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Testen ist am Besten

■ Spielerisches Lernen am Computer: Wie finden Eltern sinnvolle Kinder- oder Lernsoftware für ihre Kleinen? Ronald Hindmarsh, ehemaliger Kindersoftware-Buchhändler, warnt vor langweiligen Überraschungsgeschenken

taz: Ich will der kleinen Nachbarstochter zu Weihnachten vielleicht ein Spiel oder Lernprogramm auf CD-ROM kaufen. In vielen Läden gibt es nur Baller-Trash, und wenn mal ein Spiel im Regal ist, weiß ich nicht, wie gut es ist. Was mache ich, damit ich nicht wie Hein Blöd im Geschäft stehe?

Ronald Hindmarsh: Ich schätze, dass es inzwischen mehrere hundert, vielleicht schon tausend Titel von Lernsoftware für Kinder bis zur 4. Klasse gibt. Von der CD-Hülle her zu entscheiden, was das Richtige ist, ist schwierig. Allerdings gibt es eine Reihe von Gütesiegeln, Stempeln oder Preisen. Der „Digita“-Bildungssoftware-Preis ist vielleicht die renommierteste Auszeichnung. Dann gibt es auch noch die Giga-Mäuse. Der Kindersoftware-Ratgeber von Thomas Feibel in Buchform, der eine Marktübersicht über verschiedene Spiele und Lernprogramme gibt, ist auch sehr hilfreich. Der Autor (www.feibel.de) verteilt bis zu sechs „Mäuse“, die dann auch auf der Verpackung kleben. Mit ein paar Ausnahmen sind solche ausgezeichneten Produkte sehr gut. Statt des Buches von Feibel kann man auch die CD-ROM kaufen. Das Gute: Es werden neun Demo-CD-ROMs beigelegt, so dass die Eltern oder die Kinder zu Hause verschiedenste Spiele und Software antesten können. Testen ist am besten!

Gut, ich habe mir also diese Demo-CD gekauft. Aber wie kann ich als Erwachsener einschätzen, was für mein Kind Sinn macht?

Das Kind selber dransetzen und zuschauen, natürlich.

Oooch, aber dann habe ich schon mein Weihnachtsgeschenk verraten ...

Na ja, das ist dann eben so. Das macht man an anderer Stelle ja auch, und so eine CD ist nicht unbedingt billig – zwischen 50 und 100 Mark muss man schon rechnen. Die Gefahr ist, dass man eine CD aussucht und nach Weihnachten ziemlich schnell feststellt: Das war's nicht. Und dann verstaubt das Stück in der Ecke.

Gibt es auch Allstar-CDs, die immer funktionieren? Wenn „Janosch“, „Käpt'n Blaubär“ oder „Peter Lustig“ draufsteht, wirds vermutlich gekauft, egal wie gut das Produkt ist ...

„Janosch“ oder „Käpt'n Blaubär“ leben sicher von der Figur. Peter Lustig-CDs kann man mit gutem Gewissen empfehlen. Generell macht vor allem der Terzio-Verlag viele gute Sachen. Da ist zum Beispiel „Schiffe Bauen mit Willi Werkel“: Schön gemacht und kreativ. Aus Schrottteilen muss ein Schiff gebaut werden, mit dem man dann auf Reisen geht und Aufgaben lösen muss. Für die Älteren gibt es beispielsweise „Wettlauf ins All“: Ein Forschungsprojekt muss geplant werden, um einen im All zerborstenen Satelliten zu bergen. Bei der Suche nach den Teilen lernt man ganz nebenbei einige Grundlagen der Raumfahrt und der Physik.

Wie unterscheidet sich der Erwachsenen-Blick von dem, was das Kind anspricht?

Die Erwachsenen kaufen aus Hilflosigkeit oft das, wonach die Kinder fragen – selbst wenn sie selber nicht sehr glücklich damit sind, dem Kind ein Autorenn-Spiel unter den Weihnachtsbaum zu legen. Wenn es die Möglichkeit gibt, Spiele durchzutesten, ist wiederum die Gefahr gegeben, dass man nach der fünften CD-ROM im Kopf so voll von Bildern ist, dass man sich nicht entscheiden kann.

Wie können sich die Eltern vor der Ratlosigkeit retten?

Eine Beratung ist natürlich ganz wichtig. Deshalb habe ich vor fünf Jahren auch den Laden „CD-ROM spezial“ am Wall eröffnet. Das hat auf Dauer nicht geklappt, das Verkaufen lag mir nicht. Im September musste ich das Geschäft schließen. Ich biete jetzt mit meiner Firma „Lernen Am PC“ Seminare, Workshops, Schnupperkurse für Eltern und Lehrer an, die die Chancen der neuen Medien nutzen wollen (www.LernenAmPC.de). Und in der Bremer „Kinderzeitung“ schreibe ich weiter Kurzrezensionen über empfehlenswerte Software.

Fragen: Christoph Dowe

Im Laden „Kinderbuch und So“ in Borgfeld (Krögersweg 3) gibt es die Möglichkeit, verschiedene CD-ROMs zu testen. Am Freitag, dem 8. Dezember, veranstalten „Lernen Am PC“ und die Firma „Futurekids Bremen“ einen Software-Test-Tag für Kinder im Grundschulalter. Eine Anmeldung unter Tel.: 2010000 iTel.: st erforderlich.

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