: Theorie theoretisch sichtbar
„Visualität der Theorie versus Theorie der Visualität“: Symposium im Künstlerhaus
Zwischen Schauen und Denken will man sich nicht entscheiden müssen. Oder höchstens manchmal, wenn einem viele schöne Menschen weismachen wollen, dass das Rauchen doch das Beste ist, was der Gesundheit passieren kann.
Für die Kunst allerdings sollte Derartiges nicht gelten, findet ein Symposium, das am Wochenende im Künstlerhaus stattfindet. Die „Visualität der Theorie“ steht in Frage. Muss theoretisches oder politisches Interesse in der Kunst zwangsläufig bilderlos sein, um nicht von einer allumfassenden Visualität (der altbekannten Bilderflut) vereinnahmt zu werden, wie man Anfang der neunziger Jahre propagierte?
Die Veranstalterinnen des Symposiums, Dorothee Richter, Kuratorin des Künstlerhauses, und Nina Möntmann vom Kunstverein Harburger Bahnhof, diagnostizieren heute wieder eine vermehrt bilderreiche Produktion. Was bedeutet das nun für theoretisch-kritische Inhalte, Schwächung oder neue, subversive Möglichkeiten? Was bedeutet es für die Kunst, wenn bei der dokumenta 11 auf einem Monitor afrikanische Frauen beim Aids-Aufklärungsunterricht zu betrachten sind?
Sieben ReferentInnen werden sich verschiedenen Bereichen des Themas widmen, darunter der „Pop-Professor“ Diedrich Diederichsen zur Bildlichkeit von Musik, Hito Steyerl zum Dokumentarischen in der Kunst oder Renata Salecl, die das Phänomen der „unheimlichen Objekte“ in der Kunst untersucht.
Hochkarätig und differenziert wird die Theorie an diesem Wochendende mit Sicherheit, visuell allerdings nicht so sehr: Lediglich „Do you really want it that much?“ – „More!“, zwei Filme von Eichelmann/Jonathan Fauers/Rust sind zu sehen und „Chile“, ein Film von Martha Rosler.
Rauchende Köpfe sind also vorprogrammiert, und die rauchenden Glimmstengel in den Pausen werden bestimmt auch nicht fehlen: Einige lernen‘s eben nie mit dem Visuellen und der Theorie. Lene Wagner
Das Symposium im Künstlerhaus beginnt am Samstag, 12.10., um 12.45 Uhr, am Sonntag, 13.10., um 12.00 Uhr. Weitere Informationen beim Künstlerhaus Bremen, ☎ 0421-508598
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