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Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt

Berlin, einst von Liane Augustin als Perle an der Spree besungen, zieht mit dem Versprechen nach Freiheit und Grenzenlosigkeit noch immer Menschen an. Doch die Lust an weiten Horizonten gehört heute zum kapitalistischen Marketingkonzept der Stadt. Sofern der Geldbeutel der Menschen klein ist oder den Pass kein Adler ziert, werden ihnen die Entfaltungsmöglichkeiten versagt.

Natürlich verändert sich die Stadt und dies ist kein nostalgischer Lobgesang auf vermeintlich besser Zeiten, die es nicht gab. Eher ist es der Verdruss, den Menschen spüren, wenn sie auf ihre Zukunft in der Stadt blicken und ein kaltes „Du hast hier keinen Platz“ entgegen gehaucht bekommen. Arme, Alternative, Deviante, Prekäre, Geflüchtete oder Exilant*innen sind nur einige derer, die die Metropole als ausgestoßene gar kriminalisierte Zaunkönig*innen aus der Peripherie zukünftig beschauen dürfen.

Doch noch ist keine Zeit zur Resignation: Am Freitagabend wird im Museum des Kapitalismus über die Bestrafung von Armut gesprochen. Die sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe verjüngt den Teufelskreis der Kriminalisierung von Armen. Geschätzt 40.000 Menschen verbüßen in Deutschland jährlich eine solche Strafe im Gefängnis, da sie nicht die Mittel haben, Geldstrafen zu begleichen. Reformvorschläge liegen jedoch schon lange vor. Was geschehen muss, darauf geht Frank Wilde ein (7. 6., Köpenicker Str. 172, 19 Uhr).

Am Samstag beginnt der Carnival of Subculture mit einer Demonstration gegen die zunehmende Verdrängung von Alternativräumen, devianten Lebenskonzepten und den Verlier*innen im Kapitalismus aus der Stadt. Im Anschluss an die Demo findet eine Kundgebung mit subversiver Livemusik und Essen für alle statt (8. 6., Frankfurter Tor, 12 Uhr).

Nicht nur, dass sich die rechtliche Situation Geflüchteter in Deutschland weiter verschlechtert. Es wird auch bestehendes Recht gebrochen, um Menschen abzuschieben, die schutzbedürftig sind. Sie werden in Krisenregionen abgeschoben oder in EU-Staaten, in denen Geflüchtete kaum Unterstützung erhalten oder gar staatlicher Diskriminierung ausgesetzt sind. Darüber wird am Dienstagabend im Regenbogen-Kino diskutiert (11. 6., Lausitzer Str. 22, 19 Uhr).

Zuletzt: Betroffene und Aktivist*innen im „Bündnis Zwangsräumung verhindern“ haben sich gegen die empathielose und tägliche Praxis des Rauswurfs zusammengeschlossen. Zwei Aktivist*innen des Bündnisses werden am Mittwoch in der Kirche von Unten (KvU) über ihre Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten sprechen (12. 6., Storkower Str. 119, 19 Uhr).

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