■ Tennis: Goldener Oktober
Zürich (dpa/taz) - Es ist schon ein verdammtes Pech für Steffi Graf, daß keines der großen Tennisturniere im Monat Oktober stattfindet. Seit dem 6. Oktober 1985, als sie das Finale von Fort Lauderdale sechzehnjährig gegen Martina Navratilova verlor, hat sie nämlich nie wieder im zehnten Monat des Jahres ein Match verloren. Und auch beim Endspiel von Zürich half ihr jetzt gegen ebenjene Martina Navratilova die Magie des goldenen Oktobers aus der Patsche.
„Ziemlich hoffnunglos“ habe es ausgesehen, als die Weltranglistenzweite aus Brühl bereits mit 2:6, 2:4 gegen eine Gegnerin zurücklag, die eine Woche vor ihrem 36. Geburtstag zum Entzücken der 3.500 Zuschauerinnen und Zuschauer am Zürichsee großartig aufspielte. Mit ihren ständigen Netzattacken trieb Martina Navratilova die Deutsche fast zur Verzweiflung, doch als der Sieg bereits greifbar nahe schien, geschah das, was in allen wichtigen Duellen der beiden in den letzten Jahren geschehen war: die routinierte Amerikanerin verlor die Nerven.
Einige glänzende Returns von Steffi Graf, erstaunlicherweise meist mit der sonst so schwachen Rückhand, und der erste leichtfertig verschlagene Volley der angriffslustigen Linkshänderin aus den USA brachten das Break um 4:4. Mit einem zweiten Break zum 7:5 gewann Steffi Graf den zweiten Satz.
Auch im dritten Durchgang nahm Navratilova ihrer Gegnerin gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab, ein Service-Verlust zum 3:3 war jedoch schon die Vorentscheidung. Nach insgesamt 109 Minuten siegte die Deutsche erneut mit 7:5, es war ihr sechster Triumph in Zürich hintereinander. Gleichzeitig glich sie ihre Bilanz gegen Martina Navratilova aus. 16 Mal trafen sie aufeinander, beide haben nun acht Siege zu verzeichnen. „Das war das beste und schönste Endspiel in Zürich“, freute sich die glückliche Gewinnerin, während Martina Navratilova nur der Trost blieb, daß es „immer ein Ereignis ist, wenn ich mit Steffi auf dem Platz stehe“.
In der Weltrangliste rückte die 23jährige Deutsche durch den Erfolg in der Schweiz näher an die führende Monica Seles heran. Pech nur, daß der Oktober auch in diesem Jahr nicht ewig währt.
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