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Totalverweigerer verhaftet

■ betr.: Verhaftung des Totalverweigerers und Mutlangen-Blockierers Thomas Krahe aus Trossingen am 23.3.90

Zur Verhaftung des Totalverweigerers und Mutlangen -Blockierers Thomas Krahe aus Trossingen am 23.3.90

In einer gemeinsamen Presseerklärung protestieren die Gruppe Kollektiver Gewaltfreier Widerstand gegen Militarismus (KGW Süd) und die Informations- und Aktionsstelle zur Totalverweigerung Berlin gegen die Verhaftung des totalen Kriegsdienstverweigerers Thomas Krahe aus Trossingen.

Der im Jahr 1988 vom Landgericht Rottweil zu drei Monaten Gefängnis wegen Totalverweigerung und vom Amtsgericht Schwäbisch Gmünd zu 70 Tagen wegen Pershing-Blockaden verurteilte Thomas Krahe befand sich seit dem 12.3.90 auf einer Friedenswanderung im Raum Rottweil, um die Zusammenhänge von Zivildienst und Verteidigungsplanung und die drohende Abschiebung des Totalverweigerers Gerhard Scherer von Berlin nach Rottweil in die Öffentlichkeit zu bringen.

Bereits in den vergangenen Jahren beteiligte sich Krahe an Friedensmärschen in der Bundesrepublik und in zahlreichen europäischen Ländern. Statt ins Gefängnis zu gehen, wollte er auf diese Weise Arbeit für den Frieden leisten. Am Freitag, den 23.3., war er nun ausnahmsweise zusammen mit anderen FriedenswanderInnen im Auto unterwegs, um sich an einer Mahnwache für den mittlerweile in die JVA Rottenburg abgeschobenen und dort einsitzenden Gerhard Scherer zu beteiligen.

Das Fahrzeug geriet in einen Verkehrsunfall. Die am Unfallort eintreffende Polizei registrierte die Personalien aller Insassen, wünschte zwar nach Aufnahme des Unfallberichts „trotz allem noch einen schönen Abend“, kam dann aber nach wenigen Minuten an die Unfallstelle zurück. Mit einem nun ganz neuen Auftrag erklärte sie Thomas Krahe für verhaftet. Auf Diskussionen über die Recht beziehungsweise Unrechtmäßigkeit der Kriminalisierung und Inhaftierung von Totalverweigerern wollten sich die Beamten nicht einlassen.

Mit dieser Verhaftung wird wieder jemand des Menschenrechts auf konsequente Kriegsdienstverweigerung beraubt, der außerdem die Raketenstationierung in Mutlangen als derart menschheitsgefährend ansah, daß er sie durch gewaltfreie Blockaden zu hindern suchte.

Wichtig allein schien die Zuführung zur Strafverbüßung zu sein.

Thomas Krahe wurde zur Hauptwache nach Tübingen gebracht. Von dort aus wurde er in die JVA Rottenburg zur Verbüßung der insgesamt fünfeinhalbmonatigen Haftstrafe überführt.

Wir protestieren auf das Schärfste gegen die Inhaftierung von Thomas Krahe und anderen politischen Friedenstätern. Nicht in der Verweigerung jedweder Dienste, die der Kriegsplanung zu Nutze kommen, nicht in der Blockade von Massenmordwerkzeugen liegt die Kriminalität verborgen, sondern in der Einplanung von Menschen zu militärischen Zwecken. Ein Staat, der Friedenstäter inhaftiert, kann nur Unfriedliches im Sinn haben.

Wir fordern die sofortige Freilassung von Gerhard Scherer und Thomas Krahe (JVA Rottenburg), von Martin Gold (JVA Wiesbaden) und Straffreiheit für alle Menschen, die im Engagement gegen Rüstungsmaschinerie und Kriegsplanung stehen.

Andreas Linder, KGW Süd, Kathrin Köller, Informations- und Aktionsstelle zur Totalverweigerung Berlin (West)

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