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Theologin am Pranger

■ Vorwurf: Feministische „Irrlehre“

Stuttgart (epd) – Erstmals in der Geschichte der Evangelischen Kirche Deutschlands droht einer Pfarrerin der Entzug der Zulassung zum Pfarramt. Die 50jährige Theologin und Psychoanalytikerin Jutta Voss muß sich heute in Stuttgart wegen ihres umstrittenen Buches „Das Schwarzmond-Tabu – Die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zyklus“ vor einer Spruchkammer der Landeskirche wegen des Vorwurfs der Irrlehre in einem Lehrzuchtverfahren verantworten.

In ihrem Buch kritisiert Jutta Voss unter anderem die traditionellen theologischen Lehren und Grundpositionen von Dreieinigkeit, Erlösung, Abendmahl und Bibelentstehung und entwickelt dazu feministische Anti-Thesen.

Die von ihrer Kirche zur Rechenschaft gezogene Pfarrerin forderte die württembergische Landeskirche zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit ihren Thesen auf. Frauenfragen dürften in der Kirche nicht einfah übergangen werden, sagte die feministische Theologin am Dienstag in Stuttgart. Es gehe ihr nicht um eine neue „frauenzentrierte Religion“, sondern um die Wiederfindung religiöser Wurzeln. Sie fühle sich keineswegs als Märtyrerin, obwohl der Verlust ihres Amtes auch „brutale existentielle Folgen“ habe.

Der Rechtsbeistand der Pfarrerin in dem Lehrzuchtverfahren, der Stuttgarter Anwalt Jörg Lang, will in der mündlichen Verhandlung die Rechtmäßigkeit des Lehrzuchtverfahrens anfechten.

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