„Teufelszeug aus DDR entfernen“

■ Erich Honecker will Kurzstreckenraketen abbauen, wenn Supermächte Null–Lösung bei Mittelstreckenraketen in Europa verwirklichen / Volksabstimmung in Rumänien über Abrüstung

Berlin (dpa/taz) - „Wenn die Frage der Mittelstreckenraketen gelöst wird, dann besteht keine Notwendigkeit mehr, taktische Raketen (unter 1.000 km Reichweite) in der DDR zu haben. Dann wäre die Möglichkeit gegeben, dieses Teufelszeug vom Boden der DDR zu entfernen“, erklärte Erich Honecker am Freitag auf der 3. Tagung des SED–Zentralkomitees in Ost–Berlin. Mit dieser Äußerung ging der SED–Parteichef direkt auf die im Westen und insbesondere in der Bundesrepublik geführte Diskussion ein, in deren Verlauf die USA gewarnt wurden, nicht allzu bereitwillig den sowjetischen Vorschlägen für den Abbau der Mittelstreckenraketen in Europa zuzustimmen. Seit dem Besuch Kanzler Kohls in den USA hat die Stahlhelmfraktion in der CDU/CSU keine Gelegenheit ausgelassen, die Gefahr der Kurzstreckenraketen des Warschauer Paktes an die Wand zu malen. Honeckers Antwort versucht nun, diesen Argumenten die Glaubwürdigkeit zu entziehen. Er denke „an die Schaffung eines von Gefechtsfeldwaffen freien Korridors im Zentrum Europas, also an der Grenzlinie zwischen War schauer Vertrag und Nato ...“ sowie an eine atomwaffenfreie Zone in Nordeuropa und auf dem Balkan. Weiterhin müsse man bei den Gesprächen um chemiewaffenfreie Zonen in Europa weiterkommen. Auch bei dem SDI–Projekt müsse „sich etwas bewegen“, Europas Schicksal dürfe „nicht SDI zum Opfer fallen“, erklärte der Staatsratsvorsitzende. Volksabstimmung in Rumänien Derweil versucht der rumänische Parteichef Ceausescu mit einer Volksbefragung Stimmung für die Abrüstung im eigenen Land zu machen. Die Volksbefragung, die am Sonntag stattfand, soll einen Beschluß absegnen, den Militärhaushalt, den Personalbestand der Armee sowie die Rüstungsgüter des Landes um fünf Prozent zu reduzieren. Angesichts der schlechten Versorgungslage kann sich der Parteichef Rumäniens der Zustimmung der Bevölkerung gewiß sein, die nun auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation hofft. Man darf gespannt sein, ob die Möglichkeit, „Maßnahmen von höchstem nationalen Interesse“ direkt vom Volk billigen zu lassen, in Rumänien und anderen Ländern des sozialistischen Lagers Schule macht. Dem Votum war eine intensive Kampagne vorausgegangen, in der Ceausescu sich als „Friedensheld“ feiern ließ. Zu den Urnen waren nicht nur Rumänen in normalem Wahlalter aufgerufen, sondern auch die 14– bis 18jährigen, um deren „Zukunft es ja gehe.“ er FORTSETZUNG VON SEITE 1