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Tonnenlifter Höhenmensch

■ Der Vizeweltmeister im Hochkranführen / 185 Meter und immer höher

“Wenn Du Petrus siehst, grüß' ihn schön!“ Mit dieser Aufforderung eines Arbeitskollegen entschwebt Ilja Sekulovic lautlos in die Höhe. In einem schmalen Käfig am Haken des zweitgrößten Baukrans der Welt wird der 53 Jahre alte gebürtige Jugoslawe innerhalb weniger Augenblicke auf 185 Meter gezogen. Dort oben, in luftiger Umgebung, befindet sich sein Arbeitsplatz als Kranführer auf der Baustelle des neuen Fernmeldeturms in Hannover.

„Zweifellos der einsamste Job weit und breit“, sagt Sekulovic, als er nach acht Stunden wieder dem Käfig entsteigt — froh, einen Menschen zu sehen. Schichtwechsel ist alle acht Stunden, dreimal am Tag, sechs Tage in der Woche. Auch in den Pausen bleibt der Kranführer auf seinem einsamen Posten.

Kontakt zu den Kollegen am Boden gibt es nur über Funk, und da wird sachlich gesprochen. „Den Kollegen Heinz, mit dem ich jeden Tag über Walkie-Talkie spreche, habe ich noch nie gesehen“, stellt Sekulovic fest. Er lacht darüber, und das Grinsen schneidet sich tief in das vom Wetter gegerbte Gesicht.

Für Sekulovic geht ein Arbeitstag zu Ende. Unter der Woche ist er auch in der Freizeit auf der Baustelle, im Wohncontainer. Nur am Wochenende geht es nach Hause, zur Familie nach Göttingen. „Solange der Fernmeldeturm hier nicht fertig ist, gibt's kein Privatleben. Nur gut, daß mir der Job Spaß macht!“ Wieder lacht er.

Sekulovic hat im wahrsten Sinne des Wortes einen beruflichen Aufstieg hinter sich: Als er vor 30 Jahren in die Bundesrepublik kam, verdingte er sich zunächst als Lastwagenfahrer und Schlosser. Dann machte er 1970 auf eigene Kosten eine Kranführerausbildung und fing auf Kränen mit 30 Meter Höhe an. Im vergangenen Jahr saß er schon auf 130 Meter, beim Bau einer Brücke in Hessen. Seit Oktober ist er in Hannover. „Noch sind es 185 Meter, aber mein Kran wächst mit dem Fernmeldeturm. In ein paar Monaten arbeite ich schon auf 252 Meter, und ich bin stolz darauf.“ Bei solchen Höhen muß der Kran elastisch sein. Von oben gesehen, kann es dem Laien schlecht werden: Das filigrane Stahlgerüst biegt und dreht und windet sind. Kein Grund zur Beunruhigung. „Ein Glück, daß die Verstrebungen arbeiten. Wären sie starr, würden sie beim kleinsten Wind brechen.“

An die geheizte Kabine über den Dächern Hannovers prasselt der kalte Winterregen. An solchen trüben Tagen ist die Einsamkeit am größten. Ein kleines Radio plärrt leise vor sich hin. Nebenan auf der Arbeitsbühne gibt es sogar eine Toilette. „Aber die ist verdammt kalt“, sagt Sekulovic. „Deshalb warte ich lieber, bis ich nach Schicht in der warmen Baubaracke bin.“

In einem Jahr ist der neue Fernmeldeturm in Hannover fertig. Mit 272 Meter Höhe — so groß wie der Eiffelturm in Paris — wird die Landeshauptstadt ein neues Wahrzeichen haben. Für Sekulovic heißt es dann umziehen auf eine neue Baustelle. Er sieht darin auch etwa Positives: „Nach diesem anspruchsvollen Job hier wird jede andere Aufgabe leicht sein“, meint der 53jährige. (dpa)

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