Tierschützer ketten sich an: Blockade gegen Tierversuche
AktivistInnen schließen sich an die Tore eines Tierversuchslabors. Das Auftragslabor steht wegen Nervengift-Versuchen in der Kritik
„Jetzt werden Tiere wieder vergiftet“, sagte Martina Kunze, Sprecherin der Initiative „LPT schließen“ nach Ende der Aktion. Die Gruppe demonstriert seit 2013 regelmäßig gegen das private Forschungslabor. Die gestrige Blockade war die bisher radikalste Aktion der Initiative.
Das LPT ist eines der größten Auftragslabore für Tierversuche in Deutschland. Es testet Medikamente an etwa einem Dutzend Tierarten. Genau zu bestimmen ist die Anzahl nicht, denn das Unternehmen schweigt seit Beginn der Proteste.
Auf eine Bitte der Grünen um eine Werksbesichtigung wurde nicht einmal geantwortet. In der Vergangenheit, bevor die Proteste begannen, schmückte sich das Familienunternehmen im Internet mit bis zu 10.000 Mäusen, 1.500 Hunden und 500 Affen, an denen Versuche gemacht werden können. „Kein Tier verlässt das Labor lebend“, sagt die Initiativensprecherin Kunze.
Mehrmals die Woche demonstriert die Initiative vor dem Gelände und vor anderen Standorten der Firma. In Neugraben hätten die Anwohner des mitten in einer Wohnsiedlung liegenden Werks erst durch die Proteste erfahren, was dort passiert, sagt Kunze. Die MitarbeiterInnen zeigten am Montagmorgen wenig Verständnis für die AktivistInnen. „Die warteten belustigt neben uns“, berichtet Kunze.
Die Versammlungsbehörde hat die Möglichkeiten der Tierschützer zu demonstrieren zunehmend eingeschränkt. Kunze klagt über „immer härtere Auflagen“. Trillerpfeifen und andere „lärmerzeugende Gerätschaften“ dürfen nicht benutzt werden. Zudem muss die Initiative mindestens 100 Meter Abstand vom Gelände halten. Redebeiträge sind auf fünf Minuten pro Stunde reduziert. „Faktisch demonstrationsfreie Räume“ seien damit entstanden, sagt Kunze.
Dagegen hat „LPT schließen“ beim Verwaltungsgericht Klage eingereicht. Mit der Blockade sei der Protest gegen LPT auf einem neuen Weg zum Ausdruck gebracht worden, sagt Kunze. Sie kündigt weitere „direkte Aktionsformen“ an.
In die Kritik geriet das LPT besonders, weil es das Nervengift Botox an Mäusen testet. Solche Versuche sind nur bei fehlenden Alternativen erlaubt. In diesem Fall, stellt die Tierärztin Corinna Gericke fest, gebe es jedoch „bereits seit Jahren eine tierversuchsfreie Methode, um Botox zu testen“. Rico Schmidt, Sprecher der zuständigen Verbraucherschutzbehörde, betont hingegen, dass es bei Überprüfungen „bisher keine Beanstandungen gab“.
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