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Thüringens Fast-Minister bekämpft IntendantenPeter Krause schlägt zurück

Peter Krause, der wegen Tätigkeit beim Rechtsblatt "Junge Freiheit" kein Minister wurde, will einen Intendanten schassen. Dieser hatte gegen Krauses Berufung ins Kabinett protestiert.

Kritiker werfen ihm einen persönlichen Rachefeldzug vor: Peter Krause Bild: dpa

BERLIN taz Thüringer Kultusminister durfte er nicht werden, Kulturpolitik in eigener Sache macht er offenbar trotzdem. Peter Krause, CDU-Kreisvorsitzender in Weimar und Abgeordneter im Thüringer Landtag, sorgt sich um die Zukunft des Theaters in der Klassikerstadt. "Ein Theater lebt von Innovation und Veränderung", schrieb Krause am Wochenende in einer Pressemitteilung der Weimarer CDU, es dürfe "keine Verkrustungen" geben. Deshalb sei es keine Selbstverständlichkeit, den 2010 auslaufenden Vertrag des amtierenden Intendanten Stephan Märki, wie allgemein erwartet, um weitere fünf Jahre zu verlängern.

In Weimar fragen sich nun manche, ob der als CDU-Kulturpolitiker noch immer einflussreiche Krause einen persönlichen Rachefeldzug gegen Märki führt. Der Intendant hatte neben dem Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, und dem Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Wolfgang Nossen, zu den vernehmlichsten Kritikern der Krause-Berufung gezählt. Der CDU-Politiker hatte sich von seiner früheren Redakteurstätigkeit bei dem rechtslastigen Wochenblatt Junge Freiheit nur in widersprüchlichen Stellungnahmen distanziert und nach zehntägiger Debatte schließlich auf das Amt verzichtet. "An Knigge und Nossen traut sich Krause nicht heran", sagt die Thüringer Linken-Bundestagsabgeordnete und Kulturpolitikerin Luc Jochimsen. "Märki ist in der schwächsten Position, weil sein Vertrag ausläuft." Bereits zuvor hatte Krause durchblicken lassen, dass ihm Märkis Programmpolitik vor allem im Schauspiel zu progressiv ist.

Losgetreten hatte die Debatte der ebenfalls aus der Weimarer CDU stammende Staatssekretär im Thüringer Kultusministerium, Walter Bauer-Wabnegg. Er teilte Märki vor einigen Tagen mit, "dass sich durchaus Wechselwille bei Mitgliedern des Aufsichtsrats und bei den Gesellschaftern abzeichnet". Damit habe er dem Intendanten "ein diskret-freundschaftliches Signal" geben wollen, rechtfertigte sich der Staatssekretär. Gebeten hatte ihn Märki um diesen Freundschaftsdienst der besonderen Art freilich nicht. Auch beklagten Angehörige des Gremiums in der Lokalpresse, sie seien von Bauer-Wabnegg gar nicht konsultiert worden.

Für ihren Vorstoß hatten sich die Märki-Gegner allerdings einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Die Nachricht platzte am Wochenende mitten in die erste komplette Vorstellung von Richard Wagners viertägigem "Ring des Nibelungen", die erneut die überregionale Aufmerksamkeit auf die Leistungsfähigkeit der Bühne richtete. Überdies hatte Märki, dessen "Weimarer Modell" eines kollektiven Lohnverzichts für Aufsehen sorgte, gerade die Aufwertung des zuvor fusionsbedrohten Ensembles zum Thüringer Staatstheater durchgekämpft.

Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) hat deshalb anders als bei der Krause-Personalie im Frühjahr schnell reagiert. Der Aufsichtsrat des Theaters werde im Herbst ganz regulär über die Besetzung der Intendantenstelle entscheiden, sagte er der in Weimar erscheinenden Thüringischen Landeszeitung. "Wenn Stephan Märki seine Intendanz über das Jahr 2010 verlängern möchte, stehen ihm alle Türen offen."

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6 Kommentare

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  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Was ist das eigentlich für ein Land, in dem sektiererische Maoisten wie etwa J. Trittin und U. Schmidt ohne Weiteres Bundesminister sein konnten bzw. können,während die frühere freie Mitarbeit an einer konservativen Publikation jegliche politische und gesellschaftliche Aktivität von vorneherein diskreditiert?

  • W
    Wossi

    So ist die ostdeutsche Provinz. Wer seine demokratischen Rechte in Anspruch nimmt, dem wird der Alltag dort zur Hölle gemacht, nicht nur von den Brutalos am rechten Rand, nein, vor allen von den braven Bürgern aus der Mitte des politischen Spektrums, ganz vorne an immer die Honoratioren aus der CDU.

    Für engagierte Demokraten sind in der Provinz deshalb die Zeiten, in denen scheinbar nichts passiert, die gefährlichsten. Wenn die überregionale Aufmerksamkeit abgeklungen ist, wagen sich wieder diejenigen aus der Deckung, die sich ansonsten hinter demokratischen Floskeln und zivilgesellschaftlichen Platitüden verstecken. Und das brave Fußvolk, um mal wieder an Karl Marx zu erinnern, springt auf und jubelt: "Brav gewühlt, alter Maulwurf!"

    Von der TAZ ist deshalb zu hoffen, dass sie die ostdeutsche Provinz nicht aus den Augen verliert, auch wenn es dort gerade mal ruhig ist. Ralph Bollmann hat es vorgemacht.

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Was ist das eigentlich für ein Land, in dem sektiererische Maoisten wie etwa J. Trittin und U. Schmidt ohne Weiteres Bundesminister sein konnten bzw. können,während die frühere freie Mitarbeit an einer konservativen Publikation jegliche politische und gesellschaftliche Aktivität von vorneherein diskreditiert?

  • W
    Wossi

    So ist die ostdeutsche Provinz. Wer seine demokratischen Rechte in Anspruch nimmt, dem wird der Alltag dort zur Hölle gemacht, nicht nur von den Brutalos am rechten Rand, nein, vor allen von den braven Bürgern aus der Mitte des politischen Spektrums, ganz vorne an immer die Honoratioren aus der CDU.

    Für engagierte Demokraten sind in der Provinz deshalb die Zeiten, in denen scheinbar nichts passiert, die gefährlichsten. Wenn die überregionale Aufmerksamkeit abgeklungen ist, wagen sich wieder diejenigen aus der Deckung, die sich ansonsten hinter demokratischen Floskeln und zivilgesellschaftlichen Platitüden verstecken. Und das brave Fußvolk, um mal wieder an Karl Marx zu erinnern, springt auf und jubelt: "Brav gewühlt, alter Maulwurf!"

    Von der TAZ ist deshalb zu hoffen, dass sie die ostdeutsche Provinz nicht aus den Augen verliert, auch wenn es dort gerade mal ruhig ist. Ralph Bollmann hat es vorgemacht.

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Was ist das eigentlich für ein Land, in dem sektiererische Maoisten wie etwa J. Trittin und U. Schmidt ohne Weiteres Bundesminister sein konnten bzw. können,während die frühere freie Mitarbeit an einer konservativen Publikation jegliche politische und gesellschaftliche Aktivität von vorneherein diskreditiert?

  • W
    Wossi

    So ist die ostdeutsche Provinz. Wer seine demokratischen Rechte in Anspruch nimmt, dem wird der Alltag dort zur Hölle gemacht, nicht nur von den Brutalos am rechten Rand, nein, vor allen von den braven Bürgern aus der Mitte des politischen Spektrums, ganz vorne an immer die Honoratioren aus der CDU.

    Für engagierte Demokraten sind in der Provinz deshalb die Zeiten, in denen scheinbar nichts passiert, die gefährlichsten. Wenn die überregionale Aufmerksamkeit abgeklungen ist, wagen sich wieder diejenigen aus der Deckung, die sich ansonsten hinter demokratischen Floskeln und zivilgesellschaftlichen Platitüden verstecken. Und das brave Fußvolk, um mal wieder an Karl Marx zu erinnern, springt auf und jubelt: "Brav gewühlt, alter Maulwurf!"

    Von der TAZ ist deshalb zu hoffen, dass sie die ostdeutsche Provinz nicht aus den Augen verliert, auch wenn es dort gerade mal ruhig ist. Ralph Bollmann hat es vorgemacht.