Tiger Woods von Ex-Caddie beschimpft: War doch nur ein Witz
Tiger Woods' Caddie Steve Williams, der seinen ehemaligen Chef rassistisch beschimpft hat, kommt ohne Bestrafung davon. In der Golfszene stört das fast keinen.
Spätestens am Donnerstag werden sie sich begegnen. Tiger Woods, der abgestürzte Golfdominator, und Steve Williams, sein ehemaliger Caddie, der Woods bei 72 Turniersiegen betreut hat und im Juli gefeuert wurde. Beide werden bei den Australian Open ihrer Arbeit nachgehen. Woods wird golfen, Williams seinen neuen Arbeitgeber, den Australier Adam Scott, über den Platz in Sydney begleiten.
Für viele ist das die Fortsetzung eines Skandals, den Williams in der vergangenen Woche ausgelöst hatte, als er Tiger Woods bei einer Preisverleihung für Caddies in Schanghai ein "schwarzes Arschloch" genannt hatte. Der Caddie bleibt straffrei. Weder die Organisatoren der US-Tour noch die der europäischen Tour wollen Williams bestrafen. Und auch Scott will seinen neuen Caddie nicht rausschmeißen.
Der hatte zuvor ein Statement veröffentlicht, in dem er zugab, dass seine Äußerung als "rassistisch interpretiert" werden könnte. Das habe aber nicht in seiner Absicht gelegen. Und überhaupt sei alles irgendwie ein Witz gewesen. Für die Tour-Veranstalter reichte das als Entschuldigung aus. Die saubere Golf-Gesellschaft, die in anderen Fällen durchaus darauf achtet, dass kein schlechtes Licht auf ihre Sportart fällt, erklärte den Fall offiziell für beendet.
Zwar weiß kaum einer, wie oft die Professional Golfers Association (PGA) Strafen verhängt, weil es zur Politik des Verbandes gehört, diese nicht zu veröffentlichen. Dennoch geht man davon aus, dass regelmäßig Profis und Caddies zur Kasse gebeten werden. Bekannt wurde etwa eine 10.000-Dollar-Strafe, die die European PGA gegen Tiger Woods ausgesprochen hat, weil er es gewagt hatte, während der Turniers in Dubai auf die heiligen Halme des Greens zu spucken.
Alle schweigen – bis auf Fred
Auch Adam Scott, der mit Williams als Caddie in diesem Jahr den Sieg bei den World Golf Championships in Akron einfuhr, was den größten Erfolg in dessen Karriere bedeutete, mag über Konsequenzen für seinen Begleiter auf dem Platz nicht nachdenken. Am Tag nach Williams Arschloch-Äußerung spielte er die letzte Runde des Turniers von Schanghai, ohne seinen Caddie auf den Vorfall anzusprechen.
"Es gibt immer gleich eine Story, wenn es um Tiger geht", sagte er nach dem Turnier, das der Deutsche Martin Kaymer gewonnen hat, und schwenkte aufs Allgemeine über: "Ich schätze Steves Beitrag zu meinem Spiel und bin froh, ihn an meiner Seite zu wissen."
Die meisten aktiven und ehemaligen Profis sehen das wie der Australier. Nur Fred Couples, ein ehemaliger Weltranglistenerster, vertritt eine dezidiert andere Position. Der Amerikaner, der das US-Team in der nächsten Woche beim Presidential Cup, einem Teamwettkampf USA gegen den Rest der Welt, als Kapitän anführen wird, meinte im Fachmagazin Golf World unmissverständlich: "Ich würde meinen Caddie wegen rassistischer Äußerungen feuern." Er fügte hinzu, dass er einen Caddie, der einen derartigen Hass auf einen "anständigen Kerl" hat, nicht gerne in seiner Nähe hätte.
Williams' Wut auf Woods
In der Tat wunderte man sich in der Golf-Szene schon länger über die Wut auf Woods, die Williams einfach nicht unterdrücken konnte. Als Adam Scott besagte World Championships gewann, hatte Williams gesagt, das sei der schönste Sieg in seiner Laufbahn gewesen. Die 13 Majors, bei denen er Woods Tasche getragen hatte, wären demnach weniger toll gewesen.
Zudem ließ er beinahe keine Gelegenheit aus, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass er den Respekt gegenüber Woods verloren habe, seit er von dessen Betrügereien und Sexskandalen wisse. Auch die Veröffentlichung eines Buches über seinen ehemaligen Chef kündigte er an, kurz nachdem ihm von Woods nach 12-jähriger Zusammenarbeit gekündigt worden war.
Auch ohne die Beleidigungen vom Wochenende ist eine Begegnung von Woods und Williams also pikant. Gerüchte, Woods und Scott nebst Williams würden am Donnerstag gemeinsam auf die Platzrunde geschickt, wurden von den Veranstaltern der Australian Open übrigens dementiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe