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TerrorabwehrUnion schwelgt in Abschussvisionen

Empörung über Verteidigungsminister Jung: Dieser bekräftigte im Bundestag, ein entführtes Flugzeug notfalls zur Terrorabwehr abschießen zu lassen.

Boeing 747 über Frankfurt am Main Bild: dpa

BERLIN taz Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bleibt dabei, im Notfall ein Passagierflugzeug unter Berufung auf "übergesetzlichen Notstand" abschießen zu lassen. Er habe den Amtseid geschworen, "Schaden vom deutschen Volk" abzuwenden, sagte Jung am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde im Bundestag. Das könne "zu tragischen und schwierigen Entscheidungen führen". Er wünsche sich aber verfassungsrechtliche Klarheit.

Jungs erneute Abschussvisionen stießen im Lager der Opposition, aber auch beim Koalitionspartner SPD umgehend auf Empörung. Einhellig verwiesen sie auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar dieses Jahres. Damals hatte Karlsruhe eine Regelung des rot-grünen Luftsicherheitsgesetzes beanstandet, die den Abschuss entführter Flugzeuge explizit erlaubte. Jung hatte am Wochenende in einem Interview betont, im Zweifel dennoch den Abschussbefehl zu geben.

Die Linke forderte die Entlassung Jungs. Hans-Christian Ströbele, Vizefraktionschef der Grünen, bezeichnete Jung als "Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik". Die FDP-Abgeordnete Sabine Leutheusser- Schnarrenberger warnte vor einer "Amerikanisierung des deutschen Rechts". Auch die SPD fuhr scharfe Angriffe auf das Verfassungsverständnis Jungs. "Man soll nicht über Dinge reden, die nicht geregelt werden können", sagte SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold. Die Diskussion schade der großen Koalition.

Zuvor hatte eine Meldung der Passauer Neuen Presse in Berlin für Unruhe gesorgt. Innenminister Wolfgang Schäuble habe Vorschläge zur Änderung des Grundgesetzes vorgelegt, die auch den Abschuss entführter Passagiermaschinen erlaubten, schrieb die Zeitung.

Die SPD reagierte empört - obwohl sie die Vorschläge schon lange kennt. Sie stammen aus dem September 2006. Demnach will Schäuble die Bundeswehr "auch zur unmittelbaren Abwehr eines sonstigen Angriffs auf die Grundlagen des Gemeinwesens" im Inland einsetzen, heißt es in dem Vermerk des Innenministeriums, der der taz vorliegt. Die Bundeswehr soll dann die gleichen Befugnisse haben wie bei Einsätzen zur "Verteidigung".

Konkret geht es um eine Änderung von Art. 87 a des Grundgesetzes. Dort heißt es: "Außer zur Verteidigung dürfen die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit dieses Grundgesetz es ausdrücklich zulässt." Hier will Schäuble ansetzen und auch den Einsatz bei kriegsähnlichen Situationen im Innern zulassen.

Einerseits geht es ihm darum, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts auszuhebeln. Auch nach einer Verfassungsänderung sei eine derartige Regelung nicht möglich, weil zur Abwehr eines Terroranschlags Leben nicht gegen Leben abgewogen werden dürfe, entschied Karlsruhe damals.

Ob dies auch im Verteidigungsfall gilt, lässt Karlsruhe offen, weshalb Schäuble Terrorangriffe nun als einen Quasiverteidigungsfall einstufen will.

Doch die vorgeschlagene Grundgesetzänderung hätte noch mehr Folgen. Auch der militärische Einsatz gegen einen unzulässigen Generalstreik wäre möglich, warnte Anfang des Jahres der Verfassungsrechtler Martin Hochhuth in einem Interview mit der taz.

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15 Kommentare

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  • MA
    Marcus Angermann

    Bei dieser Diskussion gibt es 3 entscheidene Fragen zu klären. Wie Herr Jung richtig erkannt hat, hat er in seinem Amtseid geschworen "Schaden vom deutschen Volk" abzuwenden. Jetzt aber ein Teil des Volk auch in dieser Maschiene! Ist dies dann neben divierser Tötungsdelikte nach StGB auch ein Meineid?

    Desweiteren wäre auch noch zu klären, ob so eine Maschine auch abgeschossen wird wenn Herr Jung oder Herr Schäuble höchstpersönlich in so einer Maschine sitzen??? Schließlich bleibt noch zu klären, was mit den Trümmerteilen geschieht, wahrscheinlich gibt es dafür noch einen Gesetzesvorschlag oder eine DIN-Regel wie diese zu fallen haben.

     

    Ich möchte aber auch noch ein Wort über die Gegenargumente verlieren. Hier wird oft geschrieben "man darf nicht Leben gegen Leben" abwiegen. Ich finde dies sehr fandenscheinig, denn in der Realität wird dies doch im übertragenen Sinne ständig gemacht. Es kommt zu Massenentlassung, damit der Aktienkurs steigt und damit der Rest den Job beahalten kann. Dies ist für mich auch ein Aufwiegen!

  • ML
    Manfred Leickel

    Das fatale an der von Minister Jung losgetretenen Debatte ist, daß er damit die Arbeit der Terroristen macht. Er verunsichert die Bürger. Wenn das, was dieser Mensch da vorhat, Wirklichkeit wird, brauchen die Terroristen die Flugzeuge nicht einmal mehr selbst zu entführen, sondern nur Informationen zu streuen, daß dem so wäre. Den Rest übernimmt dann der Herr Jung. Mit einem medienwirksamen Flugzeugabschuß durch die Luftwaffe hätten die Terroristen erreicht, was sie wollen: Angst schüren. Genau darauf kommt es ihnen aber an, auf das Spektakulum, nicht auf möglichst viele Tote. Und am Ende ist es dann niemand gewesen. Der Minister konnte auf Grund der vorliegenden Informationen nicht anders handeln und tritt schlimmstenfalls mit einer fetten Pension ab, die Militärs berufen sich auf Befehle, und alle sind fein raus.

     

    Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dem Herrn Bundesminister und seiner Clique wirklich nur um Terrorabwehr geht oder ob nicht das Kalkül dahinter steckt, daß eine verängstigte Bevölkerung sich besser gleichsam am Nasenring führen läßt.

  • AZ
    A. Z.

    Was soll denn das jetzt schon wieder sein - der untaugliche Versuch eine (in jedem anderen Fall strikt abgelehnte) Volksabstimmung zu initiieren?

     

    Diese Medienkasper sind eine Pest! Sie verfolgen einen mit einer Penetranz, die nervt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich momentan einen Minister Jung, der mit hochrotem Kopf seinen elegant beschuhten Rechten im Rhythmus Schäubleschen Applauses auf das Parkett im Kanzleramt stampft und dabei in die auf ihn gerichteten Mikrofone brüllt: "Ich will aber schießen lassen!" Jeden Dreijährigen, der versucht, auf diese Art an der Supermarktkasse einen Schokoriegel zu ertrotzen, würde man bestenfalls mit Ignoranz strafen. Einem Minister lässt man es durchgehen. Schließlich: Einer muss es ja bekehren, das dumme Volk. Wenn schon die Gerichte nicht spuren. Am besten tut das einer, der sich notfalls opfern würde für seine Landeskinder. Dem Mann, nicht wahr, gebührt unser Vertrauen! Schade, dass seine Haltbarkeit im Amt unter Umständen sehr viel kürzer ist, als die eines eventuelle von ihm hinterlassenen Gesetzes.

  • PS
    Peter Szameitat

    Alles wegen des Flugzeugattentats in New York von 09/01, das durch die Nachlaessigkeit der US-Sicherungskraefte erst moeglich wurde. Die Taeter aus Saudi-Arabien, NICHT AUS AFGHANISTAN, lebten schon laenger als Studenten in den USA und waren im Fadenkreuz der CIA betr. ihrer moeglichen terroristischen Aktivitaeten. Am Tag des Abflugs wurden sie auch noch bei der Abflugkontrolle fotografiert. Flugsicherungspersonal (AirMarshalls) einzusetzen, hielt man nicht fuer noetig und auch das Flugpersonal wurde nicht unterrichtet. Die Pilotenkanzel war nicht verriegelbar. So nur konnte es dann zum Kidnapping der Piloten kommen. (Von einem Insider aus den USA, was ja aber auch allgemein bekannt ist.) Bei den heutigen Fluggast- und Gepaeckkontrollen, so wie der Einsatz von Flugsicherungspersonal und Sicherung der Pilotenkanzel kann so etwas wie New York nicht mehr passieren. Eines ist mit einem Multiplikator von 10Millionen nicht auszuschliessen, das sich eine ganze Rotte, mehr als 50% des Passagiervolumens, eine gewaltsame Uebernahme zu einem Attentat versucht. Von der Logistik her ist dies jedoch kaum von Terroristen zu erwarten, zumal dann nicht, wie von der Polizei gefordert, zur routierenden Ueberwachung von verdaechtigen Personen mehr Personal und Ausruestung zur Verfuegung gestellt wird. Im Innland sind in einer Demokratie ausschliesslich die Polizeistrukturen fuer Sicherheit und Ordnung zustaendig!

  • MK
    Matthias Keller

    Runter kommen sie immer - deshalb ist diese ganze Diskussion sehr vordergründig. Ein Abfangjäger wird eine entführte 747 nicht atomisieren können. Er kann sie nur abschießen und irgendwo fällt die Maschine dann runter. Ich bezweifle, daß sich der Aufschlagbereich berechnen oder planen lässt. Menschenleere Wüsten sind in Deutschland rar. Wer einen Anschlag auf Frankfurts Bankenviertel plant, wird sicher auch zunächst brav in Richtung Rhein-Main-Flughafen fliegen. Die Entscheidung des Verteidigungsministers ist dann eher: 'Bankenviertel oder Sachsenhausen, Neu-Isenburg, Offenbach, ...?' Wer will und kann so eine Entscheidung treffen und verantworten?

  • MA
    Marcus Angermann

    Bei dieser Diskussion gibt es 3 entscheidene Fragen zu klären. Wie Herr Jung richtig erkannt hat, hat er in seinem Amtseid geschworen "Schaden vom deutschen Volk" abzuwenden. Jetzt aber ein Teil des Volk auch in dieser Maschiene! Ist dies dann neben divierser Tötungsdelikte nach StGB auch ein Meineid?

    Desweiteren wäre auch noch zu klären, ob so eine Maschine auch abgeschossen wird wenn Herr Jung oder Herr Schäuble höchstpersönlich in so einer Maschine sitzen??? Schließlich bleibt noch zu klären, was mit den Trümmerteilen geschieht, wahrscheinlich gibt es dafür noch einen Gesetzesvorschlag oder eine DIN-Regel wie diese zu fallen haben.

     

    Ich möchte aber auch noch ein Wort über die Gegenargumente verlieren. Hier wird oft geschrieben "man darf nicht Leben gegen Leben" abwiegen. Ich finde dies sehr fandenscheinig, denn in der Realität wird dies doch im übertragenen Sinne ständig gemacht. Es kommt zu Massenentlassung, damit der Aktienkurs steigt und damit der Rest den Job beahalten kann. Dies ist für mich auch ein Aufwiegen!

  • ML
    Manfred Leickel

    Das fatale an der von Minister Jung losgetretenen Debatte ist, daß er damit die Arbeit der Terroristen macht. Er verunsichert die Bürger. Wenn das, was dieser Mensch da vorhat, Wirklichkeit wird, brauchen die Terroristen die Flugzeuge nicht einmal mehr selbst zu entführen, sondern nur Informationen zu streuen, daß dem so wäre. Den Rest übernimmt dann der Herr Jung. Mit einem medienwirksamen Flugzeugabschuß durch die Luftwaffe hätten die Terroristen erreicht, was sie wollen: Angst schüren. Genau darauf kommt es ihnen aber an, auf das Spektakulum, nicht auf möglichst viele Tote. Und am Ende ist es dann niemand gewesen. Der Minister konnte auf Grund der vorliegenden Informationen nicht anders handeln und tritt schlimmstenfalls mit einer fetten Pension ab, die Militärs berufen sich auf Befehle, und alle sind fein raus.

     

    Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dem Herrn Bundesminister und seiner Clique wirklich nur um Terrorabwehr geht oder ob nicht das Kalkül dahinter steckt, daß eine verängstigte Bevölkerung sich besser gleichsam am Nasenring führen läßt.

  • AZ
    A. Z.

    Was soll denn das jetzt schon wieder sein - der untaugliche Versuch eine (in jedem anderen Fall strikt abgelehnte) Volksabstimmung zu initiieren?

     

    Diese Medienkasper sind eine Pest! Sie verfolgen einen mit einer Penetranz, die nervt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich momentan einen Minister Jung, der mit hochrotem Kopf seinen elegant beschuhten Rechten im Rhythmus Schäubleschen Applauses auf das Parkett im Kanzleramt stampft und dabei in die auf ihn gerichteten Mikrofone brüllt: "Ich will aber schießen lassen!" Jeden Dreijährigen, der versucht, auf diese Art an der Supermarktkasse einen Schokoriegel zu ertrotzen, würde man bestenfalls mit Ignoranz strafen. Einem Minister lässt man es durchgehen. Schließlich: Einer muss es ja bekehren, das dumme Volk. Wenn schon die Gerichte nicht spuren. Am besten tut das einer, der sich notfalls opfern würde für seine Landeskinder. Dem Mann, nicht wahr, gebührt unser Vertrauen! Schade, dass seine Haltbarkeit im Amt unter Umständen sehr viel kürzer ist, als die eines eventuelle von ihm hinterlassenen Gesetzes.

  • PS
    Peter Szameitat

    Alles wegen des Flugzeugattentats in New York von 09/01, das durch die Nachlaessigkeit der US-Sicherungskraefte erst moeglich wurde. Die Taeter aus Saudi-Arabien, NICHT AUS AFGHANISTAN, lebten schon laenger als Studenten in den USA und waren im Fadenkreuz der CIA betr. ihrer moeglichen terroristischen Aktivitaeten. Am Tag des Abflugs wurden sie auch noch bei der Abflugkontrolle fotografiert. Flugsicherungspersonal (AirMarshalls) einzusetzen, hielt man nicht fuer noetig und auch das Flugpersonal wurde nicht unterrichtet. Die Pilotenkanzel war nicht verriegelbar. So nur konnte es dann zum Kidnapping der Piloten kommen. (Von einem Insider aus den USA, was ja aber auch allgemein bekannt ist.) Bei den heutigen Fluggast- und Gepaeckkontrollen, so wie der Einsatz von Flugsicherungspersonal und Sicherung der Pilotenkanzel kann so etwas wie New York nicht mehr passieren. Eines ist mit einem Multiplikator von 10Millionen nicht auszuschliessen, das sich eine ganze Rotte, mehr als 50% des Passagiervolumens, eine gewaltsame Uebernahme zu einem Attentat versucht. Von der Logistik her ist dies jedoch kaum von Terroristen zu erwarten, zumal dann nicht, wie von der Polizei gefordert, zur routierenden Ueberwachung von verdaechtigen Personen mehr Personal und Ausruestung zur Verfuegung gestellt wird. Im Innland sind in einer Demokratie ausschliesslich die Polizeistrukturen fuer Sicherheit und Ordnung zustaendig!

  • MK
    Matthias Keller

    Runter kommen sie immer - deshalb ist diese ganze Diskussion sehr vordergründig. Ein Abfangjäger wird eine entführte 747 nicht atomisieren können. Er kann sie nur abschießen und irgendwo fällt die Maschine dann runter. Ich bezweifle, daß sich der Aufschlagbereich berechnen oder planen lässt. Menschenleere Wüsten sind in Deutschland rar. Wer einen Anschlag auf Frankfurts Bankenviertel plant, wird sicher auch zunächst brav in Richtung Rhein-Main-Flughafen fliegen. Die Entscheidung des Verteidigungsministers ist dann eher: 'Bankenviertel oder Sachsenhausen, Neu-Isenburg, Offenbach, ...?' Wer will und kann so eine Entscheidung treffen und verantworten?

  • MA
    Marcus Angermann

    Bei dieser Diskussion gibt es 3 entscheidene Fragen zu klären. Wie Herr Jung richtig erkannt hat, hat er in seinem Amtseid geschworen "Schaden vom deutschen Volk" abzuwenden. Jetzt aber ein Teil des Volk auch in dieser Maschiene! Ist dies dann neben divierser Tötungsdelikte nach StGB auch ein Meineid?

    Desweiteren wäre auch noch zu klären, ob so eine Maschine auch abgeschossen wird wenn Herr Jung oder Herr Schäuble höchstpersönlich in so einer Maschine sitzen??? Schließlich bleibt noch zu klären, was mit den Trümmerteilen geschieht, wahrscheinlich gibt es dafür noch einen Gesetzesvorschlag oder eine DIN-Regel wie diese zu fallen haben.

     

    Ich möchte aber auch noch ein Wort über die Gegenargumente verlieren. Hier wird oft geschrieben "man darf nicht Leben gegen Leben" abwiegen. Ich finde dies sehr fandenscheinig, denn in der Realität wird dies doch im übertragenen Sinne ständig gemacht. Es kommt zu Massenentlassung, damit der Aktienkurs steigt und damit der Rest den Job beahalten kann. Dies ist für mich auch ein Aufwiegen!

  • ML
    Manfred Leickel

    Das fatale an der von Minister Jung losgetretenen Debatte ist, daß er damit die Arbeit der Terroristen macht. Er verunsichert die Bürger. Wenn das, was dieser Mensch da vorhat, Wirklichkeit wird, brauchen die Terroristen die Flugzeuge nicht einmal mehr selbst zu entführen, sondern nur Informationen zu streuen, daß dem so wäre. Den Rest übernimmt dann der Herr Jung. Mit einem medienwirksamen Flugzeugabschuß durch die Luftwaffe hätten die Terroristen erreicht, was sie wollen: Angst schüren. Genau darauf kommt es ihnen aber an, auf das Spektakulum, nicht auf möglichst viele Tote. Und am Ende ist es dann niemand gewesen. Der Minister konnte auf Grund der vorliegenden Informationen nicht anders handeln und tritt schlimmstenfalls mit einer fetten Pension ab, die Militärs berufen sich auf Befehle, und alle sind fein raus.

     

    Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es dem Herrn Bundesminister und seiner Clique wirklich nur um Terrorabwehr geht oder ob nicht das Kalkül dahinter steckt, daß eine verängstigte Bevölkerung sich besser gleichsam am Nasenring führen läßt.

  • AZ
    A. Z.

    Was soll denn das jetzt schon wieder sein - der untaugliche Versuch eine (in jedem anderen Fall strikt abgelehnte) Volksabstimmung zu initiieren?

     

    Diese Medienkasper sind eine Pest! Sie verfolgen einen mit einer Penetranz, die nervt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich momentan einen Minister Jung, der mit hochrotem Kopf seinen elegant beschuhten Rechten im Rhythmus Schäubleschen Applauses auf das Parkett im Kanzleramt stampft und dabei in die auf ihn gerichteten Mikrofone brüllt: "Ich will aber schießen lassen!" Jeden Dreijährigen, der versucht, auf diese Art an der Supermarktkasse einen Schokoriegel zu ertrotzen, würde man bestenfalls mit Ignoranz strafen. Einem Minister lässt man es durchgehen. Schließlich: Einer muss es ja bekehren, das dumme Volk. Wenn schon die Gerichte nicht spuren. Am besten tut das einer, der sich notfalls opfern würde für seine Landeskinder. Dem Mann, nicht wahr, gebührt unser Vertrauen! Schade, dass seine Haltbarkeit im Amt unter Umständen sehr viel kürzer ist, als die eines eventuelle von ihm hinterlassenen Gesetzes.

  • PS
    Peter Szameitat

    Alles wegen des Flugzeugattentats in New York von 09/01, das durch die Nachlaessigkeit der US-Sicherungskraefte erst moeglich wurde. Die Taeter aus Saudi-Arabien, NICHT AUS AFGHANISTAN, lebten schon laenger als Studenten in den USA und waren im Fadenkreuz der CIA betr. ihrer moeglichen terroristischen Aktivitaeten. Am Tag des Abflugs wurden sie auch noch bei der Abflugkontrolle fotografiert. Flugsicherungspersonal (AirMarshalls) einzusetzen, hielt man nicht fuer noetig und auch das Flugpersonal wurde nicht unterrichtet. Die Pilotenkanzel war nicht verriegelbar. So nur konnte es dann zum Kidnapping der Piloten kommen. (Von einem Insider aus den USA, was ja aber auch allgemein bekannt ist.) Bei den heutigen Fluggast- und Gepaeckkontrollen, so wie der Einsatz von Flugsicherungspersonal und Sicherung der Pilotenkanzel kann so etwas wie New York nicht mehr passieren. Eines ist mit einem Multiplikator von 10Millionen nicht auszuschliessen, das sich eine ganze Rotte, mehr als 50% des Passagiervolumens, eine gewaltsame Uebernahme zu einem Attentat versucht. Von der Logistik her ist dies jedoch kaum von Terroristen zu erwarten, zumal dann nicht, wie von der Polizei gefordert, zur routierenden Ueberwachung von verdaechtigen Personen mehr Personal und Ausruestung zur Verfuegung gestellt wird. Im Innland sind in einer Demokratie ausschliesslich die Polizeistrukturen fuer Sicherheit und Ordnung zustaendig!

  • MK
    Matthias Keller

    Runter kommen sie immer - deshalb ist diese ganze Diskussion sehr vordergründig. Ein Abfangjäger wird eine entführte 747 nicht atomisieren können. Er kann sie nur abschießen und irgendwo fällt die Maschine dann runter. Ich bezweifle, daß sich der Aufschlagbereich berechnen oder planen lässt. Menschenleere Wüsten sind in Deutschland rar. Wer einen Anschlag auf Frankfurts Bankenviertel plant, wird sicher auch zunächst brav in Richtung Rhein-Main-Flughafen fliegen. Die Entscheidung des Verteidigungsministers ist dann eher: 'Bankenviertel oder Sachsenhausen, Neu-Isenburg, Offenbach, ...?' Wer will und kann so eine Entscheidung treffen und verantworten?