Ticker zum Aufstand in Libyen: 100 Soldaten gefangen genommen

Die Aufständischen melden Bodengewinne bei Brega im Osten, Gaddafi greift aus der Luft an. Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor Epidemien in Flüchtlingslagern an den Grenzen.

Gaddafi greift die Öl-Stadt Brega mit Kampfflugzeugen an. Trauernde bei einer Beerdigung am Donnerstag in Brega. Bild: reuters

17.45: USA bringen Marine in Stellung

Die USA haben rund 400 Marinesoldaten auf die griechische Insel Kreta verlegt. Die Truppen seien am Mittwoch auf dem Stützpunkt Souda eingetroffen, sagte ein Sprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Die Regierung in Washington hat außerdem bereits zwei Kriegsschiffe ins Mittelmeer beordert. (dapd)

17.22: Aufständische melden Bodengewinne

Der libysche Herrscher Muammar Gaddafi setzt seine Luft-Offensive gegen Aufständische im Osten des ölreichen Landes fort. Die Luftwaffe bombardierte den zweiten Tag in Folge die Hafenstadt Brega, die am Vortag vorübergehend von Gaddafi-Milizen eingenommen worden war. Dagegen meldeten die Aufständischen am Donnerstag Bodengewinne. Die regierungstreuen Milizen seien bis Ras Lanuf zurückgeschlagen worden.

Libyen nahm nach Angaben Venezuelas einen Friedensplan von Präsident Hugo Chavez an, der mit dem libyschen Machthaber befreundet ist. Die Rebellen lehnen Gespräche mit Gaddafi ab. Gaddafis Sohn Saif al-Islam nannte die Vertreibung der Rebellen und die Wiedergewinnung der Kontrolle über die Ölanlagen das Ziel der Luftangriffe. Es gehe nicht darum, Menschen zu töten, sagte er dem Fernsehsender Sky News. Auch wegen der Luftangriffe droht Gaddafi und einigen seiner Söhne ein Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. (rtr)

17.00: Rebellen nehmen Soldaten gefangen

Die Rebellen in Libyen haben nach eigenen Angaben rund hundert regierungstreue Soldaten gefangen genommen. In der Stadt Brega im Osten des Landes seien "nicht weniger als hundert" Gefangene gemacht worden, sagte ein Sprecher der Regierungsgegner in der Oppositionshochburg Bengasi am Donnerstag. Die Hafenstadt Brega ist nicht nur wegen des großen Öl-Verladeterminals von strategischer Bedeutung, sondern auch als Zugang nach Bengasi.

Brega ist seit Mittwoch Schauplatz einer Gegenoffensive der Truppen von Machthaber Muammar el Gaddafi. Kampfflugzeuge griffen nach Zeugenberichten auch am Donnerstag die Stadt an. Am Mittwoch seien mindestens ein Dutzend Menschen in den Kämpfen ums Leben gekommen, sagte ein Krankenhausmitarbeiter. Sechs der Getöteten wurden am Donnerstag in Bengasi von einer großen Menschenmenge zu Grabe getragen. Angaben über neue Opfer am Donnerstag gab es zunächst nicht. (afp)

15.32: Deutsche Hilfsorganisation schickt Helfer an die Grenze zu Tunesien

Die Johanniter schicken ein Erkundungsteam nach Tunesien, um mögliche Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge aus Libyen vorzubereiten. Auch Mitarbeiter der Hilfsorganisation ADRA und des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) würden demnächst in die Grenzregion zwischen Tunesien und Libyen entsandt, teilte das Aktionsbündnis "Deutschland Hilft" am Donnerstag in Bonn mit. Unter anderem gehe es darum, die Wasserversorgung sicherzustellen. "Deutschland Hilft" gehören zehn deutsche Hilfsorganisationen an. (dpa)

15.00: Libyens Ölproduktion um die Hälfte gefallen

Die Ölproduktion in Libyen ist wegen der Unruhen im Land auf die Hälfte gefallen. Das sagte am Donnerstag der Chef der staatlichen libyschen Ölgesellschaft NOC, Schukri Ghanem, der Nachrichtenagentur AFP. Die ausländischen Angestellten hätten das Land verlassen, weil sie sich nicht mehr sicher gefühlt hätten. Die Mehrheit der ausländischen Arbeitskräfte seien Techniker gewesen, und das habe zu einer geringeren Produktion geführt. (afp)

14.50: Spanien richtet Luftbrücke ein

Spanien hat eine Luftbrücke für ägyptische Flüchtlinge aus Libyen eingerichtet. Mit drei Flügen täglich sollen in dieser Woche somit rund 4000 Ägypter von der tunesischen Insel Djerba aus nach Kairo geflogen werden, teilte die spanische Außenministerin Trinidad Jiménez am Donnerstag in Madrid mit. Eine Maschine hob am Mittag vom Militärflughafen Torrejón de Ardoz nahe der spanischen Hauptstadt ab.

Ein weiteres Flugzeug soll mehrere Tonnen Hilfsgüter nach Bengasi, die inoffizielle Hauptstadt des "befreiten Ost-Libyens", bringen. Es gehe um Arzneimittel, Decken und Zelte. Es solle versucht werden, einen Korridor für humanitäre Hilfe einzurichten, sagte Jiménez. (dpa)

14.48: Frankreich ist bereit zu Flugverbotszone

Frankreich ist nach Worten seines Außenministers Alain Juppe gemeinsam mit Großbritannien bereit, sich an einer Flugverbotszone über Libyen zu beteiligen, falls sich die Lage in dem nordafrikanischen Land verschlechtern sollte. Sein britischer Kollege William Hague sagt, beide Staaten würden alles in ihrer Macht Stehende unternehmen, um den Druck auf Gaddafi zu erhöhen. (rtr)

14.40: Gaddafi setzt Offensive im Osten fort

Der libysche Herrscher Muammar Gaddafi setzt seine Offensive gegen Aufständische im Osten des ölreichen Landes fort. Die Luftwaffe bombardierte nach Berichten von Augenzeugen den zweiten Tag in Folge die Hafenstadt Brega, die am Vortag vorübergehend von Gaddafi-Milizen eingenommen worden war. Auch die benachbarte Stadt Adschdabija geriet am Donnerstag erneut ins Visier der Gaddafi-Getreuen. Die Arabische Liga beriet derweil einen Friedensplan des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, der mit dem libyschen Machthaber befreundet ist. Die Rebellen lehnen jedoch Gespräche mit Gaddafi ab. (rtr)

14.40: Rebellen fordern Flugverbotszone

Als Konsequenz aus den Luftangriffen forderten die Rebellen Luftschläge und die Einrichtung einer Flugverbotszone, die sie schützen soll. "Holt Bush. Verbietet Flüge, bombardiert die Flugzeuge", rief ein Aufständischer und erinnerte an das 1991 vom damaligen US-Präsidenten George Bush über die irakische Luftwaffe verhängte Flugverbot. Westliche Regierungen - allen voran die USA - haben sich jedoch zurückhaltend zum Einsatz militärischer Mittel in der Libyen-Krise geäußert. Für den Fall einer Intervention hatte Gaddafi dem Westen am Mittwoch "ein anderes Vietnam" angedroht. Er sei bereit, bis zu drei Millionen Menschen zu bewaffnen. (rtr)

14.18: Gespannte Ruhe in Tripolis

Der Fischmarkt am Ufer der libyschen Hauptstadt Tripolis ist wie leer gefegt - lediglich ein paar streunende Katzen suchen zwischen den verwaisten Ständen nach Fressen. "Nur noch wenige Fischerboote fahren in der Nacht hinaus, die meisten bleiben hier", sagt Ismail, der als einziger Tintenfisch und Tiefkühlfisch anliefert. "Alle ägyptischen Arbeiter sind geflohen."

Dennoch versuchen die Behörden in der letzten großen Hochburg von Machthaber Muammar Gaddafi den Anschein alltäglicher Normalität aufrechtzuerhalten. Geschäfte und Banken haben geöffnet. Die Straßen sind voller Menschen, die einkaufen oder zur Arbeit gehen. Doch unter der Oberfläche sind die Probleme nicht zu übersehen. Es gibt Versorgungsengpässe, Preiserhöhungen und Geldsorgen. Außerdem haben viele das Gefühl, schon bald könne die Gewalt auch sie erreichen, sollte es nach den Freitagsgebeten zu Anti-Gaddafi-Protesten kommen. (rtr)

14.00: Essam Sharaf wird ägyptischer Ministerpräsident

An die Stelle des zurückgetretenen Regierungschefs Ahmed Schafik setzten die Militärs den ehemaligen Transportminister Essam Scharaf. Zugleich beauftragten sie Scharaf mit der Bildung einer neuen zivilen Übergangsregierung, gaben sie auf ihrer Seite im sozialen Netzwerk Facebook bekannt. Beobachtern zufolge kam der Militärrat damit der Demokratiebewegung entgegen, die einen deutlicheren Bruch mit der Ära des am 11. Februar abgetretenen Präsidenten Husni Mubarak fordert. Scharaf war von 2004 bis 2006 Transportminister. Er habe die 18-tägigen Proteste, die zum Rücktritt Mubaraks führten, von Anfang an unterstützt und sei auch auf dem Tahrir-Platz erschienen, berichtete das Internet-Portal "ahram".

Scharaf, der auch eine Professur als Ingenieur an der Universität Kairo innehat, wird von ägyptischen Medien als scharfer Kritiker der Korruption unter Mubarak beschrieben. Einige Aktivisten der Demokratiebewegung hatten schon früher eine führende politische Rolle für ihn verlangt. (dpa)

13.40 Uhr: WHO warnt vor Epidemien

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor Epidemien in den tunesischen Lagern gewarnt, in denen zehntausende Flüchtlinge aus Libyen untergekommen sind. Es gebe noch keine humanitäre Krise, aber ein "reales" Risiko von Epidemien, sagte der ranghohe WHO-Vertreter Eric Laroche am Donnerstag in Tunis. In den Lagern herrschten eine große Beengtheit und mangelnde Hygiene, berichtete Laroche nach einer Fahrt in den Süden Tunesiens. Es sei daher dringend, die Flüchtlinge per Flugzeug und Schiff in ihre Heimat zu bringen und ein Überwachungs- sowie Frühwarnsystem für ansteckende Krankheiten einzurichten. Die WHO benötige rund drei Millionen Dollar (2,1 Millionen Euro) an Soforthilfe für ihre Arbeit in Tunesien, schätzte Laroche. (afp)

13.30 Uhr: Internationaler Strafgerichtshof ermittelt

Gegen den libyschen Staatschef Mummar al-Gaddafi wird wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in seinem Land ermittelt. Das erklärte der Chefankläger beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), Luis Moreno-Ocampo, am Donnerstag in Den Haag. Auch gegen Gaddafis Söhne und andere Mitglieder seines Clans werden wegen der Gewalttaten gegen friedliche Demonstranten Ermittlungen aufgenommen. Dazu gehören auch die Chefs verschiedener Sicherheitsdienste. Die Entscheidung, ob nun Verfahren eröffnet und Haftbefehle ausgestellt werden, liegt bei den Richtern. (dpa)

12.57: EU-Sondersitzung

Wegen des Libyen-Konflikts kommen die EU-Außenminister am 10. März zu einer Sondersitzung zusammen. Bei einem Arbeitsessen solle der Sondergipfel zu dem nordafrikanischen Land am folgenden Tag vorbereitet werden, sagte eine Sprecherin von EU-Außenministerin Catherine Ashton am Donnerstag in Brüssel. Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen bei dem Treffen eine gemeinsame Linie zu dem Aufstand gegen Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi und die durch den Konflikt ausgelöste Flüchtlingskrise finden. Zudem soll über eine Strategie zum Umbruch in Nordafrika und in der arabischen Welt insgesamt gesprochen werden. (afp)

12.54: Bewegung nach Tripolis unwahrscheinlich

Die BBC berichtet, dass die Aufständischen in Bengasi noch immer die Verteidigung der Stadt organisieren. Eine Bewegung in Richtung Hauptstadt Tripolis sei derzeit unwahrscheinlich. (taz)

12.45: Bombe in Brega

Die Kämpfe zwichen Aufständischen und Gaddafi-Truppen um die Stadt Brega gehen weiter, es gibt nur spärliche Informationen. Fattah al-Moghrabi, Direktor der Versorgung des Krankenhauses in Brega berichtete laut BBC, dass zwischen dem Ölhafen und Wohngebieten eine Bombe abgeworfen wurde. Niemand sei verletzt worden. (taz)

12.20: Deutsche Botschaft in Tripolis geschlossen

Die deutsche Botschaft in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte am Donnerstag weiter mit, dass die deutschen Staatsangehörigen in Libyen über die bevorstehende Schließung der Vertretung informiert worden seien. Auch seien sie wiederholt dringend aufgefordert worden, noch bestehende Möglichkeiten zu nutzen, das Land zu verlassen. (rtr)

12.00: Bundeswehr bringt 4.000 Flüchtlinge von Tunesien nach Ägypten

Deutschland beteiligt sich mit Marineschiffen an der internationalen Hilfsaktion für Libyen-Flüchtlinge in Tunesien. Die Bundesmarine werde mit drei Schiffen insgesamt 4.000 Flüchtlinge von Tunesien nach Ägypten bringen, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) am Donnerstag in der slowakischen Hauptstadt Bratislava vor Journalisten. Überwiegend handelt es sich demnach um ägyptische Gastarbeiter, die in Libyen tätig waren und wegen des Aufstands gegen Machthaber Muammar el Gaddafi nach Tunesien geflohen waren. Westerwelle ging davon aus, dass der Einsatz am Freitag beginnen kann. (afp)

11.50: Zahl der Flüchtlinge steigt weiter

Die Zahl der Flüchtlinge aus Libyen ist auf mehr als 180.000 gestiegen. Das bestätigte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Melissa Fleming, am Donnerstag in Genf. "Und die Zahl steigt weiter", sagte Fleming. Von ihnen seien rund 80 000 nach Ägypten und etwa 3.000 nach Tunesien eingereist, andere warteten an der Grenze. Am Mittwoch seien 7.500 Menschen an der Grenze zu Tunesien angekommen, vornehmlich Menschen aus Bangladesch. Es herrsche Angst und Betroffenheit unter den Menschen, sagte Fleming. (dpa)

11.45: Niederländische Soldaten in Gewalt von Gaddafi-Milizen

Einheiten von Gaddafi haben drei niederländische Soldaten gefangen genommen, als diese zwei Europäer aus dem umkämpften Land in Sicherheit bringen wollten. Das niederländische Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag weiter mit, die Soldaten seien am Sonntag in die Gewalt der Milizen geraten. Sie seien mit einem Hubschrauber von einem niederländischen Kriegsschiff vor der libyschen Küste gestartet und in Sirte, rund 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelandet, um die Evakuierungen dort zu unterstützen.

Die Regierung in Amsterdam befinde sich in "intensiven diplomatischen Verhandlungen" mit der Gaddafi-Führung, um die Freilassung der Soldaten zu erwirken, erklärte ein Ministeriumssprecher. (rtr)

10.58: Nato hat nicht vor zu intervenieren

Nato-Generalsekretär Anders Fogh-Rasmussen sagte laut BBC: "Ich möchte betonen, dass die Nato keine Intentionen hat, in Libyen zu intervenieren, aber als eine Verteidigungsgemeinschaft und Sicherheitsorganisation machen wir bedachte Pläne für alle Eventualitäten." (taz)

10.54: Ärzte ohne Grenzen fordert Zugang zu Kampfgebieten

Die internationale Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert Zugang zu den umkämpften Gebieten. Acht Mitarbeiter der Organisation seien zurzeit in Bengasi im Einsatz, weitere 17 Mitarbeiter befänden sich an der tunesischen Grenze und warteten auf Einreiseerlaubnis, teilte sie am Donnerstag in einer Presseerklärung mit. Weitere Teams würden an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen weiterhin an der Einreise gehindert.

Die Organisation habe Informationen erhalten, nach denen viele Verwundete in Tripolis aus Angst vor Repressalien durch Milizen die Krankenhäuser meiden. "Ärzte behandeln die Verwundeten außerhalb des staatlichen Gesundheitssystems in Privathäusern", sagt Rosa Crestani, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. (taz)

10.43 Uhr: Ägyptens Premier zurückgetreten

Der ägyptische Ministerpräsident Ahmed Schafik ist am Donnerstag zurückgetreten. Dies gab der regierende Militärrat über das Internet bekannt. Schafik war am 29. Januar vom damaligen Präsidenten Husni Mubarak ernannt worden. (dpa)

10.30 Uhr: Internationaler Strafgerichtshof

Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag will Ermittlungen gegen "zehn bis 15" Verantwortliche in Libyen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit einleiten. Das sagte Luis Moreno-Ocampo am Donnerstag der spanischen Zeitung "El País". Es handle sich um "schwere" Fälle der Gewalt gegen das libysche Volk, fügte er hinzu. (afp)

10.09 Uhr: Opec will Ölausfälle kompensieren

Die Opec kann die Öl-Exportausfälle aus Libyen nach den Worten des irakischen Ölministers Abul-Karim Luaibi auffangen. Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) sei zwar besorgt, sagt er in Bagdad. Aber Libyens Ölexporte seien begrenzt. Die Opec verfüge über viel mehr zusätzliche Kapazitäten als die Menge, die Libyen produziere. Die gegenwärtigen Ölpreise seien akzeptabel und gefährdeten die globale Konjunktur nicht, fügt er hinzu. (rtr)

09.27 Uhr: Augenzeugen berichten von Luftangriffen

Die von libyschen Rebellen gehaltene Ölstadt Brega ist am Donnerstag Augenzeugen zufolge erneut aus der Luft angegriffen worden. Gegner des Machthabers Muammar Gaddafi kontrollieren die strategisch wichtige Stadt etwa 800 Kilometer östlich von Tripolis seit etwa einer Woche. Am Mittwoch geriet sie kurzzeitig in die Hand von Regierungstruppen, die Rebellen eroberten sie aber zurück. (rtr)

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DEN HAAG/CARACAS/ANKARA dpa/rtr/afp | Aufständische in Libyen haben bei Kämpfen gegen die Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi im Osten des Landes mehrere Soldaten und Offiziere der Armee gefangen genommen. Der Nachrichtensender Al-Arabija zeigte am Donnerstag Bilder der Militärs, die den Aufständischen den Angaben zufolge am Vortag während der Schlacht in der Öl-Stadt Al-Brega in die Hände gefallen waren. In der weiter östlichen gelegenen Stadt Tobruk habe sich eine Einheit der Marine den Aufständischen angeschlossen, hieß es.

Unterdessen macht die Organisation der Rebellen im Osten Fortschritte. Die libysche Exil-Opposition teilte mit, in der Stadt Bengasi sei eine neue Brigade namens "Brigade 17. Februar" gegründet worden. Die Übergangsregierung in Bengasi erklärte, der Transport weiterer ausländischer Söldner nach Libyen müsse unbedingt unterbunden werden. Dafür seien auch Luftangriffe ausländischer Armeen gerechtfertigt. "Dies wäre keine ausländische Militärintervention auf libyschem Boden", betonte ein Sprecher des Gremiums.

Drei niederländische Soldaten von Gaddafi-Truppen verhaftet

Bei einer missglückten Evakuierungsaktion in Libyen sind drei niederländische Soldaten einer Miliz des Gaddafi-Regimes in die Hände gefallen. Das bestätigte das Verteidigungsministerium in Den Haag am Donnerstag auf Anfrage.

Den Angaben zufolge flogen die Soldaten mit einem Hubschrauber des vor Libyen ankernden niederländischen Marineschiffs MS Tromp zur libyschen Stadt Syrte, um zwei dort festsitzende Landsleute abzuholen. Nach der Landung sei die Hubschrauberbesatzung von einer Gaddafi-treuen Milizgruppe angegriffen und gefangen genommen worden.

Über die Freilassung der Niederländer werde intensiv verhandelt, sagte ein Ministeriumssprecher. Der Vorfall, über den am Donnerstag die Zeitung De Telegraaf berichtete, habe sich bereits am vergangenen Sonntag ereignet. Er sei aus Sicherheitsgründen bis jetzt geheim gehalten worden, hieß es.

Libyen und Venezuela haben sich dem Fernsehsender Al-Dschasira zufolge auf einen Friedensplan zur Beilegung der Krise in dem nordafrikanischen Land geeinigt. Der Plan sei ein Vorschlag des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, ein enger Verbündeter von Machthaber Muammar Gaddafi, berichtete der Sender am Donnerstag. Der Informationsminister Venezuelas bestätigte, es habe am Dienstag ein Gespräch zwischen Gaddafi und Chavez über dessen Vorschlag für ein Ende der Gewalt in Libyen gegeben. Weitere Details zum Inhalt des Gesprächs nannte er aber nicht.

Al-Dschasira berichtete, Gaddafi habe dem Plan zugestimmt. Demnach soll eine Delegation aus Lateinamerika, Europa und dem Nahen Osten versuchen, eine Annäherung zwischen Gaddafi und den Aufständischen auf dem Verhandlungswege herbeizuführen. Eine Reporterin des Senders berichtete zudem über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass auch der Präsident der Arabischen Liga, Amr Mussa, im Gespräch mit dem venezolanischen Außenminister dem Friedensplan zugestimmt haben soll.

USA vergleichen libysche Situation mit Somalia

Angesichts der blutigen Unruhen in Libyen befürchten die USA dort Zustände wie im krisengeschüttelten Somalia. "Eine unserer größten Sorgen ist, dass Libyen im Chaos versinkt und zu einem gigantischen Somalia wird", sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Mittwoch (Ortszeit) vor einem Ausschuss des Senats. Sie verwies in dem Zusammenhang darauf, dass zahlreiche in Afghanistan oder im Irak kämpfende Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida aus Libyen stammten.

In Somalia herrscht seit dem Sturz von Machthaber Siad Barre 1991 Bürgerkrieg. Die schwache Übergangsregierung hält sich nur mit Mühe an der Macht und kontrolliert lediglich einen kleinen Teil von Mogadischu. Große Gebiete der Hauptstadt sowie des Südens und des Zentrums des Landes sind in der Hand der radikalislamischen Shebab-Miliz.

Die türkische Regierung rät ihren westlichen Bündnispartnern von einer militärischen Einmischung in die Kämpfe in Libyen ab. Sein Land sei gegen eine Intervention, zumal keine der Konfliktparteien eine solche angefordert habe, zitierten türkische Medien am Donnerstag Außenminister Ahmet Davutoglu. Er warnte davor, im Irak gemachte Fehler zu wiederholen. In dem Konflikt zwischen dem libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi und Gegnern seines Regimes müsse eine friedliche Lösung unterstützt werden. Ein Mitarbeiter seines Ministeriums erklärte, ein Einsatz der Nato in Libyen könne sogar gegenteilige Effekte auslösen.

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