: Tauziehen im Hinterzimmer
■ Sozis üben sich in Floskulatur / Rot-Grün oder Rot-Statt?
Dank an Henning Voscherau, Dank an Helmut Schmidt, Dank an die SPD und ein Auftrag an den Bürgermeister: Gemeinsam mit Parteichef Helmuth Frahm, Fraktionschef Günter Elste und der Nord-Genossin Helgrit Fischer-Menzel soll er die „Problemlösungsfähigkeit“ der anderen Parlamentsparteien mal austesten. Das ist die erste Antwort der Hamburger Sozialdemokraten auf das Wahlergebnis vom Sonntag. Beschlossen und verkündet am Montagabend vom Landesvorstand der Partei.
Bis Ende kommender Woche wird der Vierer-Troß mit Grünen und der Statt-Partei „Sondierungsgespräche“ führen. Danach will der Vorstand sich wieder zusammensetzen, um zu entscheiden, mit welchem der beiden Kandidaten verhandelt werden soll. Mögliche Entscheidung dann aber auch: Gespräche mit der CDU, deren Parteichef Dirk Fischer zwar „formelle Sondierungsgespräche“ ablehnte, zu konkreten Koalitionsverhandlungen aber bereit ist.
Erster Gesprächspartner Voscheraus war heute morgen Statt-Parteichef Markus Wegner, den es zwar nicht selbst in den Senat zieht, der den Sozis aber eine Tolerierung angeboten hat. Eine Offerte, die sozialdemokratischen Ohren offensichtlich ausgesprochen verlockend klingt.
Selbst die zweite Reihe der SPD-Funktionäre fand gestern kein öffentliches Wort gegen die neue Farbmischung Rot-Statt. Zu viele Fragezeichen, die erst ergründet werden müßten, hatte Günter Elste entdeckt. Ex-Parteichefin Traute Müller ließ es bei einem „aber sie wissen doch, daß wir nicht darüber reden“ bewenden, und auch Ex-Sozialsenator Jan Ehlers mochte eigene Präferenzen nicht preisgeben. Deutliches Zeichen für ein kräftiges Hinterzimmer-Tauziehen zwischen Rot-Grün-Befürwortern und der wachsenden Zahl von Rot-Statt-Freunden.
Fast schon überraschend, daß sich die Gewerkschaftsbosse und SPD-Mitglieder Rolf Fritsch (ÖTV, erneut) und Erhard Pumm (DGB, zum ersten Mal) zu Rotgrün bekannten. uex
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