: Terror in der Cité Soleil
■ Haiti: Namensänderung in Aristide-Hochburg erzwungen
Port-au-Prince (AP) – Immer unverhohlener setzen die Schergen der Militärregierung in Haiti die Anhänger des vertriebenen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide unter Druck. In der vergangenen Woche legten sie Feuer in der Slumsiedlung Cité Soleil (Sonnenstadt), einer Hochburg des demokratisch gewählten Staatschefs, der seit September 1991 im Exil lebt. Jetzt zwingen die bewaffneten Banden die Fahrer von Kleinbussen in der Hauptstadt Port-au- Prince, als Fahrtziel nicht mehr „Cité Soleil“ anzugeben, sondern „Cité Simone“. So hieß die Siedlung vor dem Sturz des Diktators Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier im Jahr 1986; Simone war der Name seiner Mutter.
Parteigänger Aristides glauben, daß die erzwungene Namensänderung unterschätzt wird. „Es ist ein weiteres Zeichen dafür, daß die neuen Duvalieristen versuchen, das Land wieder zu übernehmen“, sagt der Geistliche Gerard Jean- Juste. „Sie üben soviel Druck aus, daß die Situation ab einem bestimmten Punkt explodieren wird.“
Die rechtsgerichtete Haitianische Fortschrittsfront (FRAPH) wird immer aktiver in der Cité Soleil. Junge Männer werden rekrutiert, die Bevölkerung zunehmend eingeschüchtert. Banditen mit engen Kontakten zur Armee terrorisieren auch die Hauptstadt.
Der Schildermaler Nevor Elisma berichtete, FRAPH-Mitglieder hätten ihn gezwungen, Simone-Schilder herzustellen. „Wenn du das Schild nicht aufstellst, dann sagen sie, du bist auf der anderen Seite, und schlagen dich zusammen“, sagt Elisma. „Wenn man die Schilder nicht verkauft, fragen sie: ,Was glaubst du, wer du bist? Glaubst du, dein Vater kommt zurück?‘“ Der Vater, das ist Aristide, auf dessen Rückkehr aus dem amerikanischen Exil viele Haitianer bislang vergeblich gehofft haben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen