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Telekom beschließt Frauenquote30 Prozent der Macht

Die Telekom hat eine Quote beschlossen: Bis 2015 sollen 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein - auch der Telekom-Vorstand. Frauenministerin Schröder ist jetzt in der Zwickmühle.

Mehr Macht für Frauen. Bild: ap

BONN dpa/taz | Die Deutsche Telekom hat als erstes Dax-Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen. Bis 2015 sollten 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen in dem Unternehmen mit Frauen besetzt werden, teilte die Telekom am Montag mit. Die Regelung soll weltweit gelten und auch für den Telekom-Vorstand, wie die Telekom auf taz-Nachfrage bestätigte.

Zur Umsetzung will die Telekom Zielwerte beispielsweise bei Neueinstellungen von Hochschulabsolventen oder Auswahlprozessen einführen. Personalvorstand Thomas Sattelberger sagte, der Telekom gehe es um die spürbare und nachhaltige Umsetzung von Chancengleichheit für die besten Talente, egal welchen Geschlechts. "Unsere jahrelangen Maßnahmen zur Frauenförderung waren redlich und gut gemeint, der durchschlagende Erfolg blieb wie in allen großen Unternehmen leider aus."

"Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser", sagte Konzernchef René Obermann. Es gehe nicht um ein "Diktat einer falsch verstandenen Gleichmacherei". Schon jetzt seien 60 Prozent der Absolventen von wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen Frauen.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder begrüßte die Entscheidung - und das, obwohl sie sich in der Vergangenheit massiv gegen Quoten ausgesprochen hatte. "Frauen haben längst die Arbeitswelt erobert. Aber dort, wo die wichtigen Entscheidungen getroffen werden, bleiben die Männer immer noch unter sich", wurde sie jetzt in der Telekom-Mitteilung anlässlich der Quoten-Entscheidung zitiert.

Rascher Sinneswandel bei Kristina Schröder

Ein rascher Sinneswandel der Frauenministerin: Noch vor knapp zwei Wochen hatte Schröder Frauenquoten mit Cortison verglichen. Anlässlich ihrer ersten gleichstellungspolitischen Rede vor weniger als zwei Wochen hatte Schröder noch gesagt, es sei in den Vorstandsetagen eine "familienfeindliche Kultur zementiert". Dies aber mit der "Brechstange" einer Quotenregelung anzugehen, sei "wie Cortison - die Symptome verschwinden, die Ursachen bleiben".

Nicht für Vorstände, allenfalls für die Aufsichtsräte konnte sich Schröder "einen Mindestanteil von Frauen als Ultima Ratio" vorstellen, hatte Schröder erklärt und zu diesem Aspekt einen "Stufenplan" angekündigt. Den will Schröder heute nachmittag vorstellen - und man darf gespannt sein, denn Schröder wird zumindest ihre Rhetorik ändern müssen. Ob sie heute abermals Frauenquoten mit Cortison vergleichen wird, darf bezweifelt werden.

Das Problem von zu wenig Frauen in Führungspositionen ist seit langem bekannt: Im Jahr 2008 zum Beispiel saß auf den 68 Vorstandspositionen der zehn umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland nur eine einzige Frau: Die für den Einkauf zuständige Barbara Kux bei Siemens. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom vergangenen Jahr waren von den 526 Vorstandsposten der 100 größten Unternehmen nur sieben von Frauen besetzt.

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11 Kommentare

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  • T
    TheK

    Quoten schaden der Gleichberechtigung. Mit einer solchen wird gezwungener Maßen davon ausgegangen, dass zumindest ein Teil der Frauen nicht wegen ihrer Fähigkeiten, sondern wegen der Quote in dem Job ist. Und wer steht schon voll hinter einem Vorgesetzten, den er (oder sie) für nicht hinreichend qualifiziert hält? Insofern passt auch die Aussage von "eine Quote macht uns besser": Denn die Frauen im Vorstand müssen jetzt das doppelte leisten, damit auch alle überzeugt sind, dass sie wegen ihrer Fähigkeiten dort vertreten sind.

     

    Ein anderer Punkt hat mich allerdings auch schockiert - man begründet die "Notwendigkeit" mit den 60% Frauen in "Wirtschaftlichen Studiengängen". Eh, hallo, ist die Telekom nicht auch ein Technologie-Unternehmen? Und eben da gibt es (leider) nahezu 0% Frauen. Dürfte also den Techniker-Anteil in der Chefetage noch weiter senken...

  • T
    Tanko

    Gerade durch so eine explizite Quote, wie auch durch sprachliche Vergewaltigungen wie Bundeskanzlerin, findest erst recht eine Separierung der Geschlechter statt. Man muss Frauen einstellen, man muss auf das Geschlecht achten. Genau das sollte man aber durch Emanzipationspolitik verhindern, man soll eben nicht mehr auf das Geschlecht (Genus) achten. (nicht das einer noch auf den Gedanken kommt, ich sei emanzipativ restriktiv). Deshalb bin ich eigentlich der Quote in der Berufswelt eher abgeneigt. Viel mehr sollte man doch die Wurzel des Problems angehen, was in diesem Falle wohl die Einstellung vieler Männer ist, die natürlich schon in der Erziehung konstituiert wird. Aber auch bei Frauen, Feministinnen a la Alice Schwarzer können einem gestohlen bleiben. Emanzipation statt Feminismus. Dazu gehört auch die Veränderung des Mutterschutzes und der Wehrpflicht. Das musste ich mal eben zu dieser späten Stunde loswerden.

