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Tiergarten-Rapid

■ Die Verkehrsverwaltung dementiert, den Transrapid unter dem Tiergarten fahren lassen zu wollen: "Alles Quatsch"

Will Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) den Regierungsumzug verhindern? Neueste Planungen aus seinem Hause, so hieß es gestern in Zeitungsberichten, sehen vor, daß der Transrapid von Hamburg nach Berlin zum Lehrter Bahnhof und dann durch die geplanten Eisenbahntunnel unter dem Tiergarten nach Dresden fährt. Die fünf Millionen Mark, die der Senat am Dienstag für Planungen der Magnetschwebebahn bereitstellte, seien für die Ausarbeitung entsprechender Pläne vorgesehen.

Dann aber müßten die gesamten Eisenbahnplanungen im Zentralen Bereich überarbeitet werden. Eine Fertigstellung der Tunnel im Tiergarten bis zum Jahr 1998, unabdingbare Voraussetzung für den Baubeginn des Parlaments- und Regierungsviertels, wäre nicht mehr möglich. Der Umzug der Bundesrgeierung würde sich vermutlich um Jahre verzögern. Daß im Fall einer Transrapid-Station im geplanten zentralen Lehrter Fernbahnhof und einer unterirdischen Streckenführung unter dem Tiergarten ein neues Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden müßte, bestätigte die Bauverwaltung auf Anfrage der taz. „Wir können nichts mehr ändern“, sagte gestern auch der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU). Er habe schon vor Monaten über die Idee, die Magnetbahn durch die Tunnel gleiten zu lassen, mit Verkehrsplanern gesprochen. Doch Experten hätten aus Zeitgründen abgewunken. Daß Berlin den Thyssen- Schweber als „technisches Projekt“ aber weiterhin will, „daran ändert sich nichts“.

Haases Sprecher Tomas Spahn gab sich gestern alle Mühe, glaubhaft zu versichern, daß der Verkehrssenator dem Regierungsumzug unzweifelhaft „Vorrang“ vor dem Subventionsschlager der Industrie einräume. Konkrete Pläne über die Streckenführung der Magnetbahn gebe es derzeit noch nicht, die Betreibergesellschaft betreibe nur ein „Brainstorming“. Eine Verlängerung der Strecke nach Dresden, von der das Bundersverkehrsministerium gestern noch nichts wußte, wäre ein zweiter Schritt, sagte Spahn. Haases persönlicher Referent Carl Hennig faßte die gesamte Diskussion um einen Transrapid unterm Tiergarten mit zwei Worten zusammen: „Alles Quatsch.“ Dirk Wildt

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