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Tödlicher Radunfall im SpadenlandMit Trauerflor zum Radrennen

Am Donnerstag verunglückte ein Rennradfahrer im Spadenland tödlich. Radsportler rufen dazu auf, mit schwarzer Armbinde an den Cyclassics teilzunehmen.

Soll nicht in Vergessenheit geraten: tödlicher Unfall im Spadenland. Bild: dpa

Die schmale Straße zieht sich unweit des Autobahndreiecks Südost kilometerlang am Deich entlang. In einem großen Bogen geht es hier durch die Spadenländer Wiesen zwischen Norderelbe und Dove-Elbe. Eine beliebte Ausflugsstrecke für Auto- und Motorradfahrer, und selbst am Wochenende sind Lkws unterwegs, um Obst und Gemüse aus den Vier- und Marschlanden wegzufahren. Gerade vor den Cyclassics, die am kommenden Wochenende stattfinden, wird diese ebenmäßige Strecke von vielen Rennradfahrern zum Training genutzt.

Am vergangenen Donnerstag fuhr ein Lastwagen hier in eine Gruppe von Radrennfahrern. Ein 33-jähriger Lehrer starb, drei weitere Sportler wurden verletzt. Bei Deichkilometer 28,5 zeugen gelbe Umrisse auf dem Asphalt, Blumen und Kerzen von dem Unfall.

Der Lkw-Fahrer hatte Polizeiangaben zufolge einen Radfahrer überholt und war auf die Gegenfahrbahn gefahren. Auf der Straße zwischen Deich und Wiesen gibt es keinen Radweg, keinen Randstreifen, keine Ausweichmöglichkeit. Der Lkw-Fahrer sah bei seinem Überholmanöver offenbar die ihm entgegenkommende Gruppe Rennradler der Radsportgruppe von der Uni Hamburg zu spät. Ein 33-jähriger Radfahrer wurde von dem Laster erfasst, auf die Fahrbahn geschleudert und erlitt trotz Helms so schwere Kopfverletzungen, dass er noch an der Unfallstelle starb. „Die Mitglieder der RG UNI Hamburg trauern um den Radsportkollegen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen“, heißt es auf der Internetseite der Sportgruppe.

Die Cyclassics

In diesem Jahr - am 19. August - findet das "Hamburger Radrennen für Profis und Jedermann" zum 17. Mal statt.

Zum ersten Mal wurden die Cyclassics 1996 ausgetragen.

Einziges Profi-Radrennen der höchsten Kategorie UCI World Tour in Deutschland sind die Hamburger Cyclassics mittlerweile.

18 Teams mit mehr 60 Profiradsportlern sind diesmal am Start.

Rund 22.000 Teilnehmer haben sich für das "Jedermann-Rennen" über 55, 100 oder 155 Kilometer angemeldet.

Mehr als 800.000 Zuschauer werden an der Strecke erwartet.

Der verunglückte Radfahrer war der Lehrer von Thomas Kohns ältester Tochter. Der 53-Jährige trainiert selbst regelmäßig im Spadenland für die Cyclassics und war einen Tag vor dem Unfall noch dort unterwegs. Bei vielen Trainingsrunden erlebe er Autofahrer, die zu dicht aufführen, trotz Gegenverkehrs überholten, hupten und ihn ausbremsten, sagt er. Der Unfall sei nur eine logische Konsequenz dieser Haltung.

Ähnlich sieht das Dirk Lau vom Fahrradclub ADFC. Er sprach von einem „schrecklichen Unglück“. Allerdings sei es angesichts der Aggressivität, die im Hamburger Straßenverkehr herrsche, „ein Unfall, der kommen musste“. Christian Schäfer vom ADAC Hansa in Hamburg sagte dagegen, es gelte ohnehin, dass Rücksichtnahme zwischen Autofahrern und schwächeren Verkehrsteilnehmern sehr wichtig sei. Im Spadenland sei ein bedauerlicher Unfall passiert, der sich aber nicht mit Aggressivität begründen lasse.

„Es gibt in Hamburg kein Verständnis für Radfahrer“, sagt dagegen Kohns. Man werde als Radfahrer eher wie ein lästiges Hindernis und nicht wie ein Verkehrsteilnehmer behandelt. Kohn hat nun dazu aufgerufen, bei den Cyclassics mit schwarzem Trauerflor an den Start zu gehen. „Wenn am Sonntag über 20.000 Radfahrer mit schwarzer Binde am Rennen teilnähmen, wäre das schon ein sehr starkes Zeichen für das Radfahren“, sagt Kohns.

Auf seiner Trainingsrunde am Sonntag habe er schon einige Rennradkollegen angesprochen und viel positives Feedback erhalten. Auch der ADFC begrüßte den Aufruf. „Die Veranstalter der Cyclassics wird das wohl nicht so interessieren“, sagt Kohns. Denn es solle ja ein fröhliches Rennen werden.

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6 Kommentare

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  • H
    Hinrich

    Lieber Vorredner bzw. -schreiber,

     

    es gibt Gesellschaften, in denen wäre der LKW-Fahrer umgehend am nächsten Baum aufgeknüpft worden. Ich bin allerdings sehr froh, dass ich nicht dort lebe, sondern hier in Deutschland. Ich möchte den Kraftfahrer keineswegs in Schutz nehmen, jedoch sollte man davon ausgehen, dass der Unfall keine Absicht war.

     

    P.S: Auch Autofahrer können echte Radfahrer sein. Und ich bin sogar der Ansicht, dass Autofahrer die besseren Radfahrer sind, weil sie sich auf dem Rad in die Perspektive eines Autofahrers hineinversetzen können.

  • O
    Opfer

    Daß der Mörder nicht zerrissen wurde, liegt wohl daran, daß das keine echten Radfahrer sind, sondern sonst auch Auto fahren.

    Das sah man auch in der Glotze, da wurde der Killer vom Radler auch noch in Schutz genommen, von wegen der konnte nichts sehen. "Hab nichts gesehen" ist allerdings dieselbe Heuchelei wie "hab von nichts gewußt" nach dem Krieg.

  • H
    Hinrich

    Die Nachricht von dem Unfall hat mich sehr getroffen. Die verschiedenen Zeichen des Mitgefühls (z.B. der beabsichtigte Trauerflor einiger Cyclassicsfahrer oder die Mitteilung im Newsbereich auf der Veranstalterwebseite) finde ich richtig.

     

    Vielleicht wäre es auch sinnvoll, den Unfall (oder die Cyclassics oder jede andere Radsportveranstaltung) als Anlass zu nehmen, Autofahrer stärker für die Situation von Radsportlern im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Im Rahmen jeder Radsportveranstaltung werden Autofahrer über bevorstehende Sperrungen informiert, aber welcher Veranstalter informiert andere Verkehrsteilnehmer über trainierende Rennradfahrer im Vorfeld? Ich habe es noch nie erlebt.

     

    Wir nehmen intensiv am Straßenverkehr teil, spüren jede noch so kleine Steigung und bemerken die kleinste Unebenheit im Asphalt. Aber wir haben keine Rückspiegel und hinten keine Augen. Bei Gegenwind hören wir motorisierte Fahrzeuge, die sich von hinten nähern, erst im allerletzten Moment. Und wir sind häufig viel langsamer, aber oft auch viel schneller, als sich mancher Autofahrer vorstellen kann. Einen Radfahrer mit einem Kraftfahrzeug zu überholen ist vom technischen Ablauf her nicht schwer - aber wie oft fahren PKW bis kurz vors Hinterrad auf, scheren dann im letzten Moment zum Überholen aus und schwenken erst nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zurück. Typischer Fall von absolut falscher Einschätzung der Radgeschwindigkeit.

     

    Ich bin Radsportler, Cyclassicsteilnehmer und Autofahrer. Ich halte mich für einen aufmerksamen und defensiven Verkehrsteilnehmer, sowohl am Lenker, wie auch am Lenkrad. Aber es ist der Wahnsinn, wie manche Auto-, LKW-, Motorrad- aber eben auch Radfahrer unterwegs sind.

     

    Unser Sport ist wunderschön, aber leider auch sehr gefährlich.

  • AT
    Autos töten

    Es ist immer dieselbe kriminelle Energie: Der Hass auf Migranten, nachdem man sie durch Krieg und Klimachaos in die Flucht zwingt, die ignorant-arrogante Mitleidlosigkeit gegen tausende Herzkreislauf- und Lungenkranke, die im Schnitt in der Innenstadt 10 Jahre früher sterben oder die Nichteinhaltung des Mindestabstands durch mindestens jeden zweiten Vergaser.

    Mord bleibt Mord, egal wie oft der Automobilfaschismus seine Truppen durch "Unfall" frei spricht.

    Jedes Rad braucht obligatorisch eine Kamera im Lenker, mit der könnten diese Mörder zu hunderttausenden verknackt werden. Autos gehören nicht tiefer gelegt, sondern der Auspuff nach innen, aber eigentlich seitdem der Klimawandel klar ist längst verboten.

  • M
    mimi-kri

    Das kann mir niemand weismachen, dass jemand eine ca. 30-köpfoge Radfahrergruppe übersieht - am hellichten Tage und auf gerader Strecke!

    Hätte der Fahrer auch überholt, wenn ihm ein Pkw entgegengekommen wäre?

     

    Leider ist es der alltägliche Wahnsinn, dass viele (nicht alle!) Autofahrer "schnell nochmal" Radfahrer überholen, obwohl ihnen ein Fahrzeug entgegenkommt. Dabei passiert es sehr häufig, dass es dann eng wird und das Auto dann mal eben nach rechts rübergezogen wird.

    Autofahrer sind doch sowieso schneller als andere Verkehrsteinehmer - was kostet es sie, einige Sekunden zu warten, bis die Gegenfahrbahn frei ist!?

     

    Was hier an Inakzeptanz und sogar Hass den Radfahrern gegenüber herrscht ist unfassbar - unterstützt wird das Ganze noch durch die Politik: Autofahrer werden klar bevorzugt - das können auch Sonntagsreden nicht beschönigen.

     

    Die Verkehrs"erziehung" sollte spätestens in den Fahrschulen stattfinden: ALLE VERKEHRSTEILNEHMER SIND GLEICHBERECHTIGT - auch Fußgänger und Radfahrer! Stattdessen wird schon vielen kleinen Kindern die "Großartigkeit" der Kraftfahrzeuge beigebracht - nach dem Motto: der Stärkere hat Recht!

     

    Wie entspannend Radfahren sein kann, haben wir kürzlich in Frankreich erlebt: dort werden Radfahrer_innen als gleichwertige Verkehrsteilnehmer_innen akzeptiert. Dort wird nicht zu eng überholt, sondern gewartet, bis der Gegenverkehr vorbeigefahren ist (sogar auf den großen Nationalstraßen)!

  • V
    Verena

    Hallo,

    bei dem verunglückten handelt es sich auch um den Deutschlehrer meiner Tochter.

    Ich kann dem Vorschlag von Herrn Kohns nur zustimmen, dass die Radler der Cyclassics mit Trauerflor fahren um ein Zeichen zu setzen.

    Eine fröhliche Veranstaltung wird es meiner Meinung nach nicht werden, da der Unfall so ziemlich jedem bekannt sein wird.

    Ich denke, in diesem Jahr ist bei den Cyclassics vieles anders, als in den Jahren zuvor und ich wünsche mir zum gedenken, dass der Vorschlag mit dem Trauerflor umgesetzt wird.