Torben Becker sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt:
Das für Anarchismus charakteristische Symbol ist das im Kreis geschlossene A – man kennt es von Graffitis und Stadtverschönerungen. Aber ist es eben darum nicht nur ein subkulturelles Relikt, das heraufbeschwört, unsere Welt verliere ihr Gleichgewicht? Im Gegenteil. Anarchismus ist mehr als eine dystopische Chaosvorstellung. Vielmehr ist dessen zentraler und an Aktualität kaum eingebüßter Gedanke die Kritik an und die Ablehnung jeglicher Herrschaftsverhältnisse.
Zu den bekannteren anarchistischen Organisationen zählt die Basisgewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union (FAU), die das Ziel verfolgt, in solidarischer Organisation von Lohnabhängigen Widerstand gegen ausbeuterische Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zu leisten. „Mall of Shame“ ist aktuell wahrscheinlich ihr prominentester Arbeitskampf, in welchem Arbeiter*innen im Bau der Mall of Berlin um ihren Lohn gebracht wurden. Im Berufungsverfahren wird heute im Amtsgericht Berlin ein solcher Kampf ausgefochten. Zum öffentlichen Verhandlungstermin sind unabhängige Beobachter*innen und Unterstützer*innen willkommen (3. 5., Magdeburger Platz 1, Raum 523, 9 Uhr).
Wer sich darüber hinaus für den anarchistischen Arbeitskampf interessiert, hat am Freitagabend die Chance, sich rund um die Strukturen, Organisation und Ziele der FAU zu informieren. Unter dem Titel „FAU – Wie funktioniert das?“ werden im FAU-Lokal die anarchosyndikalistischen Traditionen der Gewerkschaft sowie ihr solidarischer und internationalistischer Anspruch vorgestellt (4. 5., Grüntaler Straße 24, 19 Uhr).
Anarchismus kann aber auch unter ideengeschichtlichen Aspekten betrachtet werden. Das wird am Freitagabend im UJZ Karlshorst in einem Vortrag zum Thema „Anarchafeminismus“ gemacht. Darin wird folgende Frage aufgeworfen: Hat die anarchistische Theorie der Herrschaftskritik nicht immer schon feministische Implikationen? Nur wie kann es sein, dass historische Vertreter*innen in Sachen Feminismus Leerstellen aufweisen? (4. 5., Hönower Straße 30, 19 Uhr).
Fernab der Theorie finden anarchistische Projekte auch alltagspraktische Anwendungen. Im Vortrag „Von der Geologie hin zur Anarchie“ werden ausgehend von den historischen Grundlagen Strategien untersucht, die unabhängig von der profitorientierten Ausbeutung des Planeten Schritt für Schritt eine öko-soziale Revolution prägen möchten. Wie die Utopie einer öko-sozialen Gesellschaft mit anarchistischen Vorzeichen aussehen kann, wird am Mittwoch im A-Laden besprochen (9. 5., Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr).
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