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Tote bei Anti–US–Demonstration

■ Wachdienst der US–Botschaft in Honduras eröffnete das Feuer auf Demonstranten / Protest gegen Auslieferung eines Rauschgiftverdächtigen / Parlament fordert dessen Rückkehr

Tegucigalpa (afp/dpa) - In der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa sind fünf Menschen während einer gewaltsamen Demonstration vor der US–Botschaft ums Leben gekommen. Etwa 3.000 Studenten hatten sich nach Angaben der Behörden am Donnerstag abend, mit Steinen und Stöcken bewaffnet, vor der diplomatischen Vertretung versammelt. Nach Angaben von Augenzeugen steckten sie Autos des diplomatischen Personals in Brand. Alle Fensterscheiben der Botschaft und des Konsulats gingen zu Bruch. Nach vorliegenden Berichten eröffneten die privaten Wachen des Gebäude–Komplexes, in dem außer der Botschaft auch das US–Generalkonsulat sowie das Büro der amerikanischen Agentur für internationale Entwicklung untergebracht sind, das Feuer auf die Menschenmenge. Von den Schüssen wurden vier Studenten tödlich getroffen. Ein zufällig vorbeikommendes kleines Mädchen starb, als eines der 24 von Demonstranten in Brand gesteckten Autos explodierte. Aus Protest gegen die Abschiebung des 44jährigen Ramon Matta Ballesteros, den die hondurani sche Polizei am Dienstag festgenommen und der US–Drogenfahndung übergeben hatte, war die juristische Fakultät der Universität Tegucigalpa am Mittwoch abend in einen zweitägigen Streik getreten. Vor dem Regierungspalast blockierten 500 Angestellte Mattas den Verkehr und beschuldigten den Präsidenten, mit der Auslieferung die Verfassung gebrochen zu haben. Im Osten des Landes stoppte die Polizei eine Buskolonne mit 1.000 Arbeitern einer Tabaksplantage Mattas auf dem Weg in die Hauptstadt. Im Parlament forderten am Donnerstag Abgeordnete aller Parteien die sofortige Heimkehr des mutmaßlichen Rauschgifthändlers und die Bestrafung derer, die für seine „illegale und verfassungswidrige“ Auslieferung an die USA verantwortlich seien.

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