: Taxen gegen Busspur
■ Streit um Busse auf dem Jungfernstieg
Peter Kelch, Sprecher der Innenbehörde, kann die ganze Aufregung überhaupt nicht verstehen: „Wir werden uns nächste Woche mit den Taxenverbänden zusammensetzen und eine Entscheidung fällen, ob die Taxen die neue Busspur mitbenutzen dürfen“. Der Stein des Anstoßes: Die neuen Busspuren am Jungfernstieg. Während der HVV jetzt auf der City-Einkaufsstraße freie Fahrt genießt, stehen die Taxen auf der auf zwei Spuren verengten Fahrbahn im Stau.
Die düstere Prognose des Landesverbandes der Hamburger Taxiunternehmer: Weniger Touren pro Tag würden für die Innenstadt-FahrerInnen „gravierende Einkommensverluste“ bedeuten. Die Taxi-KundInnen hingegen müßten für langwierige stop-and-go-Fahrten in der City zum Teil horrende Preise bezahlen. Deshalb fordert die Taxen-Lobby: Freie Fahrt für freie Taxen auf den freien Busspuren. Doch die Innenbehörde will laut Kelch „mit der neuen Spur zunächst erste Erfahrungen sammeln, bevor wir darüber entscheiden“.
Feststehende Kriterien für eine Mitbenutzung von Busspuren durch Taxen gibt es nicht. Auf der Stresemannstraße dürfen die beigen Wagen mit den schwarz-gelben Schildern auf die Bustrasse, auf der Grindelallee ist das tabu. „Wir entscheiden von Fall zu Fall“, betont Kelch. Entscheidend dabei seien die Unfallgefahr und die Möglichkeiten der Taxen, auf die Busspur ein- und aus ihr wieder auszufädeln, ohne ständig die durchgezogene Busspurabgrenzung zu kreuzen.
Wenn in der kommenden Woche die Entscheidung gefallen ist, ob die Taxen am Jungfernstieg im Stau stehen müssen oder mit den Bussen brettern dürfen, droht der Taxi-Gilde schon neues Ungemach. Zur Zeit wird die Kollaustraße mit Busspuren verziert, die Hebebrandstraße in Winterhude soll noch in diesem Jahr folgen und auch die Altonaer Max-Brauer-Allee bekommt bald eine spezielle Bus-Trasse. Da hilft nur eins: Taxi-Ruf nicht anwählen, HVV-Ticket kaufen. Marco Carini
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