Taxonomie für Erdgas: Erdgas ist nicht nachhaltig
Mit Grund für die kritische Versorgungslage ist, dass man viel zu lange auf fossile Energie setzte. Jetzt gilt es, klimaschonende Lösungen zu finden.
Ein Bündnis von Umweltverbänden geht derzeit juristisch gegen die von der EU-Kommission forcierte Aufnahme von Erdgas in das Regelwerk der EU für nachhaltige Finanzen vor. Sind die alle übergeschnappt, tönt es aus manch einem Social-Media-Kommentar, gerade jetzt, wo die Bundesregierung sogar alte Kohlekraftwerke wieder ans Netz bringt, um den Energiebedarf des Landes abzusichern?
Abgesehen davon, dass die erst zu Beginn nächsten Jahres in Kraft tretenden Änderungen der EU-Taxonomie für die Energieversorgung im kommenden Winter ohnehin keine Rolle spielen können, sollten wir die Ursache für die derzeitige kritische Versorgungssituation und die entfesselten Verbraucherpreise nicht aus dem Blick verlieren. In die Misere gebracht hat uns eine unverantwortliche Politik, die trotz aller Warnungen jahrzehntelang unbeirrt alles auf die fossile Karte gesetzt hat.
Nur mit massiven Investitionen in Energieeffizienz, intelligente Systeme und erneuerbare Energien sowie der Senkung des Verbrauchs kann Europa künftig seine Bürger*innen vor vergleichbaren Schocks schützen. Anstatt eine gesundheits- und klimaschädliche fossile Energieform mit einem grünen Label auszuzeichnen, müssen wir alle verfügbaren Ressourcen für Lösungen mobilisieren, die das Klima schonen und zugleich helfen, künftige Versorgungskrisen und Preisexplosionen zu vermeiden.
Die angestrebte interne Überprüfung der Ausweitung der Taxonomie-Verordnung gibt der EU-Kommission eine Chance, ihre unter dem Druck aus Paris und Berlin getroffene Fehlentscheidung zu korrigieren. Sollte sie sich dazu nicht bereit zeigen, wird in letzter Instanz der Europäische Gerichtshof feststellen müssen, ob das Greenwashing von fossiler Energie mit dem EU-Recht – insbesondere auch mit der Definition von nachhaltiger Energieerzeugung in der Verordnung selbst – vereinbar ist.
Für ClientEarth und die anderen beteiligten Organisationen ist die Antwort ein überaus deutliches Nein.