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Teufelskreis Frauenarmut

■ Im Rathaus Kreuzberg diskutierten am Dienstag abend Betroffene mit Politikern zum Thema Armut von Frauen

Kreuzberg. Frau K. hat mit 18 Jahren geheiratet, zwei Kinder bekommem, ihre Arbeit aufgegeben. Sie und ihr Mann verschulden sich. Herr K. wird arbeitslos, die Ehe zerbricht und wird geschieden. Der Mann taucht unter, weil er die Schuldenraten nicht mehr bezahlen kann. Frau K., als einzige Kreditnehmerin erreichbar, lebt mit ihren beiden Kindern von Sozialhilfe. Da sie keine Arbeit hat, findet sie für ihre Kinder keinen Kita-Platz, ohne Kita-Platz für ihre Kinder und ohne Ausbildung kann sie nicht arbeiten. Würde Frau K. eine Ausbildung machen, entfiele ihr Anspruch auf Sozialhilfe... Ein Beispiel für einen typischen Teufelskreis.

Die besonderen Probleme, die Frauen haben, um aus ihrer Armut herauszukommen, waren am Dienstag abend Thema einer Diskussionsveranstaltung im Rathaus Kreuzberg. Ungefähr dreißig SozialhilfeempfängerInnen und SozialarbeiterInnen diskutierten mit fünf SozialpolitikerInnen von SPD, CDU und AL. Die Veranstaltung blieb überwiegend frei von Wahlkampf, auch wenn Parteidifferenzen durchaus deutlich wurden.

Frauen neigen mehr als Männer dazu, ihre Armut zu verdecken, und dadurch kommt das Thema Armut von Frauen nach Meinung der Kreuzberger Sozialstadträtin, Ingeborg Junge-Reyer (SPD), »viel zu selten an die Öffentlichkeit«. Insgesamt sind die Aussichten der sozialhilfebeziehenden Frauen wesentlich schlechter als die der Männer — so auch der Konsens auf der Veranstaltung. Sie nehmen häufig ihre Rechte in geringerem Ausmaß wahr als Männer und sind oft auch viel schlechter informiert. Alleinerziehende Frauen leiden besonders häufig unter Armut, ein Viertel aller alleinstehenden Mütter bezieht Sozialhilfe.

Um Frauen verstärkt dazu zu bringen, ihre Rechte wahrzunehmen, will Sozialstadträtin Junge-Reyer die Sozialhilfeberatung für Frauen fördern. Frauen beherrschen ihrer Ansicht nach weder »die sozialen Techniken, sich Informationen zu beschaffen, noch besitzen sie das nötige Durchsetzungsvermögen«. Nötig sei ein dichteres Netz an Information und Unterstützung, allerdings fehlten dem Bezirk Kreuzberg dafür die personellen Kapazitäten. Aber wenigstens die freien Beratungsstellen müßten besser in das Informationssysten eingebunden werden.

Dem Sozialexperten der Alternativen Liste im Abgeordnetenhaus, Michael Haberkorn, reicht das nicht aus. Er fordert, daß die Bezirke über die Beratung hinaus »die jeweiligen Strukturen beachten und danach Prioritäten setzen« müssen — also Frauen deutlich bevorzugen, wenn es um die Beschaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen geht. lada

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