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Therapieziel: Ruhe in der Anstalt

Stuttgart (taz) - Wegen katastrophalem Personalmangel werden Patienten in den Psychiatrischen Landeskrankenhäusern Baden–Württembergs häufig ohne therapeutische Notwendigkeit zur Ruhigstellung an ihre Betten fixiert oder mit Psychopharmaka behandelt. Das stellten die baden– württembergische SPD und die Grünen gestern zum Ende eines entsprechenden parlamentarischen Untersuchungsausschusses fest. Der Untersuchungsauschuß war eingerichtet worden, nachdem Direktoren baden–württembergischer Psychiatrien im Frühjahr dieses Jahres auf die katastrophale Personalsituation in den Anstalten öffentlich aufmerksam gemacht hatten. Das zuständige Sozialministerium und die CDU hatten diese Vorwürfe heftig bestritten. SPD und Grüne fordern jetzt in ihren Minderheitsvoten eine Personalaufstockung bei den baden–württembergischen Psychiatrien um 40 Prozent oder ca. 640 Stellen und eine entsprechende psychiatrische Versorgung in den Justizvollzugskrankenhäusern noch im kommenden Jahr. Die CDU ist bestenfalls zu einer etappenweisen Erweiterung bereit. Nach Ansicht ihrer Vertreter im Untersuchungsausschuß sind Fixierungen und Isolation, aber auch Suizidfälle in der modernen Psychiatrie trotz ausreichender personeller Ausstattung nicht auszuschließen. Zu einem gemeinsamen Bericht des Untersuchungsausschusses wird es nicht kommen, die Vertreter der CDU wollen ihren Abschlußbericht in zwei Wochen vorlegen.

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