: Terrorsystem in Chile weiter intakt
Santiago (afp) - Auch nach der offiziellen Auflösung des Pinochet-Geheimdienstes ist in Chile das „System des Terrors“ noch immer intakt. Diese Auffassung vertrat die kommunistische Wochenzeitschrift „El Siglo“, die am Montag eine Liste mit den Namen von 900 Geheimdienstlern veröffentlichte. Zwar sei der gefürchtete Geheimdienst CNI vor dem Ende der Militärdiktatur formell aufgelöst worden, doch seien die Unterlagen und die Agenten „weitergereicht worden“. Eventuellen Prozessen gegen Armeeangehörige wegen Menschenrechtsverletzungen sieht Chiles ehemaliger Präsident General Augusto Pinochet offenbar sorglos entgegen. Mit dem Hinweis, ihm stünden 80.000 bewaffnete Männer zur Verfügung, versicherte er rechten Parteiführern in einem Privatgespräch, daß sie sich keine Sorgen zu machen brauchten.
Wie die den Christdemokraten nahestehende Wochenzeitschrift 'Hoy de Santiago‘ am Montag berichtete, empfahl er seinen Gesprächspartnern, sich nicht mit den Menschenrechten zu befassen, sondern mit der Steuerreform, dem Fischereirecht und anderen Gesetzentwürfen der neuen Regierung von Patricio Aylwin. „Mit den Menschenrechten befasse ich mich“, sagte Pinochet, der seit der Amtsübergabe an Aylwin am 11. März weiterhin Oberbefehlhaber der Streitkräfte ist.
„Ich habe 80.000 bewaffnete Männer. Ich habe die Lösung“, antwortete Pinochet auf die Frage der Politiker, wie sie reagieren sollten, wenn das neue Kabinett des Christdemokraten Aylwin entscheide, Untersuchungen über die Menschenrechtsverletzungen während der 16jährigen Regierungszeit des Militärdiktators einzuleiten.
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