Terrorismus: Irland als Ruhezone für al-Qaida

Einer der Glasgow-Attentäter unterhielt Kontakte zu einem Bombenbauer. Die britische Regierung stellt sich indes auf einen langen Anti-Terror-Kampf ein.

Polizisten nach Anschlag am Flughafen in Glasgow Bild: ap

DUBLIN taz Die beiden "unbeschriebenen Blätter", die am vorvergangenen Wochenende die fehlgeschlagenen Bombenanschläge in London und Glasgow verübt haben, waren den Sicherheitskräften bekannt. Der britische Geheimdienst MI 5 wusste, dass Kafeel Ahmed, der 27-jährige indische Arzt, der sich nach dem gescheiterten Attentat am Glasgower Flughafen angezündet hat, seit sechs Jahren in Verbindung mit einem hochrangigen Al-Qaida-Mitglied stand.

Ahmed hatte Abbas Boutrab 2001 kennen gelernt, als er an der Belfaster Queens University studierte. Der Algerier Boutrab ist einer der erfahrensten Bombenbauer al-Qaidas in Europa. Er wurde 2003 in der nordirischen Hauptstadt verhaftet und zwei Jahre später zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er war im Besitz einer detaillierten Anleitung zum Bau einer Bombe, deren Komponenten unauffällig in ein Flugzeug geschmuggelt und dort zusammengesetzt werden können. Voriges Jahr gelang es Boutrab, eine solche Bombe im nordirischen Maghaberry-Gefängnis zu basteln.

Irland gilt schon seit langem als Sammelpunkt und Ruhezone für al-Qaida. Boutrab leitete eine Al-Qaida-Zelle, die in beiden Teilen der Insel unauffällig operierte. Mitglieder der islamischen Gemeinde Irlands glauben, dass Ahmed dieser Zelle während seines Studiums in Belfast beigetreten sei. Er liegt noch immer auf der Intensivstation des Krankenhauses in Paisley bei Glasgow, wo er früher gearbeitet hatte. Eine Überlebenschance hat er nicht.

Ahmed und sein Bruder Sabeel, der in Liverpool verhaftet wurde, wo er als Arzt arbeitete, waren nach ihrer Schulzeit in Bangalore der islamischen Organisation "Tablighi Jamaat" beigetreten, die als Vorzimmer des Fundamentalismus gilt. Zwei der Attentäter, die im Juli 2005 drei U-Bahnen und einen Bus in London sprengten, gehörten früher ebenfalls dieser Gruppe an.

Die britische Regierung wird in dieser Woche ihre neuen Anti-Terror-Maßnahmen vorstellen. Dazu gehört die Stationierung ständig einsatzbereiter Typhoon-Kampfflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Coningsby in Lincolnshire. Sie sollen entführte Flugzeuge abfangen, um ähnliche Katastrophen wie die US-amerikanischen Anschläge von 2001 zu verhindern.

Der neue Anti-Terrorismus-Minister Alan West sagte, der Kampf gegen islamische Terroristen werde noch 15 Jahre dauern. Er will heute dem Premierminister Gordon Brown Vorschläge unterbreiten, wie man künftig verhindern kann, dass potenzielle Attentäter den Nationalen Gesundheitsdienst infiltrieren. Sieben der acht Leute, die in Zusammenhang mit den Anschlägen von London und Glasgow verhaftet worden sind, waren Ärzte. Offenbar hatten mehrere von ihnen geplant, in die USA zu gehen. Sie hatten sich nach Möglichkeiten erkundigt, dort im medizinischen Bereich zu arbeiten.

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