■ Das Portrait: Thomas Goppel
Das gerade verwaiste bayerische Umweltressort braucht einen neuen Minister. Die üblichen, gut informierten Kreise vermelden nun den Kandidaten: den bisherigen bayerischen Europaminister Thomas Goppel. Den meisten wird der Name vertraut vorkommen, doch halt – bekannt ist Goppel hauptsächlich wegen seines Vaters Alfons. Der war von 1962 bis 1978 überaus beliebter bayerischer Landesvater.
Den smarten Sohnemann trieb es früh in die Politik. Der Volksschullehrer und Doktor der Philosophie zog schon 1972, mit 25 Jahren, als Abgeordneter in den Landtag des Freistaats ein. 1986 wurde er Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, 1990 berief ihn Streibl als Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten.
Als Politiker qualifiziert den inzwischen 46jährigen nicht nur der berühmte Name, sondern auch die in diesen Kreisen beliebte Eigenschaft, Pfeifenraucher zu sein. Was ihn allerdings als Umweltpolitiker auszeichnet, dazu wußte auch sein Pressesprecher nicht viel zu sagen. Als Europaminister habe Goppel doch ein Querschnittsressort betreut, da sei er auch schon mal über Umweltfragen gestolpert.
Die Opposition im Freistaat glaubt auch nicht, daß es bei der Stellenbesetzung um Umweltpolitik geht. Ministerpräsident Stoiber sei die Flurbereinigung im Kabinett wichtiger als die Umwelt – so die Grünen im Münchner Landtag. Denn Stoiber, der sich in den letzten Monaten lautstark als EU-Kritiker hervorgetan hat, wird nun wohl selbst das Europaministerium übernehmen.
Doch wäre es falsch zu vermuten, Goppel habe sich etwa als innerparteilicher Opponent gegen Stoibers Kurs hervorgetan. Der Nachwuchspolitiker, der laut Süddeutscher Zeitung vor allem die „Kunst der Selbstbespiegelung“ beherrscht, würde sonst sicher nicht ins Umweltressort geschoben werden. Goppel sei ein Politiker ohne eigenes Profil, nicht auffallend, der seinem Ministerpräsidenten – ob dieser Streibl oder Stoiber heißt – keinen Ärger macht.
Gauweilers Nachfolger? Foto: taz-Archiv
Was Goppel so ministrabel macht, ist darüber hinaus, daß er eine weiße Weste hat – gar nicht so wenig wert im skandal-verwöhnten Bayern. Im September wird in Bayern neu gewählt, und erst mal nur bis dahin soll Goppel das Ruder halten. Umweltpolitisch heißt das für Bayern wohl gar nichts. lieb
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