Titelkampf in der Bundesliga: Da waren es nur noch Drei
Wolfsburg ist nach seinem souveränen Sieg über Hannover klarer Titelfavorit. Nur falls Wolfsburg am letzten Spieltag verlöre, würde die Partie München gegen Stuttgart doch noch zum Endspiel.
BERLIN dpa/taz | Nach dem souveränen 5:0 der Wolfsburger in Hannover, ist das Team vom bald ausscheidenden Managertrainer Felix Magath so gut wie Meister. Nur eine Niederlage gegen Bremen am letzten Spieltag kann den Titel noch gefährden.
Hertha ist nach dem Unentschieden gegen Schalke in jedem Fall aus dem Rennen. Aber auch die Münchener Bayern haben ihre Chance in Hoffenheim fast völlig verspielt. Das 2:2 reicht allenfalls für eine kleine Chance, falls es den Münchenern gelingen sollte, am letzten Spieltag gegen Stuttgart zu gewinnen - und Wolfsburg verlieren sollte.
Stuttgart bot am Samstagnachmittag gegen Energie Cottbus ebenfalls keine Glanzleistung, steht aber nun in der Tabelle punktgleich mit den Bayern. Und wenn es kommenden Samstag in München auch nicht um die Meisterschaft gehen sollte, ein spannendes Spiel wird es allemal, denn es geht schließlich auch um einen Platz in der Championsleague.
Dzeko und Grafite glänzen wieder
Beim VFL Wolfsburg beeindruckt zur Zeit vor allem das phänomenale Sturmduo: Und die vielen Tore könnten wichtig werden, falls es am letzten Spieltag gegen Bremen doch nur zu einem Unentschieden reichen sollte. Drei Treffer erzielte Edin Dzeko, den ersten bereits nach 15. Minuten. Grafite machte diesmal Zwei.
VfB Stuttgart - Energie Cottbus 2:0
Hamburger SV - 1. FC Köln 0:1
Bor. Dortmund - Arm. Bielefeld 6:0
Werder Bremen - Karlsruher SC 1:3
VfL Bochum - Eintr. Frankfurt 2:0
Hannover 96 - VfL Wolfsburg 0:5
Hertha BSC - FC Schalke 0:0
Hoffenheim - Bayern München 2:2
Leverkusen - Mönchengladbach 5:0
Tabelle (Tordiff./Tore/Punkte):
1. VfL Wolfsburg +35 75:40 66
2. Bayern München +28 69:41 64
3. VfB Stuttgart +21 62:41 64
4. Hertha BSC +11 48:37 63
5. Borussia Dortmund +23 59:36 58
6. Hamburger SV +1 46:45 58
7. 1899 Hoffenheim +13 60:47 52
8. FC Schalke +13 45:32 50
9. Bayer Leverkusen +16 59:43 49
10. Werder Bremen +18 63:45 45
11. Hannover 96 -20 47:67 39
12. 1. FC Köln -15 34:49 38
13. Eintracht Frankfurt -20 37:57 33
14. VfL Bochum -16 38:54 31
15. Mönchengladbach -23 38:61 30
16. Arminia Bielefeld -27 27:54 27
17. Energie Cottbus -30 27:57 27
18. Karlsruher SC -28 26:54 26
Letzter Spieltag:
Samstag, 23.05.2009, 15:30 Uhr:
FC Schalke 04 - 1899 Hoffenheim
VfL Wolfsburg - Werder Bremen
Eintr. Frankfurt - Hamburger SV
Bayern München - VfB Stuttgart
Energie Cottbus - Leverkusen
Arminia Bielefeld - Hannover 96
Karlsruher SC - Hertha BSC
1. FC Köln - VfL Bochum
Mönchengladbach - Bor. Dortmund
Bei strahlendem Sonnenschein hatten die Gäste die Partie nach einer knappen halben Stunde dank seines grandiosen Sturmduos praktisch bereits für sich entschieden. Dzeko markierte mit einem sehenswerten Direktschuss von der Strafraumgrenze nach einer knappen Viertelstunde die frühe Führung.
96-Torhüter Robert Enke war bei dem Schuss, der im rechten oberen Eck einschlug, ebenso chancenlos wie bei den beiden folgenden Treffern. Da setzte sich Grafite zweimal unwiderstehlich gegen die unterlegene 96-Abwehr durch und schoss aus Nahdistanz zu seinen Saisontreffern 25 und 26 ein.
Dennoch täuschte das klare Halbzeit-Resultat etwas. Auch die ersatzgeschwächten Hausherren hatten durchaus ihre Möglichkeiten. Die beiden Besten vereitelte der starke Wolfsburger Keeper Diego Benaglio gegen Arnold Bruggink (24.) und gegen Mikael Forssell (42.). Das war aber nur Makulatur, weil es nichts einbrachte - und nach dem Wechsel wieder Dzeko dran war. Der Bosnier schraubte sein Torkonto mit einem Kopfball erst auf 24 und legte noch einmal nach in der 79. Minute auf 25 nach.
Stuttgart siegt glanzlos
Verfolger VfB Stuttgart hat gegen Cottbus allerdings nicht gerade den Anspruch auf den Meistertitel formuliert: Glanzlos blieb der Pflichtsieg gegen Energie mit 2:0 (1:0)-Heimerfolg am Samstag. Vor 55.500 Zuschauern schossen Kapitän Thomas Hitzlsperger per Freistoß (19. Minute) und Cacau in der 78. Minute den VfB auf Tabellenplatz drei.
"Wir haben jetzt eine glänzende Ausgangsposition. Ich bin einfach nur stolz auf die Mannschaft", schwärmte VfB-Teamchef Markus Babbel nach dem sechsten Heimsieg in Serie. Das Europapokal-Ticket ist seinen Schützlingen damit nicht mehr zu nehmen.
Ohne ihren zunächst erneut geschonten Top-Torjäger Mario Gomez waren die Hausherren zwar überlegen, ließen es aber zumeist an Durchschlagskraft vermissen. Gomez, der wie schon beim 2:1 "auf" Schalke wegen Adduktorenproblemen auf der Bank saß, fehlte seinen Kollegen merklich als Anspielstation und cooler Vollstrecker. Den Gästen allerdings fehlten die Mittel, um die mäßige Darbietung des Titelanwärters zu bestrafen.
Erst nach dem Seitenwechsel wurden die Lausitzer endlich mutiger. Einen Fernschuss von Timo Rost lenkte Lehmann mit Mühe um den Pfosten (51.). Die Stuttgarter wirkten in dieser Phase verunsichert und mussten sich sogar Pfiffe von den Tribünen gefallen lassen. Shao aber verpasste es, dem VfB den Titeltraum vorzeitig zu verderben.
Zwei Minuten später war die Partie entschieden. Der für Marica eingewechselte Gomez bediente Cacau mustergültig, der VfB-Angreifer ließ dem herausstürzenden Tremmel keine Chance.
Bayern-Manager Rummenigge hakt den Titel schon ab
Auch ohne Jürgen Klinsmann kann der FC Bayern wichtige Punkte abgeben: Nach dem ersten sieglosen Spiel unter Vier-Wochen-Trainer Jupp Heynckes kann nur noch ein Wunder helfen. Doch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hat den Glauben daran verloren.
"Wolfsburg wird es nach ihrem grandiosen Sieg heute schaffen", sagte Rummenigge am Samstag. Lediglich Manager Uli Hoeneß gab sich wie immer kämpferisch: "Wir können noch Meister werden, wenn wir gegen Stuttgart gewinnen und Wolfsburg verliert", sagte er, warnte jedoch zugleich: "Wir können aber auch noch Vierter werden."
Die Münchner gehen mit zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter VfL Wolfsburg und dem klar schlechteren Torverhältnis in das abschließende Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. "Stuttgart hat einen Lauf, deshalb wird das unheimlich schwer", erklärte Nationalspieler Phillip Lahm. "Unser primäres Ziel ist es, den zweiten Platz zu sichern.
Vor gut 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena hatten Franck Ribery die Bayern in der 16. Minute nach einer Flanke von Lukas Podolski in Führung gebracht. Demba Ba (21.) und Carlos Eduardo (29.) brachten dann Hoffenheim zwischenzeitlich in Führung. Kurz vor der Halbzeit erzielte dann Luca Toni bereits den Endstand der Partie.
Nach dem Seitenwechsel ging das Offensiv-Feuerwerk zunächst unvermindert weiter. Erst köpfte Ba für Hoffenheim über das Tor (53.), dann schoss Bayerns Mittelfeldspieler José Sosa knapp vorbei (56.). Danach verlor die Partie etwas an Schwung. Die Bayern versuchten in der Schlussphase zwar noch einmal alles, gegen die sichere Hoffenheimer Abwehr konnten sie sich aber nicht mehr entscheidend durchsetzen.
Bayern-Coach Heynckes war mit der Leistung seines Teams trotz des Punktverlustes nicht unzufrieden. "Die Mannschaft hat sich weiter gesteigert - es ist fast schon schade, dass die Saison am kommenden Wochenende vorbei ist", bekannte der 64jährige.
Berlin hat ausgeträumt
Der Traum von Hertha BSC von der ersten deutschen Meisterschaft nach 78 Jahren ist dagegen ausgeträumt: Die Berliner enttäuschten bei dem 0:0 im eigenen Stadion gegen den Erzrivalen Schalke 04. Denn aufgrund der deutlich schlechteren Tordifferenz (+11) gegenüber Wolfsburg (+35) kann Hertha in den Kampf um den Platz an der Sonne am kommenden Wochenende nicht mehr eingreifen.
Als Tabellen-Vierter rutschten die Berliner mit jetzt 63 Punkten vorerst sogar aus den Champions-League-Plätzen und haben drei Zähler weniger als der Spitzenreiter aus Wolfsburg auf dem Konto. "Wolfsburg ist zu 99 Prozent Meister", sagte Trainer Lucien Favre. "Es war schwierig, aber das ganze Jahr war fantastisch."
"Wir haben die Möglichkeiten zum Sieg gehabt, sie aber nicht genutzt", haderte Favre vor allem mit den verpassten Chancen seines Teams. Manager Dieter Hoeneß zeigte sich tief enttäuscht, richtete aber gleich alle Konzentration auf den möglichen Sprung in die europäische Königsklasse: "Wir haben immer noch die Chance, in Karlsruhe etwas ganz Besonderes zu schaffen."
Nach dem Motto "Sicherheit zuerst" hatten sich die Berliner zunächst weit in ihre eigene Hälfte zurückgezogen und setzten auf ihre Konterstärke. Zweimal pfiff Schiedsrichter Peter Gagelmann den freigespielten Marko Pantelic zurück, zumindest einmal davon hätte er auch auf gleiche Höhe erkennen können.
Pantelic scheiterte gleich mit einer Reihe von Möglichkeiten am U-21-Nationalkeeper Manuel Neuer. Und auch Steve von Bergen konnte die Kugel in bester Position nicht im Tor unterbringen (29.). Nach toller Vorbereitung wieder von Pantelic scheiterte Dardai aus Nahdistanz (42.).
Die Schalker zeigten eine durchaus engagierte Vorstellung. Gegen die starke Berliner Defensive scheuten die Gäste mit dem einzigen Stürmer Kevin Kuranyi jedoch das letzte Risiko, kamen so kaum zu gefährlichen Aktionen.
Auch nach der Pause drängte Hertha auf das so wichtige Tor, fand aber keinen Weg. Gojko Kacar zielte mit einem Kopfball knapp zu hoch (69.), wenig später köpfte auch Pantelic über das Schalke-Gehäuse. Zu wenig für den ganz großen Traum.
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