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■ Test ermittelt deprimierende Qualität von HühnereiernNicht das Gelbe vom Ei

Berlin (taz) – Die Qualität der hierzulande angebotenen Eier ist schlecht, der Verbraucher wird betrogen. Dies ist das Ergebnis eines aufwendigen Eier-Tests des kulinarischen Magazins Der Feinschmecker. In München, Berlin und Hamburg hatten die Tester 21 Eierproben gekauft und anschließend analysieren lassen. Bis auf eine Ausnahme (Aldi Hamburg) mußten sämtliche Proben gerügt werden. Die wichtigsten Mängel: Die Eier waren häufig zu alt und hatten Untergewicht. Vor allem aber waren sie nicht selten falsch deklariert. Nicht überall, wo „Freiland-Eier“ draufstand, waren auch Freiland- Eier drin.

Unter dem UV-Licht der Lebensmittelchemiker fanden sich auf den Schalen von Eiern aus Freiland- oder Bodenhaltung häufig die Strukturen vom Gitterdraht des Käfigbodens wieder, sogenannte Abrollringe, wie sie, so das Kulinaria-Magazin, nur bei Eiern aus Legebatterien auftreten. Wenn das gelegte Ei im Käfig abrollt, bilden sich die Gitterstreifen auf der Schale ab. Dabei entstehen Linien in einem Abstand von 2,5 Zentimetern. Das Gemeine: mit bloßem Auge sind die Ringe oder Striche nicht zu erkennen. Erst unter dem ultravioletten Licht werden die Abdrücke und damit die wahre Herkunft der Eier sichtbar.

Fehlerhafte Eier wurden bei den unterschiedlichsten Geschäften festgestellt. Auch renommierte Namen wie der Berliner Konsumtempel „Kaufhaus des Westens“ befinden sich auf der schwarzen Liste. Nach den Analyse-Ergebnissen des Feinschmeckers waren eine Reihe von KaDeWe-Eiern alt und untergewichtig. Besonders schlecht schnitt das Hamburger „Alsterhaus“ ab. Die dort erworbenen Eier wurden ohne Ausnahme gerügt, viele waren „uralt“, so der Kommentar der Tester.

Auch auf den Märkten werden, wie in den Stichproben ermittelt wurde, häufig alte und falsch deklarierte Eier angeboten. Schlechte Noten bekam außerdem die Ware aus zwei getesteten Reformhäusern. Dort waren die Eier zudem noch teuer. Am besten schnitten die Bioläden und der Aldi-Großmarkt ab. Letzterer hatte in Hamburg tadellose Ware im Angebot – allerdings aus der Legebatterie. Wie diese Eier schmecken, hat das Magazin leider nicht verraten.

Aber nicht nur die Ware ist offenbar schlecht, auch die Fachkenntnis der Verkäufer ist dürftig. „Wer wissen will, was Freilandhaltung oder die Güteklasse A genau bedeutet, bringt das Personal ganz schön ins Eiern“, heißt es im Testbericht. Fazit der großen Eierprobe: „Beim Kauf ihrer Hühnereier werden die Deutschen nicht immer, aber immer öfter übers Ohr gehauen“ – ein ziemlich dickes Ei!

Der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, Georg Lösch, will davon nichts wissen. Er äußerte auf Anfrage „Bedenken“ gegen den Feinschmecker-Test. Lebensmittelchemiker Udo Pollmer, der an dem Test mitgearbeitet hat, warf Lösch vor, daß er nicht das erste Mal gegen die Branche zu Felde ziehe. Zu den konkreten Ergebnissen der deprimierenden Eierprobe sagte Lösch, daß hier nicht allein die Erzeuger, sondern der Handel gefragt werden müsse. Im Handel würden die Eier häufig unzureichend gekühlt und zu lange aufbewahrt.

Furore hat der Eiertest in jedem Fall schon vor seiner Veröffentlichung gemacht. Unbekannte haben bei Udo Pollmer eingebrochen und sämtliche Unterlagen des Eiertests gestohlen. Pollmer vermutet, daß „Profis am Werk waren“, da weder Fenster noch Wohnungstür beschädigt worden waren. Auch sonst hinterließen die Täter kaum Spuren. Es war allerdings vergebliche Mühe: Die Laborergebnisse waren noch an anderer Stelle gesichert. Manfred Kriener

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