Theatersterben: Schlossparktheater stillgelegt
An der landeseigenen Bühne in Steglitz tut sich nichts mehr. Der Betreiber hatte keinen Erfolg mit seinem schrägen Programm und will das Haus loswerden. Aber Bewerber sind Mangelware.
So lautstark Klaus Wowereit gerade die Erfolge und höheren Investitionen für die großen Theater und Opern der Stadt herausposaunt hat, so verdächtig still verhält sich der amtierende Kultursenator in einer vergleichbaren Sache: Auch 2007 verzeichnet Berlin die De-Facto-Schließung eines Bühnenhauses.
Seit einem Jahr hebt sich im Schlossparktheater kein Vorhang mehr. An dem landeseigenen Theater im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, an dem 1945 die Berliner Bühnengeschichte der Nachkriegszeit begann, sind die Pforten dicht. Offiziell betreibt zwar der Musical-Produzent Stage Holding, der den Potsdamer Platz und das Theater des Westens mit Shows bespielt, das einstmals renommierte Haus. Offiziell hat dieser Mieter des Schlossparktheaters aber auch kein Stück mehr im Programm. Mehr noch. Die Stage Holding versucht - vor dem Ende ihrer Vertragszeit im kommenden Jahr -, das Schlossparktheater los zu werden. Bisher ohne Erfolg.
Während Jan-Pelgrom de Hass von Stage Holding das Engagement am Schlossparktheater als "spannendes Experiment" bezeichnet, "das nicht in allen Bereichen gelungen ist", sehen andere in der vom Spielplan verschwundenen Bühne einen kulturpolitischen Skandal. Mehrfach haben Uwe Lehmann-Brauns, Kulturexperte in der CDU-Fraktion, und Michael Arndt (SPD), die so genannte Stilllegung und offene Zukunft des Theaters kritisiert. Es sei nötig, dass sich die Kulturverwaltung dem Thema annehme, forderte Lehmann-Brauns.
In der Tat hat das Land eine Mitschuld an der Verödung der Theaterlandschaft im Süden der Stadt. Das Schlossparktheater war, trotz seines abgehängten Standorts in Steglitz, vor einem Jahrzehnt zusammen mit dem Schiller-Theater vom Senat von der Förderliste genommen worden. Nach gescheiterten Schauspielversuchen vermietete das Land 2004 die Immobilie samt Betrieb für rund 14.000 Euro monatlich an die private Stage Holding. Diese setzte - zum Ausprobieren für den Mainstream - auf schräge Stücke wie das Musical "Pinkelstadt", "Die drei von der Tankstelle" und "Non(n)sense", hatte aber - nach gutem Start - keinen Erfolg. Mal trat Ilja Richter auf, mal wurde das Schlossparktheater an eine Casting-Firma vermietet. Es fehlte ein Konzept, am Ende machte jemand das Licht aus.
Auch der Kulturverwaltung bereitet der Niedergang des Hauses Bauchschmerzen. Zu einer umfassenden Therapie ist sie aber nicht bereit. So wurde mit Stage Holding lediglich verabredet, dass diese jederzeit aus dem Vertrag aussteigen könnten - vorausgesetzt, es fände sich ein neuer Betreiber, betont Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung.
"Wir würden Stage Holding aus dem Vertrag vorzeitig entlassen", so Wöhlert. Die Bedingung sei aber, dass ein neuer Pächter ein "klares Finanzierungskonzept" für den Betrieb, die Miete und das Programm darlegen kann. Voraussetzung sei auch, dass die Bühne weiter "ohne Theaterförderung" ihren Spielplan aufnehmen müsste. Dies, der Standortnachteil und eine traditionelle Guckkastenbühne sind wohl der Grund, warum bis dato zwar ein paar wenige Anfragen und Bewerbungen aber keine tragfähigen Finanzierungskonzepte bei der Senatsverwaltung für das Schlossparktheater eingegangen sind. Sollte das so bleiben, will das Land selbst ein "Interessenbekundungsverfahren" ausloben - oder wird eine geschlossene Bühne mehr besitzen.
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