     

    Zur Telekom:

    Immer mehr verloren gegangene Kunden drängt die Telekom kreativ zu werden, um eine positive Medienpräsenz zu erfahren. Sicherlich ist dieses Unterfangen hauptsächlich von ökonomischer statt sozialer Natur.

  • RU
    Roman Urich

    "Hier handelt es sich nicht um die Einführung der Frauenquote aus feministisch/emanzipatorischen Gründen, sondern es geht um rein wirtschaftliche Interessen! Das finde ich sehr schade."

     

    Ich lache mich schlapp. Auf die wirtschaftlichen Interessen zu achten ist also "sehr schade"? Nach ihrer Logik könnte ein Unternehmen auch zu Grunde gehen. Hauptsache der "feministische/emanzipatorische" Auftrag ist erfüllt.

  • Z
    zeitlos

    Man sieht allein schon an den Parteien wie ungerecht eine Quote ist. Der Anteil der Frauen in der Partei beträgt ca. 30 %. Der Vorstand soll jedoch einen Frauenanteil von 40 %, in manchen Parteien sogar 50% haben. ??? Wenn bei dieser Quotenregelung ein Mann in eine Partei eintritt, ist die Chance nach oben zu kommen geringer als bei einer Frau.

  • T
    Teleweg

    Nach dem statistischen Bundesamt sind seit Jahren 51 % der deutschen Bevölkerung weiblich, 51% der Studienabsolventen sind weiblich, 41% der Promotionen gehen an Frauen. Und da wird es - Jahre nach dem erbärmlicherweise erforderlichen Gleichstellungsgesetz - gefeiert, wenn 30% der Führungspositionen eines Konzerns an Frauen gehen sollen?! Wie rückständig und konservativ sind wir eigentlich? es soll Länder in Europa geben, in denen den Unternehmen verbindlich vorgeschrieben ist, dss 50% der Fürhungspositionen an Frauen zu vergeben sind, und es soll sogar funktionieren!

    Wer sagt mir, dass die 30%-Quote nicht nur deswegen angekündigt wird, weil Frauen im Durchschnitt immer noch wesentlich weniger verdienen als Männer in gleichen Positionen? Dieser Verdacht liegt nahe angesichts der Aussage, das Unternehmen würde hierdurch besser - sprich: gewinnbringender!

  • H
    HamburgerX

    Ich habe es schon an anderer Stelle gesagt: Frauenquoten sind völliger Unsinn. Sie bedeuten nichts anderes, als dass im Zweifelsfall nicht die Qualifikation, sondern das Geschlecht entscheidet.

     

    Das ist Diskriminierung unter dem Deckmantel feministisch-ideologischer Irrlehren.

     

    Frauenquoten sind genau so angebracht, wie Kleine-Männer-Quoten (Größere Männer verdienen im Durchschnitt mehr), Hautfarben-Quoten (Migranten sind in Dax-Vorständen unterrepräsentiert) und Linkshänderquoten (Rechtshänder machen ebenfalls öfter Karriere) usw.

     

    Damit werden Unternehmen nicht besser, sondern können sich allenfalls mit irgendeinem Etikett Image-Mehrwert erkaufen.

  • HD
    Hans D.

    Mein Gott, was für ein hirrissiger Quatsch !

  • SH
    Schau hin

    "Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser"

    Es ist ja super eine Frauenquote einzuführen, aber nur weil das Unternehmen dann "besser wird" also aus reinen Profitgründen diesen Schritt zu gehen, hat für mich einen sehr fahlen Beigeschmack! Wieder mal geht es eigentlich darum, mehr Gewinne einzufahren! Hier handelt es sich nicht um die Einführung der Frauenquote aus feministisch/emanzipatorischen Gründen, sondern es geht um rein wirtschaftliche Interessen! Das finde ich sehr schade.

  • AH
    Aus Haching

    Wie man die Sache dreht oder wendet, gut sieht die Telekom dabei nicht aus:

     

    Entweder die Auswahlprozesse der Telekom waren in der Vergangenheit geschlechtsdiskrimierend, das wäre bei der Größe des Unternehmens und angesichts der Gesellschaferstruktur im Jahre 4 nach dem AGG kein Ruhmesblatt.

     

    Oder die Auswahlprozesse waren nicht geschlechtsdiskrimierend, dann führt die Quote dazu, dass in Zukunft weniger qualifizierte Personen befördert werden als in der Vergangenheit.

     

    P.S. Eine Quote für den Vorstand kann allenfalls der Aufsichtsrat oder die Hauptverstammlung beschließen - nicht der Vorstand selbst.

  • W
    Wiesewittel

    Ruft nicht eine Frauenquote immer wieder unnötigen Widerspruch hervor. Seid doch mal ehrlich und benennt es endlich wie es auch der Realität entspricht, "Männerquote". Wenn die Meldung lauten würde: Die Telekom hat beschlossen, ihre Männerquote bis 2015 auf 70 Prozent der Führungspositionen zu senken, das würde doch schon ganz anders klingen. Dann können alle, die gegen eine Quotenregelung sind, auch diesem Abbau reinen Herzens zustimmen.

  • Q
    Quoty

    Wieso 30% und nicht 50%?