piwik no script img

■ Mit „Oscar“ auf du und duTempo aus Chemnitz

Berlin (taz) – Wenn es einfach nur um das Rechnen geht, sind gewöhnliche Personalcomputer und auch die in Firmennetzen üblichen Servermaschinen schnell überfordert. Für die Gleichungssysteme beispielsweise, mit denen Klimaforscher die Erhöhung des Meerwasserspiegels vorhersagen, sind die enorm kostspieligen Monster nötig, die bisher hauptsächlich von den US-Firmen Cray oder IBM hergestellt wurden.

Aber die Riesen haben Konkurrenz aus Ostdeutschland erhalten. Unter der Leitung des Informatikers Wolfgang Rehm hat eine Arbeitsgruppe an der Technischen Universität Chemnitz einen Computer gebaut, der pro Sekunde 1,3 Milliarden sogenannte „Flops“ ausführen kann – diese Abkürzung steht für die „Floating Point Operations“ (Fließkommaberechnungen), Einheiten, die als Eichmaß für die Leistung großer Rechner dienen.

Nur die allergrößten Zahlenfresser schaffen heute mehr. Trotzdem mußte Rehms Gruppe den Unihaushalt nicht überziehen. Der Chemnitzer Supercomputer besteht lediglich aus 16 Pentium-II Prozessoren der Firma Intel. Die Chips, die heute in jedem Haus-PC stecken, sind parallel geschaltet, der größte Zugewinn an Leistung kommt nicht aus den Rechenbausteinen selbst, sondern aus den Verbindungen zwischen ihnen. Parallelrechner dieser Art sind nicht neu, sie litten aber bisher an einer viel zu langen Leitung und an einer sperrigen Software, die den Prozessortrupp im Takt halten muß. Rehm nennt seine besseren Programme „Offene skalierbare Cluster-Architektur“. Das trifft nicht nur ungefähr das Prinzip, sondern ergibt als Akronym auch den schönen Namen „Oscar“. Dazu kommen Verbindungsstrecken nach neuen technischen Standards („SCI“, und „Myrinet“), die fast zwei Milliarden Zeichen pro Sekunde übertragen können.

Was „Oscar“ leistet, will die Universität auf der Cebit (Halle 22 Stand C25) vorführen. Zu sehen ist unter anderem die Simulation der Ausbreitung eines Flächenbrandes. Niklaus Hablützel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen