: Tic Tac: Verpiß dich, Toe
Ricky muß gehen, aber Jazzy und Lee werden bleiben: Die Mutation des HipHop-Trios Tic Tac Toe von der Clique zur Mädchenfreundschaft bedroht das Geschäft ■ Von Thomas Winkler
Berlin (taz) – Mit der Meldung kam auch gleich die Entwarnung: Tic Tac Toe trennen sich, aber sie lösen sich nicht auf. Bis auf weiteres, ließ die Plattenfirma des Rap-Trios gestern verlauten, wird Ricarda Nonyem Priscella Wältken, genannt Ricky, nicht mehr mit den beiden anderen auftreten. Es wird aber weiter dafür gesorgt sein, daß aus den Boom-Boxen in unzähligen rosaroten Jugendzimmern eindeutige Aufforderungen wie „Verpiß dich“ schallen: Marlene Victoria Tackenberg (Jazzy) und Liane Wiegelmann (Lee) werden „erst mal zu zweit“ und mit Hilfe von Managerin Claudia Wohlfromm Tic Tac Toe weiterbetreiben, wie sie der Bild am Sonntag exklusiv mitteilten.
Ausgerechnet die „stille Ricky“ (Bravo) wird nun von den beiden älteren Kolleginnen zur Psychopathin gestempelt, die bisher als „liebes Mädchen, in sich gekehrt“, galt, aber in Wirklichkeit den reibungslosen Fortgang des Unternehmens, das bisher schätzungsweise 300 Millionen Mark umsetzte, mit Sprunghaftigkeit, abgesagten Auftritten und psychischen Problemen beschädigte. Im April soll die 19jährige ein Hotelzimmer verwüstet haben, die Tournee im September wurde verschoben – damals allerdings wegen eines sich wochenlang hinziehenden Schnupfens. Nun sei Ricky erst einmal „vor sich selber zu schützen“ und nimmt daher „professionelle therapeutische Hilfe in Anspruch“.
Entwarnung gibt es auch bereits an der Seelsorgerfront: Da auch Girl-Groups vor allem von Mädchen verehrt werden, sind präpubertäre hormonelle Katastrophen wie beim Ausstieg Robbie Williams' bei Take That beziehungsweise bei der endgültigen Auflösung des Prototyps aller Boygroups nicht zu befürchten.
Schon nach dem Selbstmord von Lees Ehemann registrierten die Leserdienste der einschlägigen Magazine nur unmerklich mehr Telefonanrufe. Das Verhältnis der Fans zu Tic Tac Toe ist nicht von romantischer Schwärmerei bestimmt, die drei dienten nie als Schutzschild zur gefühlsmäßigen Abwehr von real existierenden, potentiellen Sexpartnern, sondern füllten die Rolle von großen Schwestern aus, die stellvertretend die Kämpfe mit den Eltern und der konkurrierenden Mädchenclique ausfochten.
Hier könnte das Problem der gestrafften Besetzung beginnen. Tic Tac Toe haben in diesem Frühjahr die Enttarnung von Lee als verwitwete Ex-Prostituierte verkraftet, aber: Erst ab drei Mädchen ist man eine Clique. Zwei Mädchen sind bestenfalls beste Freundinnen, und da bleibt kein Platz mehr für Zuschauer.
Jazzy (22) und Lee (23) hoffen nun auf Hilfe aus Übersee („Puff Daddy will uns nach Amerika holen“) und darauf, daß Ricky, wie angekündigt, sich nicht zur Affäre äußern wird. Die Bravo muß sich ein oder zwei Wochen mal nicht den Kopf zerbrechen, wie man Tic Tac Toe ins Blatt hieven kann, bevor alle Beteiligten außer der Ausgeschiedenen selbst zur Tagesordnung übergehen werden.
Die wichtigere Meldung: Lee hat sich die Haare blau gefärbt.
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