oder einen langen Bart... aufwachen.

  • TZ
    tutnichts zursache

    @SinnentleerterHalbwissender

    also entschuldigt die von ihnen postulierte Deutschenfeindlichkeit (wie machen sie die denn fest??, gibt es Beweise??), dass ein Mensch sterben musste?

     

    Ein wichtiger Aspekt ist doch dass das Opfer eigentlich das gemacht hat was immer gerne gefordert wird, er hat eingegriffen als sein Bekannter angegriffen wurde.

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Auseinandersetzung ohne verbale Pöbeleien abgelaufen sein soll.

    Und ein rechter Hintergrund wäre nun mal ein Mordmotiv- töten aus niederen Beweggründen.

     

    Aber wie schon gesagt wurde, man fragt sich was ein Nazi tun muss damit die Tat als politisch motiviert eingestuft wird.

  • WA
    Wieso auch?

    Wenn in Frankfurt ein Afghane auf einen Rabbi einsticht und ihn „Scheiß-Juden“ oder „Judenschwein“ nennt, sieht man ja auch offensichtlich, dass da kein antisemitischer Hintergrund vorhanden sein kann.

  • TE
    The Emperor

    Traurig. Bei solchen Nazi-Typen weiß man, dass so etwas früher oder später passieren wird. Dann passiert es tatsächlich und... man findet eine Ausrede.

     

    Sie wir echt schon so weit? Die Typen sind gefährlich. Punkt. So lange sie gefährlich sind, gehört die Bevölkerung vor ihnen geschütz!

  • S
    SinnentleerterHalbwissender

    @Curfes:

     

    Auge um Auge, Zahn um Zahn? Im Zweifel faschistoide Methoden? Klingt nach einer plausiblen Lösung sich den verbrecherischen Instrumenten der Verbrecher zu bedienen!

     

    @ Allgemein: Sonderrechtstandarts wenn ein Deutscher einen Menschen mit ausländischen Wurzeln/Migrationshintergrund angreift, verletzt oder tötet?

    Kann mich all denen anschließen die das gern tabuisierte Thema der "deutschfeindlichen Attitüde" von Migranten ansprechen. Gern wird unter den Tisch gekehrt, dass nicht nur braune "No-Go-Areas" (Angstzonen etc.) existieren. In Duisburg, Hamburg und Berlin kann ich mit blonden Haaren auch gezielt Opfer werden, weil ich Deutscher bin. Hysteriestürme brechen hier höchstens bei Rechtspopulisten aus. Man sollte diese Hatecrime Diskussion ad acta legen und jeden gleich behandeln als Gewalttäter, Mörder oder Totschläger.

  • D
    drui

    Was soll man von einem Prozess erwarten, bei dem die Staatsanwaltschaft die Rolle der Verteidigung einnimmt? Diesmal wird er weniger als 12 Jahre bekommen, und vielleicht dauert es dann auch weniger als 10 Tage nach der Entlassung bis er wieder jemanden umlegt. Zufällig dürfte es wieder ein Ausländer sein. Ostdeutsche Gerichte werden ihren Ruf nicht los, ein Hort von verständnisvollen Freunden rechtsextremer Mitbürger zu sein.

  • M
    miles

    Was hat denn wohl der niederländische Abgeordnete Geert Wilders in Ihrem Gestammel verloren, Herr Curfs? Und zu was wollen Sie mit 'an der wand setzen' aufrufen ('Man sollte ...'? Wollen Sie Herrn Wilders an die Wand gestellt sehen? Sind Sie noch ganz dicht?

     

    m.

  • D
    deviant

    Warum redet eigentlich keiner der üblichen Verdächtigen von "Sicherungsverwahrung für Nazis"? - Achja....auf die eigenen Leute schiesst man nicht.

     

    CDU, CSU, Burschenschaften, NPD...alles dieselbe braune Suppe.

  • R
    rashID

    Da muss ich blakkorange zustimmen! Der Spruch mit dem Bild ist einfach nur peinlich! Liebe Taz; macht euch mal Gedanken! Es gibt genug Skinheads, wie zum Beispiel SHARP (skinheads against racial prejudice),Redskins oder RASH (red and anarchist skinheads), welche absolut nichts mit Neo-Nazis zu tun haben- im Gegenteil! Natürlich auch Menschen denen die Haare ausfallen oder die einfach kein bock auf Haare haben und sich den Kopf kahl rasieren, jedoch ohne jeglichen politischen Hintergrund. Auch wenn ihr geschrieben habt: "könnte...sein"; impliziert es Menschen ohne entsprechende Hintergrundkenntnisse, eine Glatze sofort mit Neo-Nazis zu assoziieren.

    Blödniveau! In der Tat!

  • R
    RedHead

    Danke für den Artikel, es sind genau diese Dinge, die man den Spinnern als Argument liefern kann, die rechte und linke Gewalt gleichsetzen.

     

    Aber zum Bild mit Bildunterschrift: Man kann eine x-beliebige Person zeigen und darunter schreiben "könnte ein Neonazi" sein, eine Glatze ist darauf kein deutlicher Hinweis. Auch ich habe sehr kurze und manchmal gar keine Haare auf den Kopf und das ist hier auch gar nicht ungewöhnlich, hier kommt keiner auf die Idee, mich deswegen als Nazi zu beschimpfen. Das ist wirklich Bildzeitungsniveau, was kommt als nächstes? Doc Martens Träger = Nazis? Wenn ihr die Leser für Nazisymbolik sensibilisieren wollt, dann macht es richtig!

  • JC
    Jacques Curfs

    Man sollte diese braune Suppe, genauso an der wand setzen, wie Sie mit meinem Vater umgegangen sind in 1940 -1945. Stattdessen werden diese Truppe in Berlin noch Salonfähig gemacht, siehe Geert Wilders, auf kosten der Steuerzahler durch Berlin hofiert.

  • I
    Imation

    Ihren Kommentar hier eingeben:

     

    Vielleicht ist der Täter ja 100% Antisemit?

    Dann hat er nämlich gar keine Zeit auch noch Ausländer zu hassen.

  • M
    MeckieMecker

    Hallo taz,

     

    welche Nationalität hatte denn der Freund Kilades, der von den beiden Tätern angepöbelt wurde?

  • S
    sonrisa

    Nicht erstaunlich, die deutsche Justiz war schon immer auf dem rechten Auge blind.

  • O
    Offtopic

    Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen dass solche Verbrechen irgendwie immer unter Alkoholeinfluss geschehen? Auch letztens am Vatertag als jemand getötet wurde waren laut Meldungen alle betrunken. Aber Alkohol ist ja eine weiche Droge und so ungefährlich dass sie fast noch Kinder mit 16 in jedem Laden kaufen können. Das ist doch schizophren.

  • GD
    Gerd Dudenhöffer

    Gähn, auch hier wäre es mal wieder nett gewesen, wenn die taz ihre LeserInnen über die Voraussetzungen des Tatbestandes "Mord" aufklären würde. Also nicht des umgangssprachlichen, sondern des juristischen, darum geht's ja vor Gericht.

    Unabhängig davon, was mensch von dem Gesetz und dessen langjähriger mehrheitlicher Auslegung halten mag und unabhängig vom tatsächlichen Tatverlauf, zu der konkreten Tötungsabsicht müßte die Tatsache, daß das Opfer "Ausländer" war, der Hauptanstrieb gewesen sein.

  • B
    blakkorange

    Was soll das Foto mit Unterzeile "Könnte ein Nazi sein".

    Seit Ihr doof bei der Taz?

     

    Ich hab auch keine Haare mehr und bin weit davon entfernt ein Nazi zu sein. Muss mich bei solch beknackten Zeitungsfotos mit solchen Titeln nich wundern, wenn man als Nazi angeschnauzt wird.

     

    blödniveau...

  • AB
    Albert Brissmann

    Bemerkenswert an diesem Fall finde ich im übrigen den Umgang der Öffentlichkeit damit, insbesondere der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat hierbei mal wieder sein wahres Gesicht gezeigt.

    Als es hieß ein Ägypter wurde von Nazis in Leipzig erstochen, schrie der ZRM am lautesten und empörtesten auf. Islamfeindlichkeit, Rassismus und so weiter parolierte dieser medienwirksam auf allen Kanälen. Als sich aber herausstellte, das dieser junge Ägypter ein koptischer Christ (ein echter Ägypter) ist, verstummten die Anklageparolen des Zentralrates der Muslime schlagartig. Wirklich bemerkenswert!

  • NS
    Norbert Saake

    man glaubt es kaum... in unserem Rechtsstaat gibt es keine Ausländerfeinde! Alle sind lieb, nett und wollen nur ihren Vorteil. Hier klaut auch niemand und Kriminalität ist in Deutschland ein Fremdwort... Schöne heile Welt!??

  • R
    Raver

    Und wenn ich demnächst mal wieder von Migranten ausgeraubt werde sage ich auch - das war eine politisch motivierte Tat - reiner Deutschenhass.

    Aber - das stimmt auch nicht immer, bestimmte Gruppen sind nun mal gewalttätig - und Rechte wie auch Linke Extremisten neigen zur Gewalt. wie gesagt "Extremisten".

     

    Das hätte auch einem "weißen Deutschen" passieren können wenn denen die Nase nicht gepasst hätte. Zwei betrunkenen Nazis möchte ich nicht begegnen (zwei Linken oder Migranten in der Gruppe genau so wenig).

  • I
    Interpretator

    Der Fall ist beschaemend, vor allem wegen der Entlassung des Mittaeters trotz seiner Bewaehrung.

     

    Aber die Sachlage ist doch unübersichtlich. Wenn Überfaelle, bei denen Migrantenjugendliche deutschfeindliche Sprüche von sich geben, nicht rassistisch sind, dann sollte es auch den Fall geben, dass eine Prügelei unter gewalttaetigen jungen Maennern keinen rassistischen Hintergrund hatte, selbst wenn die eine Seite aus Rassisten bestand. Der Tatablauf scheint eine Eskalation zu zeigen (Biss in die Augenbrauen, Angriff mit dem Messer), wie sie haeufig in Deutschland passiert und nicht als Mord eingestuft wird. Wenn einer deutscher Jugendlicher, der mehrfach auf den Kopf seines deutschen Opfers eintritt und nur von einem Passanten daran gehindert wird, sein Opfer totzuschlagen, lediglich wegen Totschlags angeklagt wird und nicht einmal in Untersuchungshaft kommt, wie es in Berlin der Fall gewesen ist, haben wir ein juristisches Problem, unabhaengig von der Deutsch-oder Fremdenfeindlichkeit der Taeter.