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Todeskandidat Mumia Abu-JamalSelbst Obama kann nicht helfen

Das Todesurteil für den Black-Panther-Aktivisten kann jederzeit bestätigt werden. Die deutschen Unterstützer rüsten zum letzten Gefecht: Proteste sollen die drohende Hinrichtung abwenden.

Sitzt seit 26 Jahren in der Todeszelle: Mumia Abu-Jamal. Bild: ap

BERLIN taz | In Oldenburg haben sie eine pechschwarze Zelle gebaut, von außen verschließbar, mit einer laut tickenden Uhr. Die Aktivisten wollen sie in der Fußgängerzone aufstellen. Passanten sollen eine Ahnung davon bekommen, wie es sich anfühlt, sein Leben in einem Todestrakt zu fristen - so wie Mumia Abu-Jamal.

Seit 26 Jahren ist der Kampf gegen die Todesstrafe mit kaum jemandem stärker verknüpft als dem einstigen Pressesprecher der radikalen Black Panther Party. Jetzt wird es ernst für Abu-Jamal, und so wie in Oldenburg mobilisieren in diesen Tagen deutschlandweit die Unterstützer des berühmten Afroamerikaners für ihr wohl letztes Gefecht.

Am 5. Oktober ist der US-Supreme Court nach seiner Sommerpause wieder zusammengetreten. Jeden Tag kann seitdem die endgültige Entscheidung über Abu-Jamals Hinrichtung verkündet werden. Wendet sich das Gericht gegen ihn, dann kann nicht einmal Präsident Obama ihn begnadigen. Das könnte nur Ed Rendell, der Gouverneur von Pennsylvania. Doch der ließ 1982 als Staatsanwalt Abu-Jamal zum Tode verurteilen.

In Deutschland finden sich die Gruppen, die schon seit den 1980er-Jahren für die linke Symbolfigur streiten, mit neuen "Free Mumia"-Bündnissen zusammen. Als die Rechtshilfeorganisation Rote Hilfe im Sommer bundesweit auf Tour ging, um auf die aktuelle Zuspitzung hinzuweisen, gründeten sich viele lokale Initiativen. Sie rechnen damit, dass ihnen nach der Gerichtsentscheidung etwa zwei Wochen bleiben, bis das Todesurteil vollstreckt wird. Dafür haben sie ein Aktionskonzept namens "3 plus 12" entwickelt: "Am dritten Tag nach dem Urteil um zwölf Uhr mittags, soll es dezentrale Aktionen in ganz Deutschland geben," sagt Jürgen Heiser vom "Internationalen Verteidigerkomitee". Für den folgenden Samstag rufen die Aktivisten zur bundesweiten Demonstration in Berlin auf. Seit Wochen sammeln sie Unterschriften, veranstalten Lesungen, Filmvorführungen, Konzerte und Solipartys.

Für Heiser ist der Kampf für Abu-Jamals Freiheit zur Lebensaufgabe geworden. Seit zwei Jahrzehnten übersetzt er dessen Bücher und Kolumnen ins Deutsche, hat Abu-Jamal immer wieder im Gefängnis besucht. "Jetzt kommt es auf die Solidaritätsbewegung an," sagt er.

Dem 54-jährigen Abu-Jamal, mit bürgerlichem Namen Wesley Cook, wird vorgeworfen, im Dezember 1981 in Philadelphia den weißen Polizisten William Faulkner erschossen zu haben. Die Todesnacht und sein Prozess fallen in die Zeit extremer Konfrontationen zwischen dem weißen Establishment von Philadelphia und der radikalisierten Schwarzenbewegung - in der Jamal eine wichtige Rolle spielte. Viele glauben deshalb, dass Jamal unschuldig ist. Insbesondere wird Anstoß daran genommen, dass Abu-Jamal von einer weißen Jury des Polizistenmordes für schuldig befunden wurde.

Die Staatsanwaltschaft hatte schwarze Geschworene wegen ihrer Hautfarbe abgelehnt. Seine Verteidiger sehen darin eine Verletzung der amerikanischen Verfassung, doch eine entsprechende Beschwerde von ihnen hatte keinen Erfolg, ebenso wenig wie die Anträge, mit später aufgetauchten Beweisen ein neues Verfahren zu eröffnen. "Er ist heute in der lebensbedrohlichsten Lage seit seiner Festnahme 1981," sagt sein Anwalt Robert R. Bryan. Wenn der Staat Pennsylvania nicht durch internationalen Druck einer Begnadigung zustimmt, wird Abu-Jamal durch die Injektion eines Giftcocktails hingerichtet, der Herz und Atemmuskeln lähmt.

Weitere Infos und die Online-Petition auf bewegung.taz.de

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32 Kommentare

 / 
  • H
    Hans

    http://97.74.65.51/readArticle.aspx?ARTID=22291

    Selbst wenn die Umstände nicht so waren, wie allgemein angenommen wird, dann geht es hier zumindest noch darum, ob jemand die Chance auf Leben

    erhält bzw. ob man über das Leben oder Tod anderer entscheiden darf. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass es um jemand geht, der sich für das Leben anderer eingesetzt hat.

  • O
    ochsausbayern

    @Christoph

     

    rassistische Anti-amerikaner?

    Als Deutscher müsste ich als Rassist gegen alles sein, was nicht der meinen Rasse zugehörig ist.

    Da es in Deutschland nicht mehr gängig ist, Bevölkerungsteile Rassen zu zuordnen, nehmen wir uns die Einteilung der US-Volkszählung von 2000 zu Hilfe.

    Wir als "normale" deutsche "Rassisten" -und damit Weiße- müssten also gegen Samoer, Guamer, Hawaianer, Koreaner, Philippiner, Chinesen, Asiatische Inder, Indianer und ...... Schwarze/Afroamerikaner sein.

    Ist jetzt aber blöd, dass Mumia Abu-Jamals ein Afroamerikaner ist (sogar Black-panther aktivist).

     

    Aber du fügst den rassistischen Deutschen noch den Begriff Antiamerikaner hinzu. Ein "normaler" deutscher Antiamerikaner kämpft normalerweise gegen einen vermeintlichen US-Imperialismus (ob berechtigt oder nicht ist bei dieser Betrachtung egal. Und mir sowieso).

     

    Was macht dann ein rassistischer, deutscher Antiamerikaner?

    Denkt dieser, dass der vermeintliche Us-Imperialismus grössten Teils von Indianern ausgeht?

     

    Skull & Bones == Sioux-geheimgesellschaft?

    Militärisch-industrieller Komplex== vermeintliche Bedrohung der Us-Demokratie durch die indianisch geprägte Rüstungsindustrie? "ugah ugah ugah"?

     

    Der einzig rassistische, deutsche Antiamerikaner, der Sinn machen würde, wäre jemand mit dem Denken der Nazis aus den Jahren 1918-1945. Jemand, der den amerikanischen Kapitalismus als jüdisch gelenkt sähe, und deshalb im Sinne von Röhm, der Strasser-Gebrüder, Feder, Goebbels (auch noch nach der Bamberger Führertagung) argumentierte. Wobei anzumerken ist, dass die wenigsten die Juden als eigene Rasse im strengen Sinn betrachteten. Dieser rassistische, deutsche Antiamerikaner würde sich aber kaum für das Leben eines Afroamerikaners einsetzen.

     

    Ich habe nichts dagegen, dass du Kritik übst. Mir geht Politik usw. eh total am Arsch vorbei. Und auch vieles mehr.

    Aber:

    Strenge dich bitte ein bißchen an. Kleine graue Zellen kann man trainieren. ;-)

     

    Kommentare, die mit "ach wie..." anfangen, enden meistens nicht wirklich toll.

  • JS
    Jens Schlegel

    Lieber Christoph, der geneigte TAZ leser ist lustig und informiert. Der demokratische Staat(enbund) USA hat eine interessante Gerichtbarkeit. Obwohl nur Indizien zu einem Urteil führten wurde die Todesstrafe verhängt. Die Schuld ist also nicht bewiesen sondern "nur" angenommen, für wahrscheinlich erklärt.

     

    Gleichzeitig zeigt sich, dass in den USA eine Mehrheit die Todesstrafe ablehnt, genau wie in Deutschland ist in einem pluralistischen System die Mehrheit nicht immer gleich die "absolute Mehrheit."

     

    Weiterhin werden Schwarze in den USA häufiger und wegen "geringerer" Verbrechen hingerichtet als Weiße.

     

    Mord bleibt Mord. Auch wenn er vom Staat verübt wird. Warum besonders bei Abu Jamal ein Aufsehen entsteht liegt wohl nicht daran, dass die USA ihn hinrichten, sonder daran, dass er den PEN gewonnen hat, und in deutschen Zeitungen Artikel veröffentlicht, also bekannt ist.

     

    Der Unterschied zwischen einer Todesstrafe in einem sogenannten "Schurkenstaat" und der USA ist eben jener, dass die Letzteren sich als Demokratie- und Menschenrechtswächter aufspielen.

     

    Daher werden sie auch kritischer betrachtet.

     

    Gruß von mir.

  • G
    gullideckel

    @Christoph

     

    Sie sehen auch überall Antiamerikanismus. Typische politische Haltung von "Bürgerlichen rechts Außen". Übrigens wir wollen hier alle die Mauer wieder haben und den Kommunismus einführen. Was fürn Käse!

  • D
    drusus

    Mumia war aber zuletzt - vor seiner Inhaftierung - nicht Sprecher der Black Panther sondern bei MOVE - einer anarchistischen Kompost-Sekte.

     

    Im Umgang mit MOVE war die US Polizei nicht gerade zimperlich (Wikipedia):

    "John Africa starb 1985 als ein Hubschrauber der Polizei einen Sprengkörper auf das Haus von MOVE abwarf und damit den gesamten Gebäudekomplex in Brand steckte. Zehn weitere Personen, darunter fünf Kinder, kamen in dem Feuer ums Leben."

  • H
    Hank

    @ Christoph: Ahja: Die Bürger wollen das so! Und wenn alle Bürger wollen, dass es für Brillenträger Pflicht wird morgens ihren Urin zu trinken - dann hat das auch seine demokratische Richtigkeit? Nein? Ist aber weniger tödlich...Und wenn die USA einen Vergleich (bezüglich Menschenrechte) mit Iran oder China wünschten, wäre die Latte extrem niedrig, wenn auch leider inzwischen vergleichbar hoch gehängt. Wenn Abu-Jamal schuldig ist - sind 26 Jahre Todestrakt genug Strafe. Wenn er unschuldig ist - ist ihm furchtbares Unrecht geschehen. Wie auch immer - er gehört begnadigt und freigelassen. Es gibt nämlcih eine Genfer Konvention, die das Recht auf Leben schützt - insofern ist ihr Hinweis auf eine demokratische Rechtskultur in diesem Fall - mit Verlaub - unfassbar ignoranter Bullshit!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Was schreibt die TAZ? Obama könne nichts machen? Das glaub ich nicht! Immerhin ist Obamas demokratischer Parteifreund und Wahlkampfunterstützer Edward Rendell der jetzige Gouverneur des Staates Pennsylvania. Leider ist derselbe Gouverneur auch jener Blut-Staatsanwalt, der das Todesurteil gegen Mumia Abu-Jamal forderte und bekam. Wenn Edward Rendell jetzt nicht über seinen Schatten springt und auf das „finale Staatsverbrechen“ an Mumia Abu-Jamal verzichtet, dann wird die weltweite "Obama- Inszenierung" sehr schnell tragische Glaubwürdigkeitsverluste erleben. Noch nie wurde eine Nobelpreisverleihung durch ein danach vollstrecktes Todesurteil ad absurdum geführt. Übrigens! Das Gegner der Todesstrafe in diesem Forum zu "Anti- Amerikanern" gemacht werden sollen ist primitiv! Im Gegenteil: Als Weltbürger setzen wir uns, zusammen mit millionen Amerikanern für deren bedrohte Landsleute ein. Die "anti-amerikanische" Verleumdungsmasche hat in diesem Zusammenhang einen besonders zynischen Mundgeruch. Auch die Beweise des Schuldspruchs beruhigen nur die allerdümmsten Gemüter.

    Einen Rechtsstaat mit „Theater- Gerichten“ und Todesstrafe kann es nicht geben!

  • AB
    Anna Bell

    @christoph: bewiesen? Ist das so? Oder darf man ein bisschen am Lack der ach so vorbildlichen und rechtstaatlichen USA kratzen und an das demokratische Wahlverfahren in Florida erinnern, das G.W.Bush zum Sieg verholf, erinnern?

  • C
    Christoph

    Ach wie lustig die TAZ-Leserschaft doch wieder ist. ;-)

    Niemanden hier schein zu interessieren, dass seine Schuld bewiesen werden konnte. Und was die Todesstrafe im allgemeinen angeht. Sie scheinen zu vergessen, dass die USA ein demokratischer Staat sind. Die Bürger wollen das so. Außerdem finde ich es höchst amüsant, dass sich immer nur über die Todesstarfe in den USA, nie über die im Iran oder in China aufgeregt wird. Könnte es sein, daß da leichte rassistische Antiamerikaner am Werks ind?

  • I
    Ivo

    hab kürzlich den film "in prison my whole life" gesehen. auch wenn ich nicht von mumias unschuld überzeugt bin (aber: im zweifel für den angeklagten), fakt ist, dass bei diesem fall die grundlegenden prinzipien der rechtsstaatlichkeit verletzt wurden. wenn mumia ermordet wird, dann wegen seiner hautfarbe und seinem politischen engagement. schaut euch den film an und beteiligt euch an einer "3 plus 12"-Aktion!!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wohin kann ich mich wenden um diesen Mord zu verhindern? Was kann ich tun?

  • G
    Germanmann

    Ich weiß nicht, was ich von Mumia halten soll, aber ich glaube, die Proteste gegen seine Hinrichtung sollten sich ausweiten auf Proteste gegen Todesstrafen im Allgemeinen. So ist mir das ganze zu sehr auf (s)ein Schicksal fokussiert..

  • L
    Lars

    Vielen Dank, liebe TAZ, daß dieses wichtige Thema nach etlichen Jahren dank euch auch mal wieder das Licht der medialen Welt erblickt.

     

    Free Mumia!

  • H
    Hartmut

    Letztendlich ist es vollkommen egal, ob er schuldig ist, oder nicht, solange es um die Vollstreckung der Todesstrafe ist. Denn die Todesstrafe ist immer ein Verbrechen. Sie ist Barbarei. Und wir dürfen nicht aufhören, gegen sie vorzugehen. Jede Vollstreckung der Todesstrafe delegimitiert die USA als zivilisierten, demokratischen Staat.

    Doch selbst für Obama wird es schwierig werden in dem perfiden System der Vereinignten Staaten die Todesstrafe abzuschaffen. Wenn er mutig ist, dann gibt er aus Protest den Nobelpreis zurück, weil er ihn als Repräsentant eines Todesstarfestaates nicht füllen kann.

    Und Europa muss endlich Druck machen auf die USA, die sich mit dem Iran und China in eine Reihe stellen. Verbrechen gegen Menschenrechte müssen überall angeprangert werden.

  • D
    Doc

    Der Artikel zeigt unabsichtlich das ganze Problem der Aktivisten. Sich gegen die Todesstrafe auszusprechen ist grundsätzlich ehrenhaft. Bei der bekannten Fehlerquote und der erwiesenermaßen nicht vorhandenen Abschreckungswirkung sollte sie tatsächlich auf den Müllhaufen der Geschichte wandern.

     

    Leider ist im Fall Abu-Jamal aus dem Kampf gegen die Vollstreckung der Todesstrafe eine Heldensage geworden, in der Täter und Opfer verwechselt werden.

    Die Indizien sprechen mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit dafür, daß Abu-Jamal die Tat begangen hat. Von allen Unsauberkeiten in der Prozessführung abgesehen, wäre er auch in Deutschland bei dieser Beweislage verurteilt worden, nur eben nicht zum Tod. Und vermutlich verdient er den Schuldspruch, gegen die verhängte Strafe kann man dabei immer noch aus gutem Grund sein.

     

    Abu-Jamals Wandlung im Gefängnis ist beeindruckend und hätte bei uns sicher irgendwann zu einer Entlassung auf Bewährung geführt. Auch dafür kann man Streiten wollen. Das macht ihn aber nicht zum Helden, sondern wenn überhaupt zu jemandem, der aus seinen Fehlern gelernt hat. Gleichzeitig gibt es bei den Unterstützern auch Kräfte, die heute das Opfer diskeditieren und ihn so darstellen, als hätte er seinen Tod quasi verdient. Das ist mehr als unappetitlich.

     

    Ich würde es begrüßen, wenn die Todesstrafe ausgesetzt und es vielleicht sogar gelingen würde, das Urteil von Mord ersten Grades so abzuschwächen, daß irgendwann eine Entlassung möglich ist. Aber jede Vergötterung ist fehl am Platz.

  • H
    hohesG

    Selbst wenn A.J schuldig sein sollte, müsste das neu bewiesen werden, weil man keinen Mensch verurteilen kann aufgrund von schlampiger bzw. nicht stattgefundener Spurensicherung. Die Tatsache dass der Richter ein Rassist war ("I'll help you grill the nigger" oder so ähnlich hat er gesagt) sollte auch schon genügen den Fall zumindest neu aufzuwickeln. Und letztlich ist ja die Todesstrafe eines der barbarischsten Überbleibsel aus der Müllhalde menschlicher Geschichte. Falls die Hinrichtung von A.J. droht müssen alle Register gezogen werden um das zu verhindern, eben weil es ein Präzedenzfall ist. Falls sie es tun muss in der Geschichte eingebrannt werden dass sie es zumindest sehr sehr schwer zu bereuen hatten...

  • H
    Hans

    http://97.74.65.51/readArticle.aspx?ARTID=22291

    Selbst wenn die Umstände nicht so waren, wie allgemein angenommen wird, dann geht es hier zumindest noch darum, ob jemand die Chance auf Leben

    erhält bzw. ob man über das Leben oder Tod anderer entscheiden darf. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass es um jemand geht, der sich für das Leben anderer eingesetzt hat.

  • O
    ochsausbayern

    @Christoph

     

    rassistische Anti-amerikaner?

    Als Deutscher müsste ich als Rassist gegen alles sein, was nicht der meinen Rasse zugehörig ist.

    Da es in Deutschland nicht mehr gängig ist, Bevölkerungsteile Rassen zu zuordnen, nehmen wir uns die Einteilung der US-Volkszählung von 2000 zu Hilfe.

    Wir als "normale" deutsche "Rassisten" -und damit Weiße- müssten also gegen Samoer, Guamer, Hawaianer, Koreaner, Philippiner, Chinesen, Asiatische Inder, Indianer und ...... Schwarze/Afroamerikaner sein.

    Ist jetzt aber blöd, dass Mumia Abu-Jamals ein Afroamerikaner ist (sogar Black-panther aktivist).

     

    Aber du fügst den rassistischen Deutschen noch den Begriff Antiamerikaner hinzu. Ein "normaler" deutscher Antiamerikaner kämpft normalerweise gegen einen vermeintlichen US-Imperialismus (ob berechtigt oder nicht ist bei dieser Betrachtung egal. Und mir sowieso).

     

    Was macht dann ein rassistischer, deutscher Antiamerikaner?

    Denkt dieser, dass der vermeintliche Us-Imperialismus grössten Teils von Indianern ausgeht?

     

    Skull & Bones == Sioux-geheimgesellschaft?

    Militärisch-industrieller Komplex== vermeintliche Bedrohung der Us-Demokratie durch die indianisch geprägte Rüstungsindustrie? "ugah ugah ugah"?

     

    Der einzig rassistische, deutsche Antiamerikaner, der Sinn machen würde, wäre jemand mit dem Denken der Nazis aus den Jahren 1918-1945. Jemand, der den amerikanischen Kapitalismus als jüdisch gelenkt sähe, und deshalb im Sinne von Röhm, der Strasser-Gebrüder, Feder, Goebbels (auch noch nach der Bamberger Führertagung) argumentierte. Wobei anzumerken ist, dass die wenigsten die Juden als eigene Rasse im strengen Sinn betrachteten. Dieser rassistische, deutsche Antiamerikaner würde sich aber kaum für das Leben eines Afroamerikaners einsetzen.

     

    Ich habe nichts dagegen, dass du Kritik übst. Mir geht Politik usw. eh total am Arsch vorbei. Und auch vieles mehr.

    Aber:

    Strenge dich bitte ein bißchen an. Kleine graue Zellen kann man trainieren. ;-)

     

    Kommentare, die mit "ach wie..." anfangen, enden meistens nicht wirklich toll.

  • JS
    Jens Schlegel

    Lieber Christoph, der geneigte TAZ leser ist lustig und informiert. Der demokratische Staat(enbund) USA hat eine interessante Gerichtbarkeit. Obwohl nur Indizien zu einem Urteil führten wurde die Todesstrafe verhängt. Die Schuld ist also nicht bewiesen sondern "nur" angenommen, für wahrscheinlich erklärt.

     

    Gleichzeitig zeigt sich, dass in den USA eine Mehrheit die Todesstrafe ablehnt, genau wie in Deutschland ist in einem pluralistischen System die Mehrheit nicht immer gleich die "absolute Mehrheit."

     

    Weiterhin werden Schwarze in den USA häufiger und wegen "geringerer" Verbrechen hingerichtet als Weiße.

     

    Mord bleibt Mord. Auch wenn er vom Staat verübt wird. Warum besonders bei Abu Jamal ein Aufsehen entsteht liegt wohl nicht daran, dass die USA ihn hinrichten, sonder daran, dass er den PEN gewonnen hat, und in deutschen Zeitungen Artikel veröffentlicht, also bekannt ist.

     

    Der Unterschied zwischen einer Todesstrafe in einem sogenannten "Schurkenstaat" und der USA ist eben jener, dass die Letzteren sich als Demokratie- und Menschenrechtswächter aufspielen.

     

    Daher werden sie auch kritischer betrachtet.

     

    Gruß von mir.

  • G
    gullideckel

    @Christoph

     

    Sie sehen auch überall Antiamerikanismus. Typische politische Haltung von "Bürgerlichen rechts Außen". Übrigens wir wollen hier alle die Mauer wieder haben und den Kommunismus einführen. Was fürn Käse!

  • D
    drusus

    Mumia war aber zuletzt - vor seiner Inhaftierung - nicht Sprecher der Black Panther sondern bei MOVE - einer anarchistischen Kompost-Sekte.

     

    Im Umgang mit MOVE war die US Polizei nicht gerade zimperlich (Wikipedia):

    "John Africa starb 1985 als ein Hubschrauber der Polizei einen Sprengkörper auf das Haus von MOVE abwarf und damit den gesamten Gebäudekomplex in Brand steckte. Zehn weitere Personen, darunter fünf Kinder, kamen in dem Feuer ums Leben."

  • H
    Hank

    @ Christoph: Ahja: Die Bürger wollen das so! Und wenn alle Bürger wollen, dass es für Brillenträger Pflicht wird morgens ihren Urin zu trinken - dann hat das auch seine demokratische Richtigkeit? Nein? Ist aber weniger tödlich...Und wenn die USA einen Vergleich (bezüglich Menschenrechte) mit Iran oder China wünschten, wäre die Latte extrem niedrig, wenn auch leider inzwischen vergleichbar hoch gehängt. Wenn Abu-Jamal schuldig ist - sind 26 Jahre Todestrakt genug Strafe. Wenn er unschuldig ist - ist ihm furchtbares Unrecht geschehen. Wie auch immer - er gehört begnadigt und freigelassen. Es gibt nämlcih eine Genfer Konvention, die das Recht auf Leben schützt - insofern ist ihr Hinweis auf eine demokratische Rechtskultur in diesem Fall - mit Verlaub - unfassbar ignoranter Bullshit!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Was schreibt die TAZ? Obama könne nichts machen? Das glaub ich nicht! Immerhin ist Obamas demokratischer Parteifreund und Wahlkampfunterstützer Edward Rendell der jetzige Gouverneur des Staates Pennsylvania. Leider ist derselbe Gouverneur auch jener Blut-Staatsanwalt, der das Todesurteil gegen Mumia Abu-Jamal forderte und bekam. Wenn Edward Rendell jetzt nicht über seinen Schatten springt und auf das „finale Staatsverbrechen“ an Mumia Abu-Jamal verzichtet, dann wird die weltweite "Obama- Inszenierung" sehr schnell tragische Glaubwürdigkeitsverluste erleben. Noch nie wurde eine Nobelpreisverleihung durch ein danach vollstrecktes Todesurteil ad absurdum geführt. Übrigens! Das Gegner der Todesstrafe in diesem Forum zu "Anti- Amerikanern" gemacht werden sollen ist primitiv! Im Gegenteil: Als Weltbürger setzen wir uns, zusammen mit millionen Amerikanern für deren bedrohte Landsleute ein. Die "anti-amerikanische" Verleumdungsmasche hat in diesem Zusammenhang einen besonders zynischen Mundgeruch. Auch die Beweise des Schuldspruchs beruhigen nur die allerdümmsten Gemüter.

    Einen Rechtsstaat mit „Theater- Gerichten“ und Todesstrafe kann es nicht geben!

  • AB
    Anna Bell

    @christoph: bewiesen? Ist das so? Oder darf man ein bisschen am Lack der ach so vorbildlichen und rechtstaatlichen USA kratzen und an das demokratische Wahlverfahren in Florida erinnern, das G.W.Bush zum Sieg verholf, erinnern?

  • C
    Christoph

    Ach wie lustig die TAZ-Leserschaft doch wieder ist. ;-)

    Niemanden hier schein zu interessieren, dass seine Schuld bewiesen werden konnte. Und was die Todesstrafe im allgemeinen angeht. Sie scheinen zu vergessen, dass die USA ein demokratischer Staat sind. Die Bürger wollen das so. Außerdem finde ich es höchst amüsant, dass sich immer nur über die Todesstarfe in den USA, nie über die im Iran oder in China aufgeregt wird. Könnte es sein, daß da leichte rassistische Antiamerikaner am Werks ind?

  • I
    Ivo

    hab kürzlich den film "in prison my whole life" gesehen. auch wenn ich nicht von mumias unschuld überzeugt bin (aber: im zweifel für den angeklagten), fakt ist, dass bei diesem fall die grundlegenden prinzipien der rechtsstaatlichkeit verletzt wurden. wenn mumia ermordet wird, dann wegen seiner hautfarbe und seinem politischen engagement. schaut euch den film an und beteiligt euch an einer "3 plus 12"-Aktion!!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wohin kann ich mich wenden um diesen Mord zu verhindern? Was kann ich tun?

  • G
    Germanmann

    Ich weiß nicht, was ich von Mumia halten soll, aber ich glaube, die Proteste gegen seine Hinrichtung sollten sich ausweiten auf Proteste gegen Todesstrafen im Allgemeinen. So ist mir das ganze zu sehr auf (s)ein Schicksal fokussiert..

  • L
    Lars

    Vielen Dank, liebe TAZ, daß dieses wichtige Thema nach etlichen Jahren dank euch auch mal wieder das Licht der medialen Welt erblickt.

     

    Free Mumia!

  • H
    Hartmut

    Letztendlich ist es vollkommen egal, ob er schuldig ist, oder nicht, solange es um die Vollstreckung der Todesstrafe ist. Denn die Todesstrafe ist immer ein Verbrechen. Sie ist Barbarei. Und wir dürfen nicht aufhören, gegen sie vorzugehen. Jede Vollstreckung der Todesstrafe delegimitiert die USA als zivilisierten, demokratischen Staat.

    Doch selbst für Obama wird es schwierig werden in dem perfiden System der Vereinignten Staaten die Todesstrafe abzuschaffen. Wenn er mutig ist, dann gibt er aus Protest den Nobelpreis zurück, weil er ihn als Repräsentant eines Todesstarfestaates nicht füllen kann.

    Und Europa muss endlich Druck machen auf die USA, die sich mit dem Iran und China in eine Reihe stellen. Verbrechen gegen Menschenrechte müssen überall angeprangert werden.

  • D
    Doc

    Der Artikel zeigt unabsichtlich das ganze Problem der Aktivisten. Sich gegen die Todesstrafe auszusprechen ist grundsätzlich ehrenhaft. Bei der bekannten Fehlerquote und der erwiesenermaßen nicht vorhandenen Abschreckungswirkung sollte sie tatsächlich auf den Müllhaufen der Geschichte wandern.

     

    Leider ist im Fall Abu-Jamal aus dem Kampf gegen die Vollstreckung der Todesstrafe eine Heldensage geworden, in der Täter und Opfer verwechselt werden.

    Die Indizien sprechen mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit dafür, daß Abu-Jamal die Tat begangen hat. Von allen Unsauberkeiten in der Prozessführung abgesehen, wäre er auch in Deutschland bei dieser Beweislage verurteilt worden, nur eben nicht zum Tod. Und vermutlich verdient er den Schuldspruch, gegen die verhängte Strafe kann man dabei immer noch aus gutem Grund sein.

     

    Abu-Jamals Wandlung im Gefängnis ist beeindruckend und hätte bei uns sicher irgendwann zu einer Entlassung auf Bewährung geführt. Auch dafür kann man Streiten wollen. Das macht ihn aber nicht zum Helden, sondern wenn überhaupt zu jemandem, der aus seinen Fehlern gelernt hat. Gleichzeitig gibt es bei den Unterstützern auch Kräfte, die heute das Opfer diskeditieren und ihn so darstellen, als hätte er seinen Tod quasi verdient. Das ist mehr als unappetitlich.

     

    Ich würde es begrüßen, wenn die Todesstrafe ausgesetzt und es vielleicht sogar gelingen würde, das Urteil von Mord ersten Grades so abzuschwächen, daß irgendwann eine Entlassung möglich ist. Aber jede Vergötterung ist fehl am Platz.

  • H
    hohesG

    Selbst wenn A.J schuldig sein sollte, müsste das neu bewiesen werden, weil man keinen Mensch verurteilen kann aufgrund von schlampiger bzw. nicht stattgefundener Spurensicherung. Die Tatsache dass der Richter ein Rassist war ("I'll help you grill the nigger" oder so ähnlich hat er gesagt) sollte auch schon genügen den Fall zumindest neu aufzuwickeln. Und letztlich ist ja die Todesstrafe eines der barbarischsten Überbleibsel aus der Müllhalde menschlicher Geschichte. Falls die Hinrichtung von A.J. droht müssen alle Register gezogen werden um das zu verhindern, eben weil es ein Präzedenzfall ist. Falls sie es tun muss in der Geschichte eingebrannt werden dass sie es zumindest sehr sehr schwer zu bereuen hatten...