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Todesursache: sozialer Frost

■ betr.: „Obdachlose: acht Kälte tote“, taz vom 5. 1. 95

Alljährlich wiederholt sich dasselbe gruselige Schauspiel: Obdachlose, die auf der Straße zu leben gezwungen sind, erfrieren. Ein entrüsteter Aufschrei geht durch die Medien, wie so etwas in einem der reichsten Länder der Erde möglich sei. Danach wird zur Tagesordnung übergegangen. Bei steigenden Temperaturen sind die Obdachlosen vollends vergessen. Fallen die Temperaturen erneut unter den Gefrierpunkt, kehrt das verdrängte Problem wieder.

Die taz macht bei dieser kollektiven Verdrängung kräftig mit. Das Wort „Kältetot“ sagt alles: der Tod von Obdachlosen wird zu einem klimatischen Problem verklärt. Obdachlosigkeit erscheint nicht als Folge sozialer Ungleichheit, sondern als Naturkatastrophe. Gegen Naturkatastrophen aber läßt sich nichts ausrichten. [...] Bernd Rechel, Darmstadt

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