Toilettenaffären-Kommentar: Klappe der Konservativen
Larry Craig stolpert über eine Aufforderung zum Sex - und das wird nicht der letzte Rücktritt sein. Die US-Republiknaer werden noch öfter in ihre selbst gestellte Moralfalle laufen.
D ie Unschuld vom Lande ist keine. So viel steht fest. Dabei ist es völlig egal, ob US-Senator Larry Craig aus dem "Die hard"-republikanischen Bundesstaat Idaho schwulen Klappensex auf einer Flughafentoilette wollte oder hatte oder auch nicht. Er selbst hat sein später widerrufenes polizeiliches Geständnis "unzüchtiger sexueller Handlungen" damit begründet, dass er "Angst" vor einem Skandal gehabt habe.
Diese Angst aber ist Ergebnis seiner eigenen Politik. Schließlich haben Craig und all seine konservativen Mitstreiter in republikanischen Ämtern und Würden erst das Klima geschaffen, in dem Amerikaner Angst vor Schwulen haben und amerikanische Schwule sich fürchten müssen.
In seiner Rücktrittserklärung bemühte Craig fünfmal das Wort "humble" als Adjektiv: "demütig" und "bescheiden" dankte er seiner Familie, seinen Mitarbeitern und allen Bürgern, die zu ihm stehen. Angebracht wäre das Wort "humble" in der Bedeutung des Verbs: erniedrigen. Denn: Nach all den Abstürzen der selbst ernannten Moralapostel, die gezeigt haben, dass sie selbst ihre moralinsauren Diktate nicht erfüllen, müssen die Republikaner endlich aufhören, andersartige Menschen zu "erniedrigen".
Aber die Zeichen für solche Einsichten stehen schlecht. Die Konservativen halten einfach nicht die Klappe. Sex ist dabei nicht die einzige Privatangelegenheit, in der die konservative Rechte so verdrossen wie unverdrossen öffentliche Exekutionen publiziert. Im heiß laufenden Wahlkampf gefallen sich die Republikaner wie eh und je in Ausgrenzung, nicht selten Hetze gegen alle, die ihrem angeblich christlichen Weltbild nicht gefallen.
So hat der mögliche Präsidentschaftskandidat Rudy Guiliani auch als gefeierter Antiterrorheld wohl keine Chance, weil er dreimal geschieden ist. So ist Kandidat Mitt Romney nicht nur als Mormone in arger Bedrängnis, sondern auch, weil er vor Urzeiten mal ansatzweise eine etwas liberalere Position zur Abtreibung hat erkennen lassen. Senator Craig wird also nicht der Letzte sein, der in die selbst gestellte Falle läuft.
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