Tim Caspar Boehme hört auf den Sound der Stadt:
Sich für den Klang von Namen zu begeistern, ist eigentlich doof. Bei Carla dal Forno ist es andererseits sehr schwierig, ihren Namen nicht toll zu finden. Die in London lebende Australierin italienischer Abstammung, die einige Jahre in Berlin lebte, macht aber vor allem tolle Musik. Sich einen eigenen Reim auf das Erbe des New Wave zu machen, ist bei dem Konkurrenzangebot ähnlicher Ausrichtung immerhin keine kleine Aufgabe. Carla dal Forno tut das allerdings mit einer gelösten Traurigkeit, deren Charme man sich zu gern ergibt. Gitarre, verrauchte Elektronik und eben ihr zarter, dabei nie piepsiger Gesang sind alles, was sie dafür braucht. Donnerstag hält sie in der Kantine am Berghain Audienz (Rüdersdorfer Str. 70, 20 Uhr, 18.30 €).
Bei der US-Amerikanerin Liz Kosack hingegen ist es das Tastenspiel, mit dem die Musikerin begeistert. Jazz ist eine eher unzureichende Beschreibung für das, was sie tut. Die Frau mit den Masken als Markenzeichen, die in diesem Jahr den SWR-Jazzpreis gewonnen hat, tritt ebenfalls am Donnerstag in Erscheinung. Im Sowieso wird sie in Chris Hill’s Rhizome ihre stileverschmelzenden Fähigkeiten am Synthesizer in Gesellschaft des Schlagzeugers Chris Hill und des Bassisten Dan Peter Sundland unter Beweis stellen (Weisestr. 24, 20.30 Uhr).
Umweltbewusstsein ist dieser Tage ja wieder wichtiger geworden. Ein Statement zum allgegenwärtigen Einsatz von Dingen aus Plastik hat das US-amerikanische Elektronik-Duo Matmos vor Kurzem mit seinem jüngsten Album „Plastic Anniversary“ gegeben. Sinnigerweise stammten alle Klänge darauf von Plastikobjekten, darunter neben Perkussivem auch diverse Flötentöne. Am Montag geben sie davon im HAU 1 eine Kostprobe, wobei möglicherweise einige Klänge auch auf elektronischen Instrumenten gespeichert sein könnten. Was dann ja wieder Strom verbraucht. Aber nicht so viel wie bei den Rolling Stones (Stresemannstr. 29, 20 Uhr, 19 €).
Apropos Rolling Stones: Heiraten gilt ja nicht unbedingt als Rock ’n’Roll. Bürgerlich, spießig, zwangsmoralisch sind so Adjektive, die stattdessen gern hinzuassoziiert werden. Wenn das Kölner Duo Donna Regina, bestehend aus Regina und Günther Janssen und eine der führenden deutschen Institutionen für das etwas schwammige Etikett Electronica, einen ihrer Songs vom aktuellen Album „Transient“ dann jedoch „Komm lass uns heiraten“ nennen, hat das so etwas entwaffnend Lockeres, dass man glatt ins nächste Standesamt rennen möchte. Das Acud macht neu, wo Donna Regina am Mittwoch spielen, tut es ansonsten aber auch (Veteranenstr. 21, 20 Uhr, 12 €).
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