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Technikerakademie zu KlimawandelAlles halb so wild

Eine Studie einer renommierten Akademie zum Klimawandel bringt Wissenschaftler in Rage. Wegen fehlerhafter Methodik verlassen sie die Forschungsgruppe.

Alles bewältigbar, sagt die deutsche Technikakademie. Die Elbe bei Niedrigwasser ... Bild: dpa

BERLIN taz | Eine umstrittene Studie der renommierten „Deutschen Akademie der Technikwissenschaften“ (acatech) sorgt für Aufregung unter den deutschen Klimawissenschaftlern. Die 39-seitige „acatech-POSITION“ zum Thema „Anpassungsstrategien in der Klimapolitik“, die am Montag offiziell in Berlin vorgestellt wurde, spiegele nur lückenhaft den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel wieder.

Außerdem sei sie in einem „extrem unglücklichen“ Verfahren entstanden, sagte Paul Becker, Chefklimatologe beim „Deutschen Wetterdienst“. Zusammen mit den drei anderen Klimaexperten hatte er zuvor die acatech-Gruppe im Dissens verlassen.

Die „Akademie der Technikwissenschaften“ ist ein Expertengremium deutscher Forscher, das die Naturwissenschaften vertritt und die Bundesregierung berät. Das aktuelle Gutachten beschreibt die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland als relativ undramatisch. Zwar würden Wassermangel und Hochwassergefahren an manchen Standorten zunehmen, zwar würden Wälder gefährdet, die Infrastruktur der Städte belastet und Hitzestress und Allergien zunehmen – doch sei der Klimawandel in Deutschland „grundsätzlich beherrschbar“.

Gute Rahmenbedingungen

Bildung, Technik und Reichtum Deutschlands böten „gute Rahmenbedingungen“ auf den Klimawandel zu reagieren, von Umweltflüchtlingen bleibe das Land wahrscheinlich verschont. Die Experten geben Entwarnung, denn es drohten keine Klimabedingungen, „die nicht bereits in anderen Regionen der Erde existieren und in der Regel bewältigt werden.“ Gleichzeitig böte der Klimawandel auch „Chancen, die es zu nutzen gilt“, vor allem in der Exportwirtschaft.

... und mit Hochwasser Bild: dpa

Doch bereits im Sommer waren die vier Klimawissenschaftler des Gremiums ausgestiegen, unter ihnen der Hamburger Klimaforscher Hans von Storch, der immer wieder selbst vor Alarmismus in der Klimadebatte warnt. Für die Forscher ist in dem Gutachten weniger ein Problem, was drinsteht, als das, was fehlt: „Die Ergebnisse der etablierten Klimaforschung finden sich nicht ausreichend wieder“, sagt Paul Becker. Ohne den Bezug zu den Grundlagen der Klimaforschung aus den Berichten des UN-Klimarats IPCC stehe „der Bericht nur auf einem Bein.“

Die Klimaforscher hätten mehrfach und erfolglos versucht, diesen „fundamentalen Dissens“ ebenso wie andere Vorstellungen zu einzelnen Themen ins Papier zu bekommen. In der Steuerungsgruppe des etwa 40-köpfigen Gremiums, in dem Geowissenschaftler, Mediziner, aber auch Manager von Unternehmen und Waldbesitzer versammelt sind, sitzt der umstrittene RWE-Manager Fritz Vahrenholt.

Nach Vahrenholts Meinung, die im Gutachten immer wieder durchscheint, irrt das IPCC bei seinen Analysen, schuld am Klimawandel sei vor allem die Sonne. Das Internetportal „Klimafakten.de“, mit dem die Europäische Klimastiftung ECF und viele Klimatologen Unwahrheiten korrigieren, hat zur acatech-Studie ebenfalls eine Richtigstellung veröffentlicht. Demnach müsse auch Deutschland massiv in Anpassung investieren.

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8 Kommentare

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  • UH
    Udo Henn

    Liebes Urgestein,

     

    die Wissenschaftler sind sich ganz und gar nicht einig, und da die Konzerne von den (unsinnigen) Investitionen zur C02-Vermeidung profitieren, sind sie natuerlich an der Aufrechterhaltung der kurz- und langfristigen Klimapanik interessiert.

     

    Im uebrigen weise ich darauf hin, dass der Kommentar vom 24.10. nicht von mir ist, da ist der taz wohl ein Fehler unterlaufen.

  • U
    Urgestein

    @Udo

     

    "Solange sich die Wissenschaftler nicht einig sind,..."

     

    Sind sie aber. Sie sind sich nur nicht mit den Managern und Vorständen der Konzerne einig, die von der Zerstörung des Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen ihren kurzzeitigen Profit erwirtschaften und die ein paar Milliönchen abzweigen, um die Wissenschaft und ihre Ergebnisse zu diskreditieren, wo sie ihnen ins Geschäft "pfuschen".

     

    "(...) es gibt keine Beweise für einen Antropogenen Klimawandel.

    Aids ist übrigens auch eine Erfindung der Pharmaindustrie, es gibt keinen Nachweis der Erreger."

     

    Ist das jetzt Realsatire oder sagen sie als nächstes, "der Tod ist auch nur eine Erfindung der Kirche"? In jedem Fall haben sie das Diskussions-Niveau der Klimaleugner hervorragend getroffen.

  • R
    Rosa

    "Geht man davon aus, dass eine Migration über weite Distanzen kostspielig ist, stellt sie für besonders arme Bevölkerungsgruppen kaum eine Option dar. Mit Auswirkungen für Deutschland wäre dann lediglich im europäischen Kontext zu rechnen."

    Aha, eine Migrationswelle ist also zum Glück nicht zu befürchten, aber nicht etwa, weil Anpassung an den Klimawandel auch in weniger begünstigten Gebieten erfolgen kann und soll, sondern weil sich die Menschen dort die Flucht vor der kommenden Katastrophe schlicht nicht leisten können...na dann bin ich ja beruhigt, es wird wohl alles doch nicht so schlimm!

  • WW
    Will Wilumat

    Nachdem in mehreren Zeitungen von der Studie berichtet wurde - und ich lese gern auch mal etwas, was dem mainstream der Meinungsbildung widerspricht und kontrovers diskutiert wird - kann ich allen Interessenten nur raten, spart euch die Zeit!

    Bekannte Allgemeinplätze und viele Aussagen durch Studien und Zitate belegt, deren Autoren sich nicht wehren können.

    Kernaussage: Alles nicht so schlimm in Deutschland und alles beherrschbar! Solche Aspekte wie der globale Charakter und die tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen die als Folge des Klimawandels möglich sind, werden in Sätzen wie "Eine lediglich klima- oder umweltbedingte Massenmigration nach Deutschland erscheint als unwahrscheinlich." abgetan. Das hat nichts mit einer realen Bewertung von Risiken zu tun. Der Witz ist ja, auch wenn man den anthropogener Treibhauseffekt bestreitet, muss man ja mit dem Klimawandelfolgen umgehen. Hier empfiehlt man die europäische Antwort auf mögliche Migrationsströme.

    Mir fällt da immer nur Frontex ein.

  • B
    blub

    Denken die wirklich das Klima bestünde aus Zahlen ? Haben die auch China in ihre tolle Rechnung mit einbezogen ? Ich wette es gibt auch irgend eine Rechnung was teurer wäre : Das Klima zu retten oder mit den folgen zu Leben. Hach dieses Land ist so wunderbar Werte-orientiert

  • R
    ravel

    Export? Klar, anstatt konsequent Autos, Schiffe und Flugzeuge zu verbieten und jedem ein Stück Land zur Selbstversorgung zu geben, will die Dekadenz weiter gasen. Mitteleuropa spielt dabei weiterhin ungeniert seine von Klima- und Wetterextremen verschonte geographische Lage aus, ist stolz auf sinnlose Produktivität und fühlt sich logisch kein Stück für das weltweite Chaos verantwortlich, das schon jetzt hunderte Millionen zur Flucht wegen Hochwasser zwingt.

    Der Untergang dieser abartigen "Zivilisationen" ist die einzige Hoffnung, die bleibt.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Bisher sind wir ja in unserer Bescheidenheit davon ausgegangen, dass wir aus Deutschland heraus die Welt retten werden. Windräder erzeugen Riesenmengen an Phantom-Strom, der bezahlt aber nicht abgenommen wird. Wir zerstören unsere Natur um die Welt zu retten. Eine internationale Lachnummer.

    Und jetzt kommt man langsam drauf: Machen wir es wie die Natur - passen wir uns an.

  • UH
    Udo Henn

    Solange sich die Wissenschaftler nicht einig sind, ob und in welchem Umfang es vielleicht einen Klimawandel geben wird, sollte man alle diesbezueglichen Veroeffentlichungen mit grosser Vorsicht geniessen.