: Tolle Tollen
Auf ewig Haarfestiger und Rock ’n’ Roll: die Leningrad Cowboys
Wenn Großväterchen Rock seine Pfeife stopft und ins Erzählen kommt, dann sind das die wunderbarsten Lügengeschichten. Denn schließlich ist er in der Welt herumgekommen, und seine Heldengeschichte spielt natürlich in Finnland, wo er einfach aus dem ewigen Summen der Mücken die Musik formte. Denn da war ja nichts. Nur Langeweile und ein paar Birkenwälder, bis endlich die gewaltigen Stiefelspitzen der Leningrad Cowboys durchs Gestrüpp lugten und gleich deren monströse Haartollen hinterher. Was ein wenig seltsam ausschaut. Durchgeknallt, könnte man sagen. Aber nach allgemeiner EU-Doktrin müssen halt alle Finnen mindestens einen an der Waffel haben. Den Erfolg mindert das keineswegs, und ein gerütteltes Maß an Verantwortung dafür trägt Aki Kaurismäki, der mit seiner Filmerzählung „Leningrad Cowboys Go America“ erst deren Markenzeichen in die Welt brachte. Während der Regisseur aber längst mit wunderbar herzwarmen Filmen hinter die Maskeraden schaut und die menschliche Seele auslotet – in wenigen Tagen kommt Kaurismäkis neuer, „Der Mann ohne Vergangenheit“, in die Kinos – müssen die Leningrad Cowboys weiterhin auf einen anständigen Friseur verzichten und unverdrossen Rock ’n’ Roll zur Fun-Polka umpflügen. In Berlin helfen ihnen die heimischen Peace Brothers dabei. Eine eher kleinformatige Band. Als Ausgleich zum Massenauftrieb bei den Cowboys.
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