HAMBURGER SZENE VON FRANK BERNO TIMM : Teurer Bürgerkontakt
“Ist Hamburg nicht ganz schön teuer?“ So oder ähnlich klangen meine Freunde, als ich vor bald drei Jahren aus Süddeutschland in den Norden aufbrach. Bislang habe ich immer abgewiegelt: Der Einkauf im Discounter reißt nicht so tiefe Löcher in den Geldbeutel, Telefonieren und Surfen kostet genauso viel wie anderswo, beim Öffentlichen Nahverkehr halten sich Angebot und Kosten halbwegs die Waage. Für die vielen Konzerte reicht das Geld zwar nicht, ein schickes Auto habe ich noch nie gefahren und kochen kann ich selbst. Es ist also alles gut – auch in Hamburg.
Neuerdings neige ich eher dazu, mir das Abwiegeln zu überlegen. Für eine schlichte Meldebescheinigung verlangt das Bezirksamt Mitte satte zehn Euro. Zwar gibt es eine kleine Liste von „Befreiungstatbeständen“ – Umzüge gehören aber nicht dazu. Immerhin 45.405 solcher Vorgänge haben die Kundenzentren im Jahr 2011 bearbeitet.
„Für die Verarbeitung einer An- oder Ummeldung ist laut Absatz 1 Nr. 2 der Gebührenordnung für Melde- und Ausweiswesen eine Gebühr von 10 Euro zu erheben“, heißt es unmissverständlich im Brief vom Amt, der übrigens 13 Zeilen lang ist – plus Stempel und Unterschrift. Dass mir der Befreiungstatbestand zugute kam, erleichtert nur vorläufig, denn für 20 Sekunden Bürgerkontakt einen Zehner zu fordern, verstößt gegen die guten Sitten.