Todesurteil für Pakistanerin: Hoffnung im Blasphemie-Fall

Die Christin Asia Bibi ist in 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden. Die Vollstreckung wurde jetzt ausgesetzt. Ein positiver Wandel.

Frau mit Protestschrift in Rom

Protest bis nach Rom: Eine Frau hält das Bild der zum Tode verurteilten Asia Bibi in ihren Händen (Archivbild 2011). Foto: afp

BERLIN taz | Pakistans Oberstes Gericht hat im Fall Asia Bibi am Mittwoch die Berufung ihrer Anwälte zugelassen. Damit ist die Vollstreckung der Todesstrafe wegen Gotteslästerung zunächst ausgesetzt, meldeten pakistanische Medien aus Lahore, der Hauptstadt des Punjab. Zuletzt hatte noch im vergangenen Oktober der High Court von Lahore das Todesurteil bestätigt. Demnach soll sich Bibi abfällig über den Propheten Mohammed geäußert haben.

Pakistan hat eines der härtesten Blasphemiegesetze der Welt. Es wird immer wieder für persönliche Fehden missbraucht. Dabei reicht oft schon eine Anschuldigung, dass Menschen von islamistischen Extremisten gelyncht werden. Auch Richter und Anwälte werden massiv eingeschüchtert und müssen im Fall von Freisprüchen mit der eigenen Ermordung rechnen.

Der Anwalt der inzwischen 50-jährigen Bibi hatte jetzt geltend gemacht, dass die Gotteslästerung erst Tage nach dem angeblichen Vorfall angezeigt worden sei. Auch seien Beweise manipuliert worden und die belastenden Zeugenaussagen nicht über alle Zweifel erhaben. Ein Termin für die Anhörung der Berufung wurde noch nicht genannt. Es gilt aber zunächst als großer Erfolg, dass der Antrag überhaupt zugelassen wurde.

Die aus dem Punjab stammende Bibi, Mutter von fünf Kindern, beteuerte stets ihre Unschuld. Nach ihrer Darstellung ging den Vorwürfen der Gotteslästerung gegen sie ein Streit mit muslimischen Dorfbewohnerinnen voraus. Sie sei von diesen bei der Feldarbeit beauftragt worden, Wasser zu holen.

Beschwerde beim Dorfmullah

Als Bibi selbst aus dem Krug habe trinken wollen, habe dies die Frauen erzürnt. Später habe eine Frau sich beim Dorfmullah beschwert, der den Fall als Gotteslästerung anzeigte. Als eine von nur drei christlichen Familien in einem Dorf mit mehr als 1.500 Haushalten seien Bibi und ihr Mann immer wieder gedrängt worden, zum Islam zu konvertieren.

Im Juni 2009 wurde Bibi verhaftet, im November 2010 zum Tod am Galgen verurteilt. Das Urteil löste weltweite Kritik aus. Auch in Pakistan, wo vor allem Christen Opfer des Blasphemiegesetzes sind, gab es Aufrufe zu einer Gesetzesänderung. Rechtsberater der katholischen Kirche sagen, dass sie oft nur helfen können, bevor es zur Anklage kommt, und damit Fälle erst öffentlich werden. Danach sei der Druck zu groß, entsprechend auch die Angst der Richter, im Fall von Milde als unislamisch angegriffen zu werden.

Offene Kritik am Blasphemiegesetz wagt heute in Pakistan kaum noch jemand. Punjabs Gouverneur Salman Taseer wurde im Januar 2011 von seinem Leibwächter erschossen, nachdem er sich für Bibi eingesetzt hatte. Zwei Monate später wurde auch der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti, getötet. Der Christ hatte das Gesetz offen kritisiert.

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