Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Es wird Herbst. In Berlin ist das an fallendem Laub und an weißen Kreuzen zu erkennen. Letztere werden auch in diesem Jahr am 21. September in großer Zahl durch die Straßen getragen – von „Lebensschützer:innen“, die der Bundesverband Lebensrecht zum „Marsch für das Leben“ mobilisiert. Mit diesem Marsch wolle man wie schon in den Vorjahren gegen Abtreibung und Sterbehilfe protestieren, lässt Lebensrecht auf seiner Website verlautbaren. Schon letztes Jahr fanden sich christliche Fundamentalist:innen und Ultrakonservative zusammen, um gegen Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Emanzipation zu protestieren. Erschreckend dabei ist, dass diese Bewegung sich im aktuellen politischen Klima einer gewissen Akzeptanz sicher sein kann. So übermittelte beispielsweise im letzten Jahr der ehemalige Unionsfraktionschef Volker Kauder dem Marsch ein Grußwort und viele Sympathisant:innen finden sich natürlich in den Reihen der AfD.
Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung und viele andere Gruppen rufen auch wieder zum Gegenprotest auf (12 Uhr, Washingtonplatz). Bis dahin organisieren viele Initiativen Info- und Diskussionsveranstaltungen, um über die sogenannten Lebensschützer:innen der antifeministischen Pro-Life-Szene zu informieren und nach den besten aktionistischen Gegenstrategien zu suchen. Das Autor*innenkollektiv „Feministische Intervention“ beschreibt und analysiert antifeministische Entwicklungen in dem Buch FRAUEN*RECHTE UND FRAUEN*HASS und stellt dagegen einen Feminismus, der die Fundamente der patriarchalen Ordnung hinterfragt und der grundlegend antifaschistisch ist. Die Autor:innen Eike Sanders und Judith Goetz stellen das Buch mit anschließender Diskussion in der Heinrich-Böll-Stiftung vor (12. 9., Schumannstr. 8, 19 Uhr).
In den Projekträumen der Schreina47 wird umfangreich über bestehende Allianzen zwischen christlichen Fundamentalist:innen mit neuen und alten Rechten/Rechtsextremen informiert. Ihnen gemein ist ein anti-emanzipatorisches Weltbild. Nach der Diskussion wird die Gestaltung des Gegenprotestes besprochen (13. 9., Scheinerstraße 47, 19 Uhr).
Zusammenschlüsse von Frauen* mit radikal feministischen und antifaschistischen Agenden waren und sind im Kampf um Gleichberechtigung ungemein wichtig. Unter dem Titel „Feministischer Antifaschismus – Antifaschismus von Frauen*“ informiert die Autonome Neuköllner Antifa im f.a.q. Infoladen über die Bedeutung solcher Gruppen. (14. 9., Jonasstr. 40, 19 Uhr).
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