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Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Es ist nun keineswegs so, dass es sich bei Bernd Alois Zimmermann um einen vergessenen Komponisten handeln würde. Zuletzt konnte man – und kann noch weiter – vermehrt wieder was von ihm hören in den Konzertsälen, was halt damit zu tun hat, dass Zimmermann in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hätte feiern können. Solche jubilarischen Anlässe sorgen immer für Erinnerungsschübe.

Der Mann ist nicht vergessen. Ein wenig im Halbschatten der Moderne aber steht er doch. Mehr was für Fans. Während zum Beispiel so einer wie Karlheinz Stockhausen doch fast wie eine Chiffre für einen modernen Komponisten geworden ist, die auch weit ins Popuniversum hineinreicht. Auf dem „Sgt. Pepper“-Album ist das zu sehen. Da findet sich hinter den Beatles in der letzten Reihe das Porträt des Komponisten. Und der Zimmerman in der gleichen Reihe, das ist halt nicht der Bernd Alois, sondern Robert Allen, den die Welt ein wenig besser als Bob Dylan kennt.

Wahrscheinlich kannten die Beatles den Zimmermann einfach nicht. Zimmermann aber kannte die Beatles wohl und hat sie sich auch, wenigstens schnipselweise, in seinem Werk einverleibt, in seinem „Requiem für einen jungen Dichter“. Am Sonntag war in der Philharmonie mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra im Rahmen des Musikfests Zimmermanns „Sinfonie in einem Satz“ zu hören, auch das ein Stück mit Wucht und Schmackes. Spätestromantik klatschte da an musikalische Klippen, die alle Filmkomponisten als kleinmütig erscheinen lassen müssen, was wieder mit ungemein zarten Passagen wechselte. Eigentlich postmodern, dieses 1951 entstandene Werk. Zu einer Zeit also, als an die Postmoderne noch gar nicht zu denken war. Aber Zimmermann verkniff sich auch alles Spielerische. Im Zweifelsfall wählte er immer die Unerbittlichkeit. Und die ist schon dazu ein Grund, Fan von Zimmermann zu werden. Möglichkeit hat man beim Musikfest (wo übrigens auch reichlich Stockhausen auf dem Programm steht) zum Beispiel am Freitag in der Philharmonie, wo Zimmermanns ekklesiastische Aktion „Ich wandte mich und sah alles Unrecht, das geschah unter der Sonne“ zu hören ist (20 Uhr, ab 15 €).

Auch eine etwas im Schatten stehende, weltbedeutende Band: Embryo. Mit allen Musiken vertraute Krautjazzer. Manchmal verdaddelt. Oft magisch. Kann man derzeit im Kino sehen (siehe den Kinotipp unten) und auch live auf der Bühne bei ihrer fortgesetzten Berlintour. Am Donnerstag in der Ziegrastraße 11 (22.30 Uhr), am Freitag im Sowieso in der Weisestraße 24 (20.30 Uhr), am Samstag im Supamolly in der Jessnerstraße 41 (21.30 Uhr).

